Parteien und Verbände haben sich zum neuen Aargauer Lehrplan äussern
können. Umstritten: Es soll künftig weniger Unterricht in Halbklassen geben.
Das sind die politischen Knacknüsse im neuen Aargauer Lehrplan, SRF Regional, 2.2. von Maurice Velati
Das soll sich ändern an den Aargauer Schulen: Die Aargauer
Regierung will die Stundentafeln an den neuen Deutschschweizer Lehrplan 21
anpassen. Das heisst für Kinder und Jugendliche im Aargau: Sie haben künftig
mehr Schule, je nach Schulstufe zwischen 1 und 6 Pflichtlektionen pro Woche
zusätzlich.
Auch inhaltliche Anpassungen sind vorgesehen: Mehr
Staatskunde-Unterricht, Projektunterricht als Pflichtfach an der Oberstufe,
mehr Fremdsprachen-Unterricht an der Realschule und so weiter.
Eine weitere wesentliche Änderung: Die Regierung will sich den
nationalen Vorgaben bei den Fremdsprachen anpassen und Französisch neu bereits
ab der 5. Klasse unterrichten lassen.
Das sagen Parteien und Verbände: Umstritten ist vor allem die
höhere Zahl der Pflichtlektionen. Für die SVP zum Beispiel ist diese Anpassung
generell überflüssig. «Aargauer Studierende an Fachhochschulen und
Universitäten schneiden im Vergleich gut ab», schreibt die Partei. Mehr Schule
sei also gar nicht nötig.
Auch viele andere Parteien wehren sich gegen die Anpassungen bei der
Anzahl Lektionen, zum Beispiel SP, CVP, GLP, BDP und EVP. Sie haben aber einen
anderen Grund: Die Regierung will die höhere Zahl der Lektionen nämlich
kompensieren. Denn der neue Lehrplan soll nicht mehr kosten. Deshalb müsste im
Gegenzug der Halbklassenunterricht gekürzt werden.
Es werden sogenannt «ungebundene Lektionen» gestrichen, sowohl in der
Primarschule als auch an der Oberstufe. «Die Unterrichtsbedingungen für
Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen verschlechtern sich», hält die SP
dazu fest.
Die GLP bringt es zusammenfassend auf den Punkt: Es sei «illusorisch»,
dass der Regierungsrat ein so wichtiges Bildungsprojekt «kostenneutral
durchsetzen» wolle. Nur SVP und FDP glauben wirklich daran, dass man diesen
neuen Lehrplan ohne zusätzliche Kosten bei gleicher Qualität umsetzen kann.
Allerdings befürchten die Freisinnigen zusätzliche Kosten für die Gemeinden –
zum Beispiel in Sachen Schulraum.
Spezialproblem «Französisch-Unterricht»: Die meisten Parteien
befürworten im Grundsatz den Französisch-Unterricht bereits ab der 5. Klasse.
Allerdings führt auch diese Änderung noch nicht zu einer Harmonisierung in der
ganzen Deutschschweiz, der «Kantönligeist» in diesem Bereich bleibt bestehen.
Im Nachbarkanton Solothurn zum Beispiel wird weiterhin Französisch als
erste Fremdsprache gelehrt, also immer noch zwei Jahre früher als im Aargau.
«Mittel- bis langfristig muss daraufhin gearbeitet werden, dass wenigstens im
vierkantonalen Bildungsraum Nordwestschweiz eine einheitliche Sprachenpolitik
verfolgt wird», mahnen Aargauer FDP und CVP deshalb.
So geht es weiter: Über die frühere Einführung des Französischen an
der Primarschule muss im Herbst der Aargauer Grosse Rat noch entscheiden. Dafür
ist nämlich ein Kredit von gut 3 Millionen Franken jährlich notwendig. Die
anderen Anpassungen kann die Regierung selber einführen.
Geplant ist eine schrittweise Einführung des Lehrplans ab Sommer 2020.
Bis dahin müssen zum Beispiel auch noch neue Lehrmittel erarbeitet werden, es
braucht also Vorbereitungszeit.
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