Von
den automatischen Lohnerhöhungen müssen sich die 6000 Baselbieter
Staatsangestellten bald verabschieden. Die Regierung schickte eine Teilrevision
des Lohnsystems in die Vernehmlassung. Diese sieht einen leistungsabhängigen
Lohnanteil vor.
Leistungslohn: Baselbieter Lehrer können auf Sonderbehandlung hoffen, Schweiz am Wochenende, 23.3. von Michael Nittnaus
Lehrer
bekommen Lösung, hinter der sie stehen können
Inhaltlich deckt sich das, was Lauber vorstellte, mit dem, was die «Schweiz am Wochenende» bereits vergangenen Dezember publik gemacht hatte. Schon dort war der Widerstand der Arbeitsgemeinschaft der Personalverbände (ABP) gross. Vor allem Lehrer-Vertreter riefen aus. Der Tenor: Leistung lässt sich bei Lehrern schlechter messen als bei einem Verwaltungsangestellten. Vor wenigen Tagen doppelten die Schulleitungskonferenzen sämtlicher Stufen mit einem Brief an Lauber nach. Dieser hielt dagegen: «Leistung ist immer messbar. Und wir reden nicht von der Anzahl Facebook-Likes.»
Und
doch kommt die Regierung den Lehrern entgegen. Die neuen MAG werden für sie
erst auf Mitte 2020 eingeführt. Lauber betonte, dass die Bildungsdirektion die
MAG bis dann zusammen mit den Schulleitungen und Personalverbänden erarbeiten
würden. Während Lauber eher eine harte Haltung vertritt, klingt es bei Severin
Faller schon anders: «Die Lösung muss praktikabel sein. Wenn sie von
Schulleitern und Lehrern nicht getragen wird, dann funktioniert sie auch
nicht», sagt der Generalsekretär der Bildungsdirektion im Gespräch mit dieser
Zeitung.
6 Millionen werden jährlich nach Leistung verteilt
Er
weist darauf hin, dass es schon heute den Schulleitern wegen der Menge nicht
möglich ist, mit jedem Lehrer jedes Jahr ein MAG durchzuführen. «Denkbar wäre,
dass es für Lehrer nur alle zwei Jahre ein lohnrelevantes MAG gibt.» Noch nicht
beurteilen möchte Faller, ob es sinnvoll wäre, Lehrern doch wieder automatisch
eine Lohnerhöhung zuzugestehen – etwa durch eine durchgehende A-Bewertung im
MAG. «Wir nehmen die Anliegen der Schulen sehr ernst», sagt er.
Das
neue Lohnband-System soll für alle Staatsangestellten 2022 inkraft treten. Es
ersetzt die Lohnklassen. Statt über Erfahrungsstufen steigt der Lohn in einem
Band flexibel. Der variable Teil ist allerdings nur klein. 99 Prozent der
gesamten Lohnsumme des Kantons von 600 Millionen Franken sind fixiert, bloss
ein Prozent oder 6 Millionen Franken sind leistungsabhängig. Dieses Prozent
wird vor allem aufgrund des MAG verteilt. Drei Noten wird es geben: B, A und
A+. Nur bei einem B geht man leer aus. Lauber geht davon aus, dass dies bloss
rund 5 Prozent der Mitarbeiter treffen wird. 80 bis 90 Prozent dürften ein A
erhalten.
Hierbei
steigt der Lohn fast genauso stark wie bisher bei einem ES-Anstieg. Fünf der
sechs Millionen Franken werden so verteilt. Die restliche Million wird für jene
wohl 10 bis 15 Prozent verwendet, die ein A+ erreichen. Diese fixen Grössen
dienen vor allem einem Zweck, wie Lauber betont: «Es muss niemand schlecht
bewertet werden, damit jemand anderes belohnt werden kann.»
Gefahr von Mobbing
Das
System hat aber einen Haken: Da die sechs Millionen Franken immer voll
ausgezahlt werden, profitiert man stärker, je weniger Personen eine A oder
A+-Bewertung erhalten. Das fördert Mobbing. Martin Lüthy, Chef des Baselbieter
Personalamts, bestätigt diesen Mechanismus. Er hält aber auch fest, dass im
neuen MAG auch das Verhalten eines Mitarbeiters bewertet würde: «Es fällt auf,
wenn jemand andere unterdrückt, das fliesst dann mit ein. Im Militär nennt man
so jemanden übrigens Kameradenschwein – und sorgt dafür, dass er es kein
zweites Mal macht.»
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