Mittelschulen im Kanton Graubünden, die zum Kernangebot gehören, sollen
mit Kantonsmitteln gerettet werden können, wenn sie in finanzielle Probleme
geraten. Dies fordert die CVP.
Bündner CVP will Mittelschulen absichern, Südostschweiz, 6.2.
Die CVP Graubünden macht im Rahmen der Vernehmlassung zur Totalrevision
des kantonalen Mittelschulgesetzes einen brisanten Vorschlag. Für den Fall, dass
eine private Mittelschule in eine existenzbedrohende Überschuldung gerät, regt
die CVP an, dass die Regierung dem Grossen Rat die Frage unterbreitet, ob die
betroffene Schule zum Kern des von der Kantonsverfassung zu gewährleistenden
dezentralen Mittelschulangebotes gehöre oder nicht. Beantwortet das
Kantonsparlament die Frage mit Ja, entscheidet es, ob die betreffende Schule
kantonalisiert oder mittels kantonaler Unterstützung privat weitergeführt
werden soll. Weiter schreibt die CVP in einer Mitteilung: «Gehört die
betroffene Schule nach Auffassung des Grossen Rates nicht zum Kernangebot, kann
sie unter Sicherstellung der weiteren Ausbildung der Schülerinnen der
Liquidation zugeführt werden.»
Ferner fordert die CVP Graubünden, dass die vom Kanton beschlossenen
Investitionen von über 32 Millionen Franken für die Gesamterneuerung des
Konvikts zumindest teilweise bei den Investitionspauschalen zugunsten privater
Mittelschulen mit Internaten berücksichtigt werden. Dies gemäss dem
Gleichbehandlungsgrundsatz zwischen der Bündner Kantonsschule und den privaten
Mittelschulen.
Legr will mehr Absprachen ...
Neben der CVP haben in diesen Tagen auch der Verband Lehrpersonen
Graubünden (Legr), das Gymnasium Kloster Disentis und das Bildungszentrum
Surselva ihre Vernehmlassungsantworten zum Mittelschulgesetz eingereicht.
Der Legr verlangt, dass die Volksschul- und Mittelschulbildung besser
aufeinander abzustimmen seien. Heute würde in Bezug auf didaktische und
methodische Unterrichtsfragen zwischen der Volksschule und der Mittelschule
kein Dialog stattfinden. «Deshalb beantragt der Legr eine institutionalisierte
Form des fachlichen Austausches zwischen den beiden Stufen», heisst es in einer
Mitteilung. Wichtig sei ein solcher Austausch insbesondere im Hinblick auf die
Einführung des Lehrplans 21. Es gelte zu prüfen, ob nicht auch die Lehrpläne
des Gymnasiums angepasst werden müssten, damit diese optimal an den Lehrplan
der Volksschule anknüpften. Der Legr möchte ausserdem, dass die
Mittelschullehrpersonen eine Einführung in den Lehrplan 21 Graubünden erhalten.
Weiter regt der Legr an, die Aufsicht des Untergymnasiums durch die
Volksschule zu stärken. Sie schlägt vor, den vorliegenden Gesetzesentwurf wie
folgt zu ergänzen: «Dem Schulinspektor des Amtes für Volksschule und Sport
obliegt die Aufsicht über die Klassen des Gymnasiums, die zur obligatorischen
Schulzeit der Schüler und Schülerinnen gehören.»
... Disentis mehr Freiheiten
Das Gymnasium Kloster Disentis und das Bildungszentrum Surselva sehen
insbesondere im Bereich der unternehmerischen Freiheiten Handlungsbedarf beim
Gesetzesentwurf. Nach Ansicht von Roman Walker, Rektor des Gymnasiums Kloster
Disentis, müssen einige Gesetzesartikel unbedingt überdacht werden. In einer
Mitteilung lässt er sich wie folgt zitieren: «Zum Beispiel darf das Gesetz
keine Bestimmungen enthalten, die den Schulen eine optimale Betriebsstruktur,
Unternehmensführung, Schüler-Akquise, Mittelbeschaffung sowie einen effizienten
Mitteleinsatz erschweren oder gar verunmöglichen.»
Marcus Beer, Abteilungsleiter des Bildungszentrums Surselva, vermisst im
Gesetzesentwurf «proaktive Ideen zur Bewältigung der demografischen
Herausforderungen», welche in den nächsten Jahren auf die regionalen
Mittelschulen zukommen würden. Ein kurzfristiger Rückgang der Schülerzahlen
soll nach Ansicht Beers nicht Grund für die Schliessung einer Schule sein.
Vielmehr solle der Gesetzgeber in einer solchen Situation die Möglichkeit
haben, einer wirtschaftlich bedrohten Schule während einer Übergangsfrist
finanziell unter die Arme zu greifen.
Die Bündner Mittelschulen konkurrenzieren mit ihren sechs (!) Untergymnasien die Sekundarschulen im Kanton. Diese unverantwortbare Konkurrenzsituation von zwei parallelen Angebot für dieselbe Altersstufe hält die Gymnasien, die sich weigern untereinander zu kooperieren, am Leben. Demgegenüber werden die Sekundarschulen im Kanton ausgedünnt und geschwächt.
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