In der Altsteinzeit, Bild aus der Ausstellung Urgeschichte, zVg von Christian Foppa
Das Fach Geschichte im Lehrplan 21, Blog Südostschweiz, 20.1. von Martin Jäger
Geschichte ist im
Lehrplan 21 – wie in vielen Kantonen bereits in den aktuellen Lehrplänen –
nicht mehr als gänzlich eigenständiger Teil abgebildet. Dies bedeutet
allerdings nicht, dass Geschichte im Lehrplan 21 fehlen würde. Geschichte ist
auch in unserem Alltag – zum grossen Glück – immer wieder sehr präsent. Sie
begegnet uns in Gebäuden, Denkmälern, Museen, aber auch in alltäglichen
Gegenständen oder in Erzählungen über frühere Zeiten. Die Kenntnis der
Vergangenheit ist ganz einfach Teil unserer Kultur. Es muss deshalb weiterhin
eine der Aufgaben der Schule bleiben, die Schülerinnen und Schüler für
Geschichte zu sensibilisieren und ihnen neben Inhalten auch einen kritischen
Umgang mit Geschichte zu vermitteln. Zum Geschichtsunterricht gehört aus meiner
Sicht auch zwingend und immer wieder eine Auseinandersetzung mit aktuellen
politischen Fragen.
Im Lehrplan 21 ist Geschichte auf der
Primarschulstufe Teil des Fachbereichs «Natur, Mensch, Gesellschaft» und wird
somit wie bisher ganzheitlich unterrichtet. Im Teilbereich «Zeit, Dauer und
Wandel verstehen» lernen die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel, die Epochen
auf einem Zeitstrahl einzuordnen. Sie behandeln die Altsteinzeit oder erfahren,
wie Funde, alte Gegenstände oder Karten dabei helfen, sich ein Bild über das
Leben einer früheren Gesellschaft zu machen. Im Lehrplan für die Sekundarstufe
I wird darauf aufbauend dann die Fachlichkeit stärker gewichtet, indem der
Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» in die vier Fächer «Natur und Technik
(mit Physik, Chemie, Biologie)», «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (mit
Hauswirtschaft)», «Ethik, Religionen, Gemeinschaft (mit Lebenskunde)» und
«Räume, Zeiten, Gesellschaften (mit Geografie, Geschichte)» unterteilt wird.
In «Räume, Zeiten, Gesellschaften» beziehen sich je vier
Bereiche im neuen interkantonalen Lehrplan auf Geografie resp. Geschichte. Die
geschichtlichen Inhalte sind dabei klar ausgewiesen und mit der Überschrift
«Geschichte» sogar gesondert gekennzeichnet. Lehrpersonen, die entweder nur für
Geschichte oder Geografie ausgebildet sind, können ihren Bereich weiterhin als
eigenständiges Fach unterrichten. Lehrpersonen, die beide Fächer unterrichten,
können ideal fächerübergreifend planen und räumliche und zeitliche Perspektiven
in Bezug zueinander setzen. So kann beispielsweise das uns aktuell so bewegende
Thema der Mobilität und Flucht aus geschichtlicher wie auch aus geografischer
Perspektive behandelt werden.
Das Lern- und Unterrichtsverständnis
des Lehrplans 21 will bewusst nachhaltiges Lernen fördern. Der Lehrplan enthält
fachliche Kernideen, lenkt den Blick aber auch auf Zusammenhänge und Prozesse.
Er ermöglicht es, Inhalte stets aus unterschiedlichen Perspektiven zu
bearbeiten. Das Konzept der Fachbereiche fördert ein fächerübergreifendes
Denken und basiert auf der Grundidee, dass Alltagssituationen und -fragen
selten nur an ein einziges Fach gebunden sind. Die Methodenfreiheit der
Lehrpersonen bleibt allerdings stets gewahrt. Sie entscheiden, auf welchem Weg
ihre Schülerinnen und Schülern die vorgegebenen Kompetenzen erreichen sollen.
Die vier gängigen Bereiche der
Geschichte, in denen die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I Wissen
und Fähigkeiten erwerben, sind Schweizer Geschichte, Weltgeschichte, Politische
Bildung sowie Geschichtskultur. Bestimmte traditionell verankerte
Bildungsinhalte sind dabei verbindlich vorgegeben (zum Beispiel bei der
Schweizer Geschichte im 20. Jahrhundert: Schweiz während der Zeit der
Weltkriege; Landesstreik; Schweiz im Kalten Krieg, in der Hochkonjunktur;
Frauenstimmrecht). So ist gewährleistet, dass diese Inhalte wirklich allen
Schülerinnen und Schüler flächendeckend in allen 21 beteiligten Kantonen
vermittelt werden, was den Schulen der Sekundarstufe II erleichtert, an den
obligatorischen Inhalten aus der Sekundarstufe I anzuknüpfen.
Ausschlaggebend für die Qualität jedes
Faches bleiben aber weiterhin die Lehrpersonen. Sie gestalten auf der Grundlage
des Lehrplans und der Lehrmittel auch in Zukunft einen fachlich fundierten und
spannenden Geschichtsunterricht.
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