Der Zürcher Kantonsrat will die Sonderstellung der "Handsgi"
aufheben. Der Paragraf im Volksschulgesetz, der die Anzahl Handarbeitslektionen
vorschreibt, soll gestrichen werden. Dafür hat sich der Rat am Montag in erster
Lesung ausgesprochen. AL und EDU warnen vor einem Abbau des
Handarbeitsunterrichts.
Kantonsrat will Sonderstellung der "Handsgi" aufheben, sda, 13.11.
Die Anzahl Handarbeitslektionen soll reduziert werden: von 17 auf 15
Stunden über die gesamte Primarschulzeit hinweg. Das heisst umgerechnet, dass
ein Primarschulkind künftig durchschnittlich zwei Lektionen Handarbeit pro
Woche auf dem Stundenplan hat.
Durch die Reduktion der Handarbeitsstunden wird es möglich, im Lehrplan
21 auf der Mittelstufe zwei Fremdsprachen und das Fach Medien und Informatik im
Stundenplan ohne zusätzliche Lektionen unterzubringen. Deshalb soll der
strittige Paragraf aufgehoben werden.
Dieser Vorschlag hat einen breiten Rückhalt. Mehrere Lehrerverbände, der
Grossteil der Gemeinden und die Mehrheit der Parteien sind für eine Streichung.
Im Kantonsrat sprachen sich am Montag AL und EDU gegen eine Streichung aus.
Sparwut im Bildungsbereich
"Wir haben kein Vertrauen in die aktuelle Bildungspolitik",
sagte Judith Stofer (AL, Zürich). Es herrsche eine Sparwut, bei der egal sei,
was kaputtgemacht werde. In der Handarbeit lernten die Kinder
Arbeitsorganisation und das Finden von Lösungen für selbstgestellte Aufgaben.
Hans Egli (EDU, Steinmaur) sagte: "Die gestalterischen Fächer
werden stiefmütterlich behandelt." Die Gesetzgeber seien sehr
vorausschauend gewesen, als sie die wöchentliche Unterrichtszeit im Fach
Handarbeit festgeschrieben hatten. Er befürchtet einen scheibchenweisen Abbau
des Handarbeitsunterrichts.
Soweit kommt es laut Moritz Spillmann (SP, Ottenbach) nicht. Er sagte:
"Es droht keine Kopflastigkeit des Unterrichts. Gestalten und Bewegung
machen weiterhin einen Drittel des Lehrplans aus."
Und Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) nannte die Vorlage eine
"breit abgestützte eierlegende Wollmilchsau", weil Eltern- und
Lehrerorganisationen ebenso wie die Mehrheit der politischen Parteien
einverstanden seien mit der Streichung des Paragrafen.
Initiativen führten zum Paragrafen
2004 sollte im Zuge eines Sparprogramms die Anzahl Handarbeitslektionen
von vier auf zwei pro Woche gesenkt werden. Eine Volksinitiative verlangte in
Antwort darauf erfolgreich, den Handarbeitsunterricht wieder auf vier Lektionen
zu erhöhen.
Der Regierungsrat legte fest, dass nur in zwei Lektionen der Unterricht
in Halbklassen erfolgen sollte. Eine Parlamentarische Initiative verlangte
daraufhin eine Reduktion auf drei Lektionen, die jedoch alle in Halbklassen
erfolgen sollten. In einem eigenen Paragrafen im Volksschulgesetz wurde
schliesslich 2010 die Verteilung der Fächer festgelegt.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass dieser Paragraf das Erstellen des
Stundenplans stark verkomplizierte. Ausserdem hat der Bildungsrat eine neue
Verteilung der Anzahl Lektionen verabschiedet. Darin verliert die Handarbeit
auf Primarschulstufe an Lektionen zugunsten des neuen Fachs Medien und
Informatik.
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