22. Oktober 2017

Thurgau will Hochbegabte fördern

Ende der 90er-Jahre galt der Thurgau mit seinem Fördertag-Konzept noch als Pionier der Hochbegabtenförderung in der Schweiz. Später zog sich der Kanton aus diesem Bereich weitgehend zurück und überliess den Schulgemeinden das Feld. Diese hatten vor Ort Konzepte zu erarbeiten, die neben sonderpädagogischen Massnahmen auch solche im Sektor der Begabtenförderung umfassten.
Ein Tummelplatz für helle Köpfe, St. Galler Tagblatt, 21.10. von Christian Kamm


Nun kommt es zu einem kantonalen Comeback. Mit dem heutigen «Rollout» beginne die praktische Umsetzung eines neuen Angebots für Schülerinnen und Schüler der fünften bis neunten Klasse, sagte Erziehungsdirektorin Monika Knill gestern an einer Medienorientierung. Aufgegleist sind zum einem spezielle Ateliers für den exklusiven Club von Hochbegabten. Besonders begabte Schüler können so während 24 bis 38 Lektionen pro Semester intensiv und interdisziplinär gefördert werden. Zu den Themen der ersten elf dieser Ateliers gehören etwa Robotik, Psychologie und Philosophie oder «Wir drucken uns ein Segelboot in 3D».

Exklusiver Club deshalb, weil die Teilnehmer nicht nur ihre Motivation vorgängig schriftlich begründen, sondern auch ein Empfehlungsschreiben ihrer Lehrperson vorlegen müssen. Denn die ausgewählten hellen Köpfe werden für die Teilnahme am Atelier vom Regelunterricht dispensiert –müssen aber in der Lage sein, die Lernziele trotzdem zu erreichen.

Pilotphase dauert drei Jahre

Dieses Problem haben die Teilnehmer an Impulstagen nicht, dem zweiten Standbein der kantonalen Begabungsförderung. Dafür müssen sie bereit sein, für die Förderung ihrer Interessen und die Begeisterung für ein Thema ihre Freizeit zu opfern. Denn Impulstage zu Themen wie «Bionik – Lernen von der Natur für die Technik» oder «Einblick in die chinesische Sprache» finden ausserhalb der Schulzeit statt.

«Wir wollen mit unserem Angebot nicht in Konkurrenz treten zu lokalen Programmen», betonte Beat Brüllmann, Chef des Amtes für Volksschule. Vielmehr möchte man die Lücke zwischen nationalen und lokalen Förderprogrammen schliessen. Das Angebot sei quasi ein Puzzlestein, «und wir wollen jetzt sehen, ob er passt». Die Pilotphase soll drei Jahre dauern. Dann wird entschieden, ob man das Ganze weiterführt. Sie sei überzeugt, dass es genug begeisterungsfähige ­Jugendliche gebe, die über das entsprechende Potenzial verfügten, sagte Regierungsrätin Knill.

Durchgeführt werden Ateliers und Impulstage an den Mittel- und Berufsschulen des Kantons mit Lehrkräften vor Ort. Das Angebot sei eine Chance, um Jugendliche in die akademische Welt einzuführen und interdisziplinär mit ihnen zu arbeiten, sagte Stefan Schneider, Rektor der Kantonsschule Romanshorn.


Das Bildungszentrum für Technik in Frauenfeld sei prädestiniert, um einen guten Mix zwischen Theorie und Praxis anzubieten, so dessen Rektor René Strasser. «Technik- und Mathematikförderung ist eine Domäne von uns. Und wir bringen uns gerne ein.»

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen