7. März 2018

Kein Wahlfach Latein

Während das Lateinobligatorium im Langzeitgymnasium immer wieder in Frage gestellt wird, hat ein Zürcher Bürger gefordert, dass die Sprache der Römer in der Sekundarschule wenigstens als Wahlfach erlernt werden kann. Sein Anliegen hatte im Parlament am Montag keine Chancen - nur ein einziger Kantonsrat stimmte dafür.
Kantonsrat gegen Latein als Wahlfach in der Volksschule, sda, 5.3.


Latein gehöre zur Allgemeinbildung, die Sprache der Römer ermögliche den Zugang zur Antike und somit zur Philosophie, begründete der Mann seine Initiative. Im Kanton Zürich sei Latein bislang der sozialen Oberschicht vorbehalten, dem Volk sei der Zugang verwehrt.
"Eine Person, welche über keine Kenntnisse in Latein verfügt, gehört für mich ganz klar zur ungebildeten Masse", schrieb der Initiant. Mit der angeregten Latein-Wahlfachpflicht an der Volksschule setze er sich für "eine Gleichberechtigung von Handwerkern und Akademikern" ein.

Es sei "etwas starker Tobak", Menschen ohne Lateinkenntnisse zur ungebildeten Masse zu zählen, sagte Karin Fehr (Grüne, Uster). Gerade nach der Abstimmung vom Sonntag, dem klaren Nein zur Volksinitiative "Lehrplan vors Volk", wäre es absurd, mit einem neuen Fach in der Volksschule Einfluss auf den Lehrplan ausüben zu wollen.

Seklehrer einziger Unterstützer
Dass in der Sekundarschule ein breites Angebot an Wahlfächern angeboten werde, sei zwar erwünscht, sagte Jacqueline Peter (SP, Zürich). Begabte Kinder müssten aber nicht zwingend mit Latein gefördert werden. "Man könnte auch etwa Gebärdensprachekurse oder einen Kurs in Blindenschrift anbieten."

Quer durch die Parteien stiess die Einzelinitiative auf wenig Verständnis. Wenn schon, müsste man über das Lateinobligatorium im Langzeitgymnasium diskutieren, sagte Christoph Ziegler (EVP, Elgg). Mit dem Lehrplan 21 kämen ohnehin bereits genügend neue Fächer und Anforderungen auf die Volksschule zu.

Der einzige Unterstützer kam mit Matthias Hauser, dem Seklehrer aus Hüntwangen, aus den Reihen der SVP. Aber auch seine Parteikollegin Anita Borer (Uster) betonte, dass die Schüler zuerst richtig Deutsch lernen sollten, bevor sie sich mit "einer toten Sprache" auseinandersetzen müssten.

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