Während das Lateinobligatorium im Langzeitgymnasium
immer wieder in Frage gestellt wird, hat ein Zürcher Bürger gefordert, dass die
Sprache der Römer in der Sekundarschule wenigstens als Wahlfach erlernt werden
kann. Sein Anliegen hatte im Parlament am Montag keine Chancen - nur ein
einziger Kantonsrat stimmte dafür.
Kantonsrat gegen Latein als Wahlfach in der Volksschule, sda, 5.3.
Latein gehöre zur Allgemeinbildung, die Sprache der
Römer ermögliche den Zugang zur Antike und somit zur Philosophie, begründete
der Mann seine Initiative. Im Kanton Zürich sei Latein bislang der sozialen
Oberschicht vorbehalten, dem Volk sei der Zugang verwehrt.
"Eine Person, welche über keine Kenntnisse in
Latein verfügt, gehört für mich ganz klar zur ungebildeten Masse", schrieb
der Initiant. Mit der angeregten Latein-Wahlfachpflicht an der Volksschule
setze er sich für "eine Gleichberechtigung von Handwerkern und Akademikern"
ein.
Es sei "etwas starker Tobak", Menschen
ohne Lateinkenntnisse zur ungebildeten Masse zu zählen, sagte Karin Fehr
(Grüne, Uster). Gerade nach der Abstimmung vom Sonntag, dem klaren Nein zur
Volksinitiative "Lehrplan vors Volk", wäre es absurd, mit einem neuen
Fach in der Volksschule Einfluss auf den Lehrplan ausüben zu wollen.
Seklehrer einziger Unterstützer
Dass in der Sekundarschule ein breites Angebot an
Wahlfächern angeboten werde, sei zwar erwünscht, sagte Jacqueline Peter (SP,
Zürich). Begabte Kinder müssten aber nicht zwingend mit Latein gefördert
werden. "Man könnte auch etwa Gebärdensprachekurse oder einen Kurs in
Blindenschrift anbieten."
Quer durch die Parteien stiess die Einzelinitiative
auf wenig Verständnis. Wenn schon, müsste man über das Lateinobligatorium im
Langzeitgymnasium diskutieren, sagte Christoph Ziegler (EVP, Elgg). Mit dem
Lehrplan 21 kämen ohnehin bereits genügend neue Fächer und Anforderungen auf
die Volksschule zu.
Der einzige Unterstützer kam mit Matthias Hauser,
dem Seklehrer aus Hüntwangen, aus den Reihen der SVP. Aber auch seine
Parteikollegin Anita Borer (Uster) betonte, dass die Schüler zuerst richtig
Deutsch lernen sollten, bevor sie sich mit "einer toten Sprache"
auseinandersetzen müssten.
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