Anlass war eine Lektion
zur drohenden Klimakatastrophe. «Mein 16-jähriger Sohn kam wieder einmal wütend
aus dem Unterricht des Gymnasiums Biel-Seeland nach Hause», erinnert sich der
Oberstufenlehrer und Bieler GLP-Gemeindepolitiker Alain Pichard. Sein Sohn habe
dem Lehrer erklärt, dass die Temperaturen in den letzten 15 Jahren trotz
höherem Co2-Ausstoss im selben Zeitraum nicht mehr gestiegen seien. «Als Beweis
brachte er ihm die Forschungsergebnisse der Nasa mit, worauf der Lehrer meinte,
vielleicht stagniere das Klima ein bisschen», führt er in der «Weltwoche» aus.
Der ältere Bruder musste
in Naturkunde der vierten Klasse laut Pichard im Wald «Bäume umarmen und zu
ihnen flüstern». Der älteste Spross habe Bilder malen dürfen zu Zitaten wie:
«Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte
Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.»
Indoktrinieren Lehrer beim Klimawandel ihre Schüler? 20 Minuten, 20.10. von B. Zanni
«Klimawandel darf nicht
zur Religion werden»
«Der Klimawandel darf im Unterricht nicht zu einer Religion werden», warnt Pichard gegenüber 20 Minuten. Er selbst sei zwar davon überzeugt, dass es den Klimawandel gebe. «Wir müssen aber aufpassen, dass unsere Kinder nicht mit einem Alarmismus und Katastrophendiskurs unterrichtet werden.»
«Der Klimawandel darf im Unterricht nicht zu einer Religion werden», warnt Pichard gegenüber 20 Minuten. Er selbst sei zwar davon überzeugt, dass es den Klimawandel gebe. «Wir müssen aber aufpassen, dass unsere Kinder nicht mit einem Alarmismus und Katastrophendiskurs unterrichtet werden.»
Auch wenn eine grosse
Mehrheit der Lehrpersonen von den negativen Effekten des Klimawandels sehr
überzeugt sei, dürften sie Zweifel nicht verdrängen. Man müsse junge Menschen
autonom erziehen. «Das heisst, sie experimentieren lassen und zum kritischen
Denken anregen, statt sie zu Umweltschützern ausbilden zu wollen.»
Lehrerin mit Greenpeace-Pulli
Auch SVP-Nationalrat
Christian Imark stellt fest: «Vermutlich, weil Lehrkräfte hauptsächlich politisch
links sind, greifen sie beim Klimawandel manchmal zur Moralkeule.» Sie
glaubten, der künftigen Generation etwas Wichtiges mitgeben zu können. «Das hat
zur Folge, dass sie Schülern ihr politisches Gedankengut eintrichtern.»
Der 35-Jährige hat in
der Schule ähnliche Erfahrungen gemacht. «Meine Lehrerin trug oft einen
Greenpeace-Pulli und einmal warnte sie uns mit einem Bild von rauchenden
Kaminen, dass dies die Zukunft sei.» Auf kritische Kommentare sei sie nicht
eingegangen. «Schüler mit entsprechender Gesinnung wurden bevorzugt behandelt.»
Damit Lehrer Fakten statt ihr eigenes politisches Programm vermitteln, fordert
Imark in der Lehrerausbildung einen grösseren Fokus auf die neutrale
Wissensvermittlung.
«Panik ist nicht fehl am
Platz»
Bastien Girod, Nationalrat
(Grüne) und Umweltwissenschaftler, ist anderer Ansicht. «Panik ist im
Schulunterricht nicht fehl am Platz.» Es sei wissenschaftlich bewiesen, dass
die Menschheit auf eine gefährliche Entwicklung der Klimaerwärmung zusteuere.
«Ganze Ökosysteme drohen zusammenzufallen.» Solange sich Lehrpersonen auf
wissenschaftliche Fakten beriefen wie etwa den Report des Intergovernmental
Panel on Climate Chance (IPCC), sei nichts dagegen einzuwenden, wenn Lehrer die
Brisanz des Problems verbal ausschmückten.
Auch Beat W. Zemp,
Präsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), sagt, dass
Lehrer die Schüler über mögliche negative Konsequenzen des Klimawandels
unterrichten sollen, weil dies der Lehrplan so verlangt. «Das Phänomen des
Klimawandels ist ja nicht aus der Luft gegriffen, sondern wissenschaftlich
belegt.» Es könne zwar vorkommen, dass Lehrer beim Vermitteln des Stoffes auch
ihre eigene Meinung sagten – «man kann nie ganz neutral sein».
Grundsätzlich erlebe er die Lehrpersonen heute aber apolitischer als früher.
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