Die
Ratslinke versuchte gestern wirklich alles, um die Pläne von Bildungsdirektorin
Monica Gschwind noch zu durchkreuzen. SP-Bildungspolitiker Roman Brunner, der
vor kurzem zum dritten Mal Vater geworden ist, verzichtete sogar auf seinen
morgens angekündigten halben Freitag, als klar war, dass die Debatte um die
Abschaffung des Bildungsrates sich in den Nachmittag zieht. Die bisherigen
Positionen zeigten nämlich, dass es auf jede Stimme ankommen könnte. Stützt das
Parlament die Änderung des Bildungsgesetzes in erster Lesung, die den
Bildungsrat durch einen «Beirat Bildung» ersetzen möchte? Der Beirat hätte nur
noch beratende Funktion und könnte nicht wie der Bildungsrat abschliessend über
Stundentafeln und Lehrpläne entscheiden. Diese Kompetenz fiele neu der
Gesamtregierung zu.
Bildungsrat spaltet Landrat, Basellandschaftliche Zeitung, 26.1. von Michael Nittnaus
Knappe Mehrheit möchte Beirat
Die
Antwort lautet: Jein. Mit 55 zu 27 Stimmen trat der Landrat zwar ziemlich
deutlich auf das Geschäft ein – nur SP und Grüne/EVP hätten das Anliegen am
liebsten auf diese Weise versenkt. Und auch der darauf folgende Antrag der
CVP/BDPFraktion, es an die Regierung zurückzuweisen, damit diese eine neue
Vorlage ausarbeitet, die den Bildungsrat erhält, aber dessen Zusammensetzung
ändert, scheiterte mit 44 Nein- zu 37 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung. In der
zweiten Lesung in zwei Wochen wird also über den erwähnten Beirat ohne
Entscheidungs-Kompetenzen befunden.
Doch
die Mehrheit der Beirats-Befürworter ist äusserst knapp. Sind alle 90 Landräte
anwesend, so wäre das Resultat wohl 47 zu 43. Dies, weil zu den 45 Sitzen von
SVP und FDP auch Jürg Wiedemann von den Grünen-Unabhängigen (und der Starken
Schule) und die parteilose Regina Werthmüller kommen. Und die Erfahrung zeigt:
Es sind nie alle Räte da.
Was
allerdings schon gesagt werden kann: Letztlich geht es nur darum, was der
Landrat dem Baselbieter Stimmbürger im Abstimmungsbüchlein empfehlen wird. Denn
das Vier-Fünftel-Mehr wird mit Sicherheit verpasst. Der Urnengang ist damit
unvermeidbar. Es wäre bereits das vierte Volksurteil zum Bildungsrat nach 2007,
2011 und 2016. «Was hat das Volk bisher zum Bildungsrat gesagt?», erinnerte
Grünen-Landrätin Florence Brenzikofer die rechte Ratshälfte nur zu gern:
«Dreimal Ja.»
Gschwind will auf Beirat hören
Genau
deshalb wollte CVP-Landrat Pascal Ryf eine Rückweisung beliebt machen: «Das
Volk hat gezeigt, dass es eher dem Bildungsrat als dem Landrat vertraut. Eine
Abstimmung brächte also die Bestätigung des Status quo.» Eine Veränderung der
Zusammensetzung des 12-köpfigen Gremiums, der selbst SP und Grüne offen
gegenüber stünden, würde damit verunmöglicht. Ein Dilemma. Als kleine Korrektur
brachte die CVP immerhin am Ende ihren Antrag durch, dass im neuen Beirat,
sollte er den Urnengang überleben, elf statt zehn Mitglieder sässen. Neben
Lehrern, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden, Schulratspräsidien, Gemeinden
und Landeskirchen auch noch ein Vertreter der Schulleitungen.
Nicht
mehr dabei wären Vertreter der Parteien, die heute noch im Bildungsrat sind.
Der Beirat wäre aber alles andere als entpolitisiert, kritisierte Mitte-Links.
Dadurch, dass die Regierung selbst die Kompetenz bekäme, würde Bildung im
Baselbiet erst recht «zum Spielball der Politik», sagte SP-Fraktionschefin
Miriam Locher. Leicht zynisch merkte sie zudem an: «Wer weiss, vielleicht ist
ja irgendwann wieder ein Sozialdemokrat Bildungsdirektor. Mal schauen, wie die
Ratsrechte diese Macht dann findet.» Das liess Regierungsrätin Gschwind nicht
auf sich sitzen: «Es geht nicht um meine Person», wiederholte sie mehrfach und
versprach: «Die Gesamtregierung entscheidet, aber sie wird sich nicht einfach
über die Empfehlung des Beirates hinwegsetzen.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen