Medienberichten zufolge plant der Kanton Basel-Landschaft die
Einführung einer Leistungskomponente im Lohn der Kantonsangestellten. Diese
Regelung soll auch für Lehrerinnen und Lehrer gelten. Die Ankündigung wirft
zahlreiche Fragen auf. Eine unvollständige Auswahl: Was soll damit in der
Schule besser werden? Wird die Lohnsumme insgesamt erhöht, gekürzt oder bleibt
sie gleich? Sollen «gute Leistungen» individuell mit mehr Geld als aus dem
bisherigen Lohnerhöhungsautomatismus belohnt werden? Welches Mitarbeiterbild
hat der Regierungsrat vor Augen? Geht man nicht davon aus, dass alle, die man
selbst angestellt hat, 100 Prozent Leistung erbringen? Wenn dem so ist, werden
die, welche weniger als 100 Prozent leisten, im Lohn eingefroren? Falls ja,
würde so nicht eine ungenügende Leistung toleriert?
Leistungslohn für Lehrkräfte ist purer Unsinn! Basler Zeitung, 31.1. von Christoph Eymann
Die entscheidende Frage ist aber die nach den Kriterien für die
Leistungsmessung bei Lehrkräften. Es müsste neu ein Kontroll- und
Bewertungsmechanismus erfunden werden. Die Beurteilungskriterien müssten
objektiv und nachvollziehbar sein. Die Entscheide wären wohl rechtlich
anfechtbar, wie übrige Lohnfestsetzungen.
Der Beurteilung müssten etliche Besuche des Unterrichts durch
die Schulleitung vorausgehen. Geht man davon aus, dass die Schulleitungen heute
ausgelastet sind, müssten sie für den beträchtlichen Bewertungs-Mehraufwand
mehr Zeit, das heisst Stellenprozente erhalten. Sonst könnten die zusätzlichen
Mitarbeitergespräche und Schulbesuche nicht bewältigt werden. Teure Bürokratie!
Der Präsident des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, LCH,
Beat Zemp, der über langjährige Erfahrung verfügt und die Interessen der
Lehrkräfte hervorragend vertritt, hat ein treffendes Bild skizziert: Nach
Einführung eines Leistungslohns würde ein Kampf an der «Futterkrippe»
entstehen. Der Kollege würde zum Konkurrenten. Wäre man dann noch bereit,
einander kollegial Tipps für den Unterricht zu geben? Nicht nur das Verhältnis
im Kollegium würde leiden, auch das zur Schulleitung. Diese würde vermehrt
kontrollierend statt unterstützend wahrgenommen. Die angestrebte Lohndynamik
der Regierung bringt keine Verbesserung, sie behindert und stört.
Während 16 Jahren durfte ich mit Lehrkräften zusammenarbeiten.
Ich habe auch Lektionen gesehen, die nicht super waren. Das hat mich aber nie
dazu verleitet, dem Berufsstand der Lehrerinnen und Lehrer mit Misstrauen zu
begegnen und zu Peitsche und Zuckerbrot zu greifen. Im Gegenteil – das
Zauberwort heisst «Vertrauen». Vertrauen in Lehrkräfte und Schulleitungen. Wer
als politisch Vorgesetzter Loyalität von den Lehrkräften verlangt, schuldet
diese Loyalität auch den Mitarbeitenden. Loyalität heisst in diesem Falle, die
Interessen der Lehrkräfte zu verteidigen und sie vor dümmlichen Ideen zu
schützen – ohne Wenn und Aber. Loyalität heisst, allen klar zu machen, dass das
Leistungslohnprinzip aus der Wirtschaft sich nicht auf die Schule übertragen
lässt. Mehr Respekt gegenüber Lehrkräften und Schulleitungen wäre angezeigt.
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