Das Thema Digitalisierung beherrscht die
Medienwelt: selbstfahrende Autos, Industrie 4.0, Bitcoin oder die Suche nach
Fachkräften im Bereich Digitalisierung. Die grösste Herausforderung aber
besteht in der nächsten Generation und der Schulbildung. Mit dem Lehrplan 21
haben die Behörden die Weichen gestellt, aber die Schwierigkeiten liegen in der
Umsetzung der Vorgaben. Vielfach fehlt es auch an den nötigen Ressourcen. Wie
eine Studie des Schweizerischen Verbands der Telekommunikation (Asut) belegt,
gibt es Verbesserungsbedarf bei der Infrastruktur, der Hardware und beim
Know-how des Lehrkörpers.
Digitale Bildung geht vor, NZZ, 30.11. Gastkommentar von Peter Grütter, Martin Kathriner und Hanna Muralt Müller
Die Schweizer Wirtschaft steht in einem globalen
Wettbewerb; als innovativer Dienstleistungs- und Werkplatz muss sie die Chancen
der Digitalisierung nutzen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und den
Wohlstand zu sichern. Dies setzt voraus, dass sie auf dem Arbeitsmarkt auch die
Fachkräfte findet, die den digitalen Wandel voranbringen können. Der digitale
Wandel muss in unseren Köpfen beginnen, und hierfür muss früh im Bildungswesen
und im Bildungsprozess angesetzt werden.
Die Schulen sind gefordert, ein Grundverständnis
dafür zu schaffen, wie diese neuen Technologien funktionieren und wie sie
genutzt werden können. Vor diesem Hintergrund hat der Asut eine Studie zu
digitalen Lehr- und Lernumgebungen in Auftrag gegeben. Vorbereitet und
begleitet wurde die Studie durch eine Arbeitsgruppe des Asut mit Vertretern der
Branche und Persönlichkeiten aus dem Bildungswesen. Die Studie kommt zum
Ergebnis, dass bereits viele Vorzeigeprojekte, wirkungsvolle Partnerschaften
und engagierte Lehrpersonen beispielhaft vorangehen. Vielfach fehlen aber die
nötigen Ressourcen personeller und finanzieller Art, sowohl bei den Pionieren
mit ihren «good practices» wie auch bei den Schulen, die gerne innovative
Digitalisierungsprojekte übernehmen und weiterentwickeln möchten.
Auch in Bezug auf die Infrastruktur macht die
Studie klare Aussagen. Ein leistungsfähiges Internet ist an einigen Schulen
immer noch nicht verfügbar. Zudem ist die Ausrüstung der Schülerinnen und
Schüler mit den nötigen Geräten ungenügend. Vielerorts versucht man das Problem
mit «Bring your own device» zu lösen, also indem die Kinder ihre eigenen Geräte
mitbringen. Dieser Ansatz ist gut, kann aber nur funktionieren, wenn die
Schulen über tragbare Betriebs- und Servicelösungen verfügen. Die Studie kommt
ausserdem zum Ergebnis, dass kommunale Entscheidungsträger und andere Akteure
in den Schulen unzureichend unterstützt werden. Es fehlt vielfach das
notwendige Wissen für ein zielgerichtetes Vorgehen, z. B. zur Erarbeitung
eines an die Schule angepassten Digitalisierungskonzeptes im Rahmen der
behördlichen Vorgaben.
Mit der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Kantonen
wird die Notwendigkeit offensichtlich, die bereits vorhandenen guten Ansätze
stärker zu fördern. Benötigt werden jedoch zusätzliche Ressourcen, um eine
grössere Breitenwirkung zu erzielen. Der Asut will die Behörden im
Digitalisierungsprozess der Schulen unterstützen. Ziel ist die Bündelung der
Ressourcen von Behörden, Politik und Wirtschaft; es geht also um Kohäsion, selbstverständlich
unter dem Lead der zuständigen Behörden.
Ausgangspunkt sind die bestehenden guten
Digitalisierungsansätze und «good practices». Mithilfe eines Wissens- und
Fördernetzwerkes sollen Erfahrungen geteilt und über ein Anreizsystem neue
Initiativen in Schulen gefördert werden. Die Digitalisierung der Schule soll
damit – ganz im föderalen Sinne – von unten erfolgen, ausgehend von den
Gemeinden und Kantonen. Von grosser Bedeutung ist die Unterstützung dieses
Fördersystems durch die Organisationen der Lehrerschaft und insbesondere der
Schulleitungen. Diese sind die Schaltstellen, von denen aus die Digitalisierung
im Bildungswesen eine Breitenwirkung entfalten kann.
Peter Grütter ist Präsident des
Schweizerischen Verbands der Telekommunikation (Asut), Martin
Kathriner ist Vorsitzender der Kommission Bildung, und alt
Vizekanzlerin Hanna Muralt Müller Mitglied dieser Kommission;
die erwähnte Studie findet sich auf www.asut.ch.
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