An der Primarschule in Dietikon
ZH hat eine Mutter einen Lehrerin attackiert. Der Vorfall schockiert – doch er
ist kein Einzelfall. Eltern, die Gewalt gegen Lehrer ausüben, sind laut dem
Dachverband der Schweizer Lehrer keine Seltenheit.
«Gewalt gegen Lehrpersonen kommt öfters vor, als man denkt», Blick, 26.10. von Lea Gnos
Weil die
Schule bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) interveniert hatte,
haben die Eltern eines Primarschülers in Dietikon ZH
vergangenen Monat eine Lehrerin tätlich angegriffen. Die Mutter schlug und würgte die Lehrerin – vor den Augen der
Schulklasse.
Ein
tragischer Einzelfall? Mitnichten. «Gewalt gegen Lehrpersonen, auch
körperliche, kommt öfter vor, als man denkt. Wir sind erschüttert über
Rückmeldungen von Lehrerinnen und Lehrern zum Thema Gewalt», sagt Franziska
Peterhans (59), Zentralsekretärin des Dachverbands der Schweizer Lehrerinnen
und Lehrer (LCH).
In der
Schweiz gibt es keine Zahlen dazu, doch in Deutschland wurden vor einem Jahr
45'000 Lehrerinnen und Lehrer befragt. «Die Hälfte der Lehrer haben
gesagt, dass in ihrer Schule Lehrkräfte beschimpft, beleidigt, gemobbt,
belästigt und bedroht wurden. Sechs Prozent der befragten Lehrer wurden schon
einmal körperlich angegriffen. Wir gehen davon aus, dass es bei uns in der
Schweiz ähnlich ist», sagt Peterhans.
Leitfaden gegen Problemeltern entwickelt
Wenn eine
Situation derart ausartet wie in Dietikon ZH, könne es sein, dass im
Vorfeld die Situation falsch eingeschätzt wurde, sagt Peterhans. Der
Lehrerverband hat daher kürzlich einen Leitfaden für Lehrer gegen Problemeltern
ausgearbeitet.
Lehrerinnen
und Lehrer sind seit 2013 verpflichtet, eine Gefährdungsmeldung zu
machen, wenn sie den Verdacht haben, dass ein Kind misshandelt wird. Was
wichtig ist, denn: Oft ist die Schule die einzige Anlaufstelle für Kinder.
«Wichtig ist es, das Gespräch zu suchen und eine Lösung zu finden, die für alle
Beteiligten eine Verbesserung bringt.»
Gerade
jüngere Lehrpersonen würden schneller Opfer von Angriffen, sie dürften
dies keinesfalls auf sich sitzen lassen: «Bei Drohungen sollen Lehrer
diese sofort öffentlich machen und der Schulleitung davon erzählen.»
Im
Leitfaden werden auch juristische Überlegungen angestellt: «Eltern haben kein
Weisungsrecht gegenüber Lehrpersonen. Sie sind als Steuerzahler nicht in der
Funktion eines Arbeitgebers.» Auch wenn sich viele so aufführen.
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