Das
Initiativkomitee «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21» meldet sich
zurück. Die neue Stundentafel, die mit dem Lehrplan 21 (LP 21) verknüpft ist,
hat unsere grundsätzlichen Bedenken nicht zerstreut. Die Veränderungen des
«Aargauer» Lehrplans zum LP 21 sind nur Kosmetik. Wir halten daher an unseren
Grundpositionen fest. Deshalb werden wir nun unser Initiativkomitee zum
«Bildungsforum Aargau – Schule im Fokus» weiter entwickeln und kontinuierlich
daran arbeiten, die Fehlentwicklungen in der Bildungspolitik zu kommentieren
und zu korrigieren.
Stellungnahme zur Anhörung des BKS zur neuen Stundentafel und zur Umsetzung der nationalen Sprachenstrategie, Bildungsforum Aargau, 30.1.
Der neue Lehrplan verursacht hohe Kosten. Wenn er
kostenneutral eingeführt werden soll, muss an anderer Stelle gespart werden.
Gespart wird meistens an der falschen Stelle ... Zu den Veränderungen der Stundentafel
der einzelnen Schulstufen nehmen wir wie folgt Stellung.
Kindergarten / Unter-
und Mittelstufe
Kindergarten
Die Stundentafel des neuen Aargauer Lehrplans
zeigt keine Veränderung im Vergleich zum aktuellen Lehrplan.
Unterstufe 1.-3.
Klasse
Die Erhöhung der Lektionenzahl in der 1./2. Klasse bringt eine Reduktion
von ungebundenen Lektionen mit sich. Das hat zur Folge, dass die Zeit, die den
Lehrpersonen pro Kind (z.B. in der Halbklasse) zur Verfügung steht, deutlich
reduziert wird. Dies beweist, dass die Schüler künftig vermehrt selbstgesteuert
lernen sollen! Durch die zusätzlichen vier neu an den Lehrplan gebundenen
Lektionen wird auch der Leistungsdruck auf die Schulanfänger deutlich zunehmen.
Mittelstufe 4.-6. Klasse
Die neue Stundentafel führt auf der Mittelstufe zu
einschneidenden Veränderungen: Zum einen durch zwei neue Fächer ab der 5.
Klasse, nämlich Medien und Informatik sowie Französisch, und dies obwohl im
Kanton Aargau Französisch schon immer ab der 6. Klasse als Hauptfach
unterrichtet wurde und es nicht erwiesen ist, dass eine zweite Fremdsprache in
der Primarschule zum gewünschten Erfolg führen wird. Zum anderen wird das Fach
Textiles Werken mit dem Fach Werken zusammengenommen und um eine Lektion
gekürzt. Dabei wäre es gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig, dass nebst all
den kopflastigen Fächern handwerkliches Tun stärker gewichtet wird.
Oberstufe
Die neue Stundentafel führt
an der Oberstufe zu grossen Veränderungen. Auch hier findet ein Ausbau der
Fächer und der Inhalte statt. Dies geschieht zu Lasten der heutigen Fächer und
es stellt sich die Frage, ob die Stundentafel nicht stärker auf die
unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Oberstufenzüge ausgerichtet sein
sollte. Im Folgenden möchten wir zu drei zentralen Punkten Stellung beziehen.
Die Zusammenfassung der Fächer Biologie, Chemie und Physik (Natur und Technik)
sowie Geographie und Geschichte (Räume, Zeiten, Gesellschaften) ist abzulehnen.
Die neuen Fächergruppen führen zu einem Abbau der Bedeutung der einzelnen
Fächer. Heute sind es 5 Fachnoten, die unter anderem für den Übertritt an das
Gymnasium, an die FMS und die BMS usw. zählen. Mit dem Zusammenlegen wird es
nur noch 2 Noten geben. Auch die Kantonsschulen sind aus diesem Grund vor
einigen Jahren zur Einzelbewertung bei der Maturanote zurückgekehrt. Für eine
sinnvolle Aufteilung in diese Fächer bräuchte es mindestens 2 Wochenlektionen
pro Fach. Dies ist bei den vorgesehenen 3 Wochenlektionen nur schwer möglich
und stundenplantechnisch schwierig zu lösen. Ein gemeinsames Behandeln eines
Stoffes wäre auch bei Einzelfächern unter Absprache der betroffenen
Lehrpersonen leicht möglich.
Dem Anhörungsbericht des BKS vom 23.10.2017 ist zu
entnehmen, dass jeder Schulstandort selbst entscheiden soll, ob er Sammel- oder
Einzelfächer in der Stundentafel verankern will. Ein Hauptargument des BKS,
nämlich eine Harmonisierung des Bildungswesens anzustreben, wird so ad absurdum
geführt.
Interessanterweise ist im Kanton Basel-Land als Teil unseres
Bildungsraumes bereits beschlossen, dass in der Oberstufe die Einzelfächer
erhalten bleiben. Sie werden mit mindestens einer Doppellektion durchgeführt.
Zusätzlich beschloss der Kantonsrat mit grosser Mehrheit, dass der neue
Lehrplan für die basellandschaftlichen Oberstufen auf klar definierten
Jahreszielen basiert, die mit Stoffinhalten und Themen differenziert auf die
drei Leistungsniveaus A, E und P abgestimmt sind. Hier wäre eine gute
Zusammenarbeit des Bildungsraums denkbar, die auch Ressourcen sparen könnte.
Das Fach Hauswirtschaft muss bestehen bleiben. Die neuen Inhalte des
Sammelfachs Wirtschaft, Arbeit, Haushalt sind wichtig, aber nicht auf Kosten
der Hauswirtschaft. Auch heute sollte jede Schülerin/jeder Schüler in der
Lage sein, eine Mahlzeit selbst zubereiten zu können. Dies ist mit der
Halbierung der praktischen Lektionen (nur noch 2 Wochenlektionen oder alle zwei
Wochen 4 Lektionen) nicht mehr möglich.
Die heutige Klassenlehrer-Lektion
gehört in die Stundentafel jeder Oberstufe (der Lehrer erhält nur noch eine
Lektion für seinen Zusatzaufwand). Heute hat die Klassenlehrperson
(Fachlehrperson) die Gelegenheit, in der Klassenlehrerstunde wichtige Themen
und Fragen zu besprechen. Neben der Berufswahl in der 2. Oberstufe sind dies
Themen wie Lernen, Drogen, Umgang mit dem Internet, Klassengemeinschaft,
aktuelles Tagesgeschehen etc. Die Klassenlehrperson spielt dabei eine besondere
Rolle für die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen während der ganzen
Oberstufe. Es darf nicht sein, dass sie diese Funktion in Zukunft zu Lasten des
Fachunterrichts ausüben muss.
Die kritisierten Punkte der neuen Stundentafel
würden bei einer Umsetzung einen weiteren Bildungsabbau forcieren.
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