31. Januar 2018

Purer Unsinn

Medienberichten zufolge plant der Kanton Basel-Landschaft die Einführung einer Leistungskomponente im Lohn der Kantonsangestellten. Diese Regelung soll auch für Lehrerinnen und Lehrer gelten. Die Ankündigung wirft zahlreiche Fragen auf. Eine unvollständige Auswahl: Was soll damit in der Schule besser werden? Wird die Lohnsumme insgesamt erhöht, gekürzt oder bleibt sie gleich? Sollen «gute Leistungen» individuell mit mehr Geld als aus dem bisherigen Lohnerhöhungsautomatismus belohnt werden? Welches Mitarbeiterbild hat der Regierungsrat vor Augen? Geht man nicht davon aus, dass alle, die man selbst angestellt hat, 100 Prozent Leistung erbringen? Wenn dem so ist, werden die, welche weniger als 100 Prozent leisten, im Lohn eingefroren? Falls ja, würde so nicht eine ungenügende Leistung toleriert?
Leistungslohn für Lehrkräfte ist purer Unsinn! Basler Zeitung, 31.1. von Christoph Eymann


Die entscheidende Frage ist aber die nach den Kriterien für die Leistungsmessung bei Lehrkräften. Es müsste neu ein Kontroll- und Bewertungsmechanismus erfunden werden. Die Beurteilungskriterien müssten objektiv und nachvollziehbar sein. Die Entscheide wären wohl rechtlich anfechtbar, wie übrige Lohnfestsetzungen.

Der Beurteilung müssten etliche Besuche des Unterrichts durch die Schulleitung vorausgehen. Geht man davon aus, dass die Schulleitungen heute ausgelastet sind, müssten sie für den beträchtlichen Bewertungs-Mehraufwand mehr Zeit, das heisst Stellenprozente erhalten. Sonst könnten die zusätzlichen Mitarbeitergespräche und Schulbesuche nicht bewältigt werden. Teure Bürokratie!

Der Präsident des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, LCH, Beat Zemp, der über langjährige Erfahrung verfügt und die Interessen der Lehrkräfte hervorragend vertritt, hat ein treffendes Bild skizziert: Nach Einführung eines Leistungslohns würde ein Kampf an der «Futterkrippe» entstehen. Der Kollege würde zum Konkurrenten. Wäre man dann noch bereit, einander kollegial Tipps für den Unterricht zu geben? Nicht nur das Verhältnis im Kollegium würde leiden, auch das zur Schulleitung. Diese würde vermehrt kontrollierend statt unterstützend wahrgenommen. Die angestrebte Lohndynamik der Regierung bringt keine Verbesserung, sie behindert und stört.

Während 16 Jahren durfte ich mit Lehrkräften zusammenarbeiten. Ich habe auch Lektionen gesehen, die nicht super waren. Das hat mich aber nie dazu verleitet, dem Berufsstand der Lehrerinnen und Lehrer mit Misstrauen zu begegnen und zu Peitsche und Zuckerbrot zu greifen. Im Gegenteil – das Zauberwort heisst «Vertrauen». Vertrauen in Lehrkräfte und Schulleitungen. Wer als politisch Vorgesetzter Loyalität von den Lehrkräften verlangt, schuldet diese Loyalität auch den Mitarbeitenden. Loyalität heisst in diesem Falle, die Interessen der Lehrkräfte zu verteidigen und sie vor dümmlichen Ideen zu schützen – ohne Wenn und Aber. Loyalität heisst, allen klar zu machen, dass das Leistungslohnprinzip aus der Wirtschaft sich nicht auf die Schule übertragen lässt. Mehr Respekt gegenüber Lehrkräften und Schulleitungen wäre angezeigt.


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