Es scheint mir ungeheuerlich, was da passiert: Erstens ist es stillos, einfach in eine Lektion hineinzutrampen ohne anzuklopfen und ohne begrüsst zu werden. Die Klassengemeinschaft hat für mich auch immer etwas Beschützendes - hier soll niemand exponiert werden und die Schüler und der Lehrer sollen sich sicher fühlen. Zweitens fehlt mir bei vielen Schulleitern die pädagogische Qualifikation. Weshalb sollten sich gute Lehrer jemandem unterordnen, der aus dem Klassenzimmer geflüchtet ist? Drittens wäre es illusorisch, das als Qualitätssicherung oder Weiterbildung anzusehen. Classroom Walkthrough ist ein Machtinstrument, welches das Gefälle zwischen Lehrer und Schulleitung verstärkt. Gehen Sie doch mal aufs Erziehungsdepartement Ihres Kantons und machen dort einen klassischen Walkthrough durch die Büros und senden danach per Email ein Feedback. Classroom Walkthrough macht deutlich, bei wem die Macht liegt.
Das Vorgehen der Thurgauer Schulleiter hat etwas Verzweifeltes: Der nächste Schritt wäre dann das gläserne Klassenzimmer, das dank Kameras jederzeit vom Schulleiterbüro aus einseh- und hörbar ist. Wollen wir das wirklich? (uk)
Quelle: YouTube
Auszug aus: Thurgauer Zeitung, 4.9. von Werner Lenzin
Laut ….. ist
Classroom Walkthrough ein Führungsinstrument für nachhaltige
Unterrichtsentwicklung. Durch jährlich zehn bis fünfzehn kurze, immer
wiederkehrende Unterrichtsbesuche von sieben bis zehn Minuten mit einem
schriftlichen oder mündlichen Feedback innerhalb von 24 Stunden kann die
Schulleitung Einblick in das Lehren und Lernen an der Schule nehmen. Die Besuche
sind nicht angekündigt, das Schulzimmer wird ohne anzuklopfen betreten. Damit
der Unterricht nicht gestört wird, gibt es keine Begrüssung und keine
Verabschiedung. Die Schüler sind darüber informiert.
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