Bei den Integrations- und
Unterstützungslektionen würde ein Abbau die Schule dort treffen, wo sie schon
am schwächsten sei, warnt der Berufsverband Bildung Bern.
Lehrerverband warnt vor Sparpaket, Bund, 25.10.
Über den sogenannten IBEM-Pool erhalten die Schulen vom Kanton Lektionen
finanziert, um der Vielfalt der Schülerinnen und Schüler und deren Bedürfnissen
gerecht zu werden. Dazu gehören Lektionen wie Integrative Förderung, Logopädie,
Psychomotorik, Deutsch als Zweitsprache oder Begabtenförderung. Solche
Lektionen seien unbedingt nötig, um einem integrativen Schulmodell nachzuleben,
bei dem Kinder mit besonderem Bildungsbedarf soweit wie möglich in Regelklassen
unterrichtet werden, betonte Anna-Katharina Zenger, Leiterin Gewerkschaft von
Bildung Bern.
Mit der Integration leiste die Schule einen wichtigen Beitrag an
Gesellschaft und Wirtschaft. Kinder aus bildungsfernen Schichten hätten dank
besserer Schule mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt und könnten den Grundstein
für ein selbständiges und unabhängiges Leben legen. Weiter entlaste die
integrative Schule auch Heime, Sonderschulen und Sozialdienste.
Der Kanton Bern habe die Leistung der Integration von den Schulen
bestellt, aber längst nicht genügend Mittel dafür gesprochen. Und nun sollen
bis 2021 gar noch 6,8 Millionen Franken eingespart werden. «Kein Wunder, fühlen
sich die Lehrpersonen von der Politik im Stich gelassen», betonte Zenger.
Anspruchsvoller Alltag
Der Schulalltag gestaltet sich
heute anspruchsvoll: Immer öfter werden Lehrpersonen mit verhaltensauffälligen
Kindern konfrontiert, die den Schulunterricht lahmlegen. Dazu kommen Kinder mit
psychomotorischen Störungen und kriegstraumatisierte Flüchtlingskinder.
Gleichzeitig steigt auch der Anspruch der Eltern, dass auch begabte Kinder in
der Volksschule gefördert werden. Integration an der Volksschule sei der
bessere und günstigere Weg, als neue Sonderklassen zu schaffen , zeigte sich
Regula Bircher, Geschäftsführerin von Bildung Bern, überzeugt. «Integration
funktioniert - aber nur mit den notwendigen Ressourcen», gab auch Roland
Amstutz, juristischer Berater von Bildung Bern, zu bedenken. In seiner Funktion
ist Amstutz nach eigenen Angaben täglich konfrontiert mit Anfragen, die direkt
oder indirekt mit Sparmassnahmen zu tun haben. Viele Lehrpersonen fühlten sich
beispielsweise von der Klassengrösse überfordert. Zu integrierende Kinder
beanspruchten die Lehrpersonen so stark, dass die restliche Klasse zu kurz
komme, berichtete Amstutz. Dies berge Konfliktpotenzial auf verschiedenen
Ebenen. Von der Belastung, ja Überlastung der Lehrerinnen und Lehrer zeugt nach
Ansicht des Berufsverbandes auch die Tatsache, dass rund 92 Prozent der
Lehrkräfte Teilzeit unterrichten. 20 Prozent der Krankheitsabsenzen von
Lehrkräften seien berufsbedingt. Nach zehn Jahren verlasse rund die Hälfte der
ausgebildeten Lehrkräfte den Schuldienst. Die Folge: qualitativer Lehrermangel.
Im Kanton Bern gibt es laut Zenger zwar keine Klassen ohne Lehrkräfte, doch 25
Prozent der Lehrpersonen sind nicht für die Stufe ausgebildet, auf der sie
unterrichten. Schwierig zu besetzen sind auch Stellen an Schulen mit vielen
Kindern mit Migrationshintergrund sowie Stellen in Realklassen.
Sparpaket im Kantonsparlament
Der bernische Grosse Rat will
im November ein umfangreiches Sparpaket schnüren, das den Kanton langfristig um
185 Millionen Franken pro Jahr entlasten soll. Auch in der Bildung sind
Massnahmen geplant, eine davon die Kürzungen beim IBEM-Pool. Eine andere Massnahme
betrifft beispielsweise die Schulbusse. Die Spardebatte im Kantonsparlament
dürfte intensiv geführt werden.
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