23. Januar 2018

Wichtige Volksentscheide im Baselbiet stehen an

Die Stimmberechtigten im Baselbiet werden in den nächsten Monaten bis zu zehn Mal an der Urne über Bildungsanliegen entscheiden müssen. Bildungsdirektorin Monica Gschwind führte gestern vor den Medien in Liestal aus, welche Pläne sie mit den zahlreichen Pendenzen in den Bereichen der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) hat, von denen zahlreiche noch aus der Ära ihres Vorgängers Urs Wüthrich stammen.
Vor einer Abstimmungskaskade, Basler Zeitung, 23.1. von Thomas Dähler


Am 10. Juni dürfte über die beiden Initiativen zum Frühfranzösisch und zum Frühenglisch abgestimmt werden. Dies verspricht eine Auseinandersetzung zwischen dem Komitee Starke Schule von Landrat Jürg Wiedemann und Bildungsdirektorin Gschwind, die Wiedemann seinerzeit bei ihrer Wahl erfolgreich unterstützt hatte.

Neben den beiden Initiativen für den Ausstieg aus dem Fremdsprachenprojekt Passepartout und zur Abschaffung von Frühenglisch dürfte auch der Gegenvorschlag zur Initiative «Lehrpläne mit klar definierten Stoffinhalten» im Juni zur Abstimmung gelangen. «Die Initiativen zum Fremdsprachenkonzept erhitzen die Gemüter seit Jahren», erklärte Gschwind gestern. Ein rascher Ausstieg sei jedoch «fahrlässig und nicht seriös». Trotz aller Kritik könne erst 2020 mit Sicherheit gesagt werden, was die Schülerinnen und Schüler mit dem neuen Konzept wirklich gelernt hätten. 2020 nämlich würden die ersten Schülerinnen und Schüler nach neuem Konzept bei Schulaustritt getestet, sodass erst nachher zuverlässig beurteilt werden könne, ob die gesteckten Ziele erreicht worden seien, sagte Gschwind.

Neuauflage der Sonderpädagogik
Die Urnengänge am 10. Juni sind nur der Auftakt zu einer Serie von absehbaren oder möglichen Vorlagen, die vom Volk zu entscheiden sind. Gschwind kündigte an, dass sie in Kürze eine Neuauflage der Vorlage zur Sonderpädagogik vorstellen werde, mit der 2014 ihr Vorgänger im Landrat gescheitert ist. Dabei werde es darum gehen, die ständig steigenden Kosten der Speziellen Förderung zu stabilisieren. Es würde überraschen, wenn dies ohne Kontroverse über die Bühne ginge.

Ein politisch noch umstritteneres Geschäft wird ebenfalls in diesem Jahr für Diskussionen sorgen. Gschwind erklärte, die Regierungen der beiden Basel arbeiteten mit Hochdruck am neuen Kulturvertrag, der noch diesen Sommer in die Vernehmlassung geschickt werde. Er basiere auf dem tieferen Level von jährlich fünf Millionen Franken für die Stadtbasler Kulturinstitutionen. Es ist davon auszugehen, dass ein solcher Vertrag im Landrat kaum einhellig akzeptiert wird und deshalb im Baselbiet der Volksabstimmung unterliegt.

Schon sehr bald dürfte über die Abschaffung des Bildungsrats und über den «Handschlag»-Artikel abgestimmt werden, sofern diese beiden Vorlagen im Landrat eine Mehrheit finden. Sie sei gespannt, ob der Landrat auf die Vorlage zur Abschaffung des Bildungsrats eintrete, meinte Gschwind gestern. Beim «Handschlag»-Artikel ist es Gschwind ein Anliegen, in den Schulen eine Meldepflicht bei Integrationsproblemen einzuführen: «Eine Pflicht entlastet die Schulen gegenüber den Eltern», erklärte sie. Beide Vorlagen dürften einen heftigen und emotionalen Abstimmungskampf zur Folge haben.

2019 erst dürften schliesslich die drei weiteren Bildungsinitiativen abstimmungsreif werden: die Initiativen gegen den Abbau an öffentlichen Schulen, für eine gerechtere Verteilung der Bildungsressourcen und für den niveaugetrennten Unterricht in Promotionsfächern.

Schlankere Direktion
Auch abseits der Abstimmungsfront geht die Bildungsdirektorin heikle Dossiers an. So lanciert sie unter dem Namen «avanti BKSD» ein Projekt zur Verschlankung ihrer Direktion. Aus zehn separaten Einheiten sollen sechs Dienststellen werden. In zwei neuen Dienststellen sollen bisherige Bereiche organisatorisch zusammengeführt werden: in den Dienststellen «Berufsbildung, Mittelschulen und Hochschulen» sowie «Kind, Jugend und Behindertenangebote». «Ich möchte betonen, dass es sich dabei nicht um eine Sparübung mit Stellenabbau handelt», hielt die Bildungsdirektorin fest, um aber auch darauf hinzuweisen, dass der Verwaltungsaufwand gemäss einem Regierungsbeschluss um zehn Prozent reduziert werden müsse. Zwei Projekte sind zudem in Zusammenarbeit mit den Gemeinden geplant – im Rahmen des Verfassungsauftrags zur Gemeinde-Stärkung (Vags): die Neuformulierung des Berufsauftrags für Lehrkräfte sowie die Reform der Führungsstrukturen für die Primarschulen.


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