Leerlauf,
Posse, weltfremd – die Meinungen waren schnell gemacht: Whatsapp, der weltweit
beliebteste Handy-Kurznachrichtendienst, hat seine Nutzungsbedingungen dem
neuen EU-Datenschutzgesetz angepasst. Kinder unter 16 Jahren sind nicht mehr
zugelassen, auch nicht in der Schweiz. Lehrer hierzulande halten das laut der «SonntagsZeitung»
für ein Problem. Dieser einfache und allgegenwärtige Kommunikationsweg ist
ihnen nun verwehrt.
Der Klassenalarm via WhatsApp ist gefährdet? Gut so! Tages Anzeiger, 5.6. von Edgar Schuler
Datenschutz
– gerade für Daten von Kindern und Jugendlichen – ist aber weder ein Leerlauf
noch eine Posse. Und weltfremd ist nicht dieses «Verbot», das ja auch
verführerisch einfach zu umgehen wäre. Weltfremd sind Lehrer und Eltern, die
auf Whatsapp setzen, einfach weil es bequem und gratis ist. Und weil man damit
ja angeblich irgendwie die «Jungen in ihrer Welt abholen» kann.
Ja,
Whatsapp ist bequem und «gratis», aber nicht, weil sein Besitzer – Facebook –
selbstlos Schweizer Lehrer bei der Hausaufgabenhilfe unterstützen will. Der
Multimilliardenkonzern verfügt damit vielmehr über einen weiteren Kanal, auf
dem er persönliche Nutzerdaten für den Verkauf an die Meistbietenden absaugt.
Wenn jetzt tatsächlich Lehrer Whatsapp-Klassenchats schliessen, lernen die
Kinder Wesentliches über die schöne neue Welt des Internets, in der nichts so
bequem und gratis ist, wie es scheint.
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