In den
Lehrerzimmern der Baselbieter Schulen gibt es zurzeit ein Thema: das geplante
Ende des automatischen Erfahrungsstufen-Anstiegs und der Wechsel hin zu einem
Leistungslohn für Staatsangestellte.
Gschwind will Leistungslohn für Lehrer, Basellandschaftliche Zeitung, 23.1. von Michael Nittnaus
«Das wird heiss diskutiert bei uns», sagt
Lukas Flüeler zur bz. Der Primarlehrer aus Ormalingen sitzt im Vorstand der
Amtlichen Kantonalkonferenz der Baselbieter Lehrer (AKK).
«Mit welchen
transparenten und objektiven Kriterien soll gemessen werden, ob Lehrerinnen und
Lehrer ihre Arbeit gut machen? Ich bitte Herrn Lauber um Vorschläge und
Beispiele!», twitterte am Wochenende auch Ernst Schürch, Präsident der AKK. Die
zynischen Vorschläge der Antwortenden zeigen, wie verzweifelt viele sind: «Je
mehr SchülerInnen das Gym erreichen? Erreichter Notenschnitt pro Klasse/Schülerin?
Gewinn der Miss/Mister LehrerInnen Wahlen?», schreibt etwa Beatrice Büschlen,
Grüne Einwohnerrätin aus Binningen und Mitglied des Baselbieter Bildungsrats.
Später schiebt sie nach: «Vielleicht zählen auch Likes von Eltern für eine
A-Bewertung.»
Lehrer gewinnen etwas Zeit
Der Frust sitzt tief. «Ich habe
gehört, dass es Schulleiter gibt, die aufhören würden, sollten sie gezwungen
werden, ihre Lehrer lohnrelevant zu bewerten», sagt Flüeler. Doch genau das
wird kommen: War bisher noch unklar, ob die umfassende Überarbeitung des
Lohnsystems aller Staatsangestellten, über welche die «Schweiz am Wochenende»
und die bz bereits berichtet haben, auch für die Lehrer sämtlicher Schulstufen
gelten würde, so redete Finanzund Personaldirektor Anton Lauber nun Klartext.
In einem Interview für den internen Gebrauch, das der bz vorliegt, sagt er:
«Vor dem Hintergrund der Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden lässt es sich
nicht rechtfertigen, dass die Lehrpersonen im heutigen System der
Erfahrungsstufen bleiben.»
«Schule und Verwaltung sind einfach nicht
vergleichbar», hält Flüeler dagegen. Lehrer arbeiteten viel stärker in Teams
zusammen. Individuelle Leistungsbelohnungen brächten nur Unruhe. Mobbing würde
gefördert, da ein Prozent der Lohnsumme nur auf jene verteilt würde, die in den
Mitarbeitergesprächen (MAG) gut abschneiden. Und für die Schulleitungen seien
umfangreiche MAG kaum zu stemmen. «Auf einen Schulleiter kommen teils 40
Lehrer, viele von ihnen sieht er nur selten im Jahr», ergänzt Michael Weiss vom
Lehrerverein Baselland (LVB).
Sogar Lauber spricht im Interview von «besonderen
Herausforderungen bei der Beurteilung von Lehrpersonen». Deswegen macht er ein
Zugeständnis: Während die MAG für die Kantonsverwaltung im Sommer 2019
lohnrelevant werden sollen, soll für die Lehrer erst danach ein «geeignetes
Instrument» erarbeitet werden. Die Schulen erhalten also etwas mehr Zeit.
Brief
soll Gschwind überzeugen
Mehr konnten die Verbände um AKK, LVB oder auch dem
Schulleiterverband VSL von Lauber kaum erwarten. Unterstützung erhoffen sie
sich aber von der Bildungsdirektorin, sprechen doch Lehrer und Schulleitungen
aller Stufen mit einer Stimme. Wie die bz weiss, bereiten die Verbände zurzeit
einen Brief an Monica Gschwind vor. Darin wird sie aufgefordert, sich einzusetzen,
dass der Leistungslohn nicht für Lehrer gilt.
Am Rande von Gschwinds gestriger
Pressekonferenz, einer generellen Rück- und Vorschau zu den Themen der
Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (siehe auch Text unten), fragte die bz
nach: «Ich verstehe, dass die Menge an MAG im neuen System für die
Schulleitungen zum Problem werden könnte», sagt sie zwar. Doch: «Grundsätzlich
fände ich es gut, wenn es auch bei Lehrerinnen und Lehrern eine gewisse
Leistungskomponente im Lohn gäbe. Ohne die tausenden Lehrpersonen macht eine
Änderung des Systems keinen Sinn.» Für Weiss ist diese Haltung ernüchternd: «In
dieser Frage sollte sich die Bildungsdirektorin stärker für ihre Schulen
einsetzen.»
Er kann sich aber noch etwas anderes vorstellen: Dass nämlich wie im
Kanton Solothurn die lohnrelevanten MAG an den Schulen nach kurzer Zeit wieder
verschwinden – gescheitert an den von allen Seiten anerkannten «besonderen
Herausforderungen».
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