Jeweils im Frühjahr stehen für die Seklehrerinnen
und -lehrer die Übertrittsgespräche an. Es geht darum abzuklären, ob sich
Schüler für eine kantonale Mittelschule – darunter die Fachmittelschule (FMS) –
anmelden können. Was den Übertritt an die FMS betrifft, sind zurzeit einige
Zuger Oberstufenlehrer verunsichert. Gemäss kantonalen Vorgaben braucht man
nämlich für die FMS einen Notenschnitt von 5,0. An den Info-Anlässen wird den
Anwärtern allerdings kommuniziert, dass auch eine 4,7 oder eine 4,8 reichen
würden. Das bringe Lehrer in schwierige Situationen, heisst es unter Pädagogen.
Ein Schreiben der Fachmittelschule verunsichert Lehrer, Luzerner Zeitung, 13.4. von Rahel Hug
Zari Dzaferi, Baarer SP-Kantonsrat und Seklehrer in
Menzingen, kennt das Problem. «Viele Lehrpersonen haben sich darüber geärgert.»
Es sei gut, dass der Orientierungswert von 5,0 gelte. «Wenn nun die Schule die
Jugendlichen und die Eltern darauf aufmerksam macht, dass auch eine 4,7 reiche,
werden die Rahmenbedingungen zu schwammig.» Der Orientierungswert, so die
Meinung von Dzaferi, sollte möglichst angestrebt werden. Er vermutet, dass die
FMS zu wenig Anmeldungen verzeichnet und sich deshalb für diesen Schritt
entschieden habe. Die «inoffizielle Senkung des Notenschnitts» sei mit einem
Schreiben an interessierte Schülerinnen und Schüler kommuniziert worden. «Wir
Lehrpersonen wurden aber nicht direkt informiert.»
«Orientierungswert darf unterschritten werden»
Dies bestätigt Barbara Kurth-Weimer, Präsidentin
des Lehrerinnen- und Lehrervereins Kanton Zug (LVZ). «Es stimmt, dass einige
Lehrpersonen bei den Übertrittsgesprächen nicht mit der Kommunikation der FMS
vertraut waren. Die Haltung der FMS wurde den Lehrpersonen leider nicht
offiziell mitgeteilt», sagt sie. Das Thema und auch das Schreiben seien intern
diskutiert worden, und man habe mit der Schulleitung der FMS Kontakt
aufgenommen. Barbara Kurth betont jedoch, dass der Orientierungswert keine
Marke sei, die zwingend erreicht werden müsse. «Beim Übertrittsverfahren
handelt es sich um eine ganzheitliche Beurteilung. Der Orientierungswert darf
daher auch unterschritten werden.» Dies werde von den Lehrpersonen auch so
gehandhabt. Allerdings, ergänzt die LVZ-Präsidentin, sei der Spielraum nicht
definiert. «Von daher begrüssen wir es, wenn die FMS den Spielraum eingrenzt.»
Wie äussern sich die FMS und die Regierung dazu?
Bildungsdirektor Stephan Schleiss nimmt Stellung zum Thema. Bei den Übertritten
sei die Gesamtbetrachtung massgebend. «Das heisst, dass in der ganzheitlichen
Betrachtung der Leistungen und der mutmasslichen Entwicklung des Schülers der
Notenwert gut begründet ‹übersteuert› werden kann.» So sei dies bei der
Einführung des Orientierungswertes gegenüber den Lehrpersonen kommuniziert
worden. Was das Schreiben der FMS angeht, sagt Schleiss: «Es wurde den Info-Broschüren
der FMS beigelegt.» Diese würden jeweils Anfang Schuljahr an alle Sek-Schulen
sowie an das BIZ gesandt. «Dies ist der übliche Kommunikationskanal der
Mittelschulen, aber nicht der Dienstweg für offizielle Informationen. Das hat
die FMS zu wenig bedacht. Es ging der FMS um eine Beschreibung des Übertritts
aus ihrem Blickwinkel und aufgrund ihrer Erfahrung.»
Das Schreiben sei im Bildungsrat ein Thema gewesen,
erklärt der SVP-Regierungsrat weiter. «Die FMS wurde angehalten, künftig auf
die Nennung dieser Notenschnitte zu verzichten.» Von einer «Senkung des
Orientierungswerts» kann laut Stephan Schleiss nicht die Rede sein. «Die FMS
wollte die Gesamtbetrachtung in Erinnerung rufen. Sie hat nichts Neues
verkündet, sondern nur verdeutlicht, welche Voraussetzungen Jugendliche
mitbringen müssen, um an der FMS Erfolg zu haben.» Die Vermutung, dass
die FMS mit tiefen Anmeldezahlen kämpfe, bestätigt der Bildungsdirektor nicht.
«Die FMS Zug bewegt sich mit einer Schülerzahl von insgesamt rund 200 Jugendlichen
im normalen Rahmen und wird als wichtige Zubringerschule der PH Zug gut
nachgefragt.»
Zur Veranschaulichung: 2013/14 lag die Schülerzahl
bei 198, 2014/15 bei 186, 2016/17 bei 215 und für 2018/19, so die provisorische
Prognose, bei 228. «Gewisse Schwankungen bei den Anmeldungszahlen haben an
allen Zuger Mittelschulen Tradition», stellt Schleiss fest.
Absichten, den Orientierungswert anzupassen, gibt es zurzeit nicht. «Der Wert besteht erst seit drei Jahren», sagt Schleiss. «Wir müssen noch etwas Erfahrung sammeln, bevor wir über eine Änderung nachdenken.»
Absichten, den Orientierungswert anzupassen, gibt es zurzeit nicht. «Der Wert besteht erst seit drei Jahren», sagt Schleiss. «Wir müssen noch etwas Erfahrung sammeln, bevor wir über eine Änderung nachdenken.»
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