Seit einigen
Monaten wird viel über die Digitalisierung unserer Schulen geschrieben. Im
Beobachter vom 20. August konnte man lesen, dass es nun endlich höchste Zeit
sei für die digitale Revolution an unseren Schulen. Das Lernen werde so
leichter und lustiger. In Zürich werden ganze Schulhäuser digital aufgerüstet.
Millionen werden in die Anschaffung von teuren Geräten gesteckt. Auch im Kanton
Graubünden ist das Thema aktuell. Beispielsweise planen zehn Gemeinden im
Engadin, die Modellregion des Kantons im Bereich der Ausbildung von Informatik-
und Medienkompetenzen zu werden.
Digitalisierung der Bildung - Segen oder Fluch? Südostschweiz, 11.9. Leserbrief von Elisabeth Calcagnini
Das alles hat
zu tun mit dem Lehrplan 21, der das neue Fach «Informatik und Medien» mit sich
bringt. Mehr Kompetenzen - weniger Wissen, diese Idee des Lehrplans 21 wird
bereits in einigen Kantonen vorangetrieben. Wir verabschieden uns damit vom
traditionellen Bildungskanon und bauen vermehrt auf das Netz, das uns die
gewünschten Informationen mit einem Mausklick beschert. Doch garantiert
vermehrte Nutzung digitaler Medien nicht per se bessere Schülerleistungen und
Computer machen uns nicht wirklich schlauer. Auch brauche es für einen guten
Informatikunterricht nicht für jedes Kind ein iPad, so Juraj Hromkovic,
Professor an der ETH für Informationstechnologie und Ausbildung im TA vom
19.8., «ein Heft, ein Stift und der Zugang zu einem Computerzimmer pro Schule
würde genügen.» Nach wie vor ist das im eigenen Kopf gespeicherte Wissen um
vieles nützlicher und verhilft zum Verständnis von Zusammenhängen. Denn auch Googeln
ist auf solides Vorwissen angewiesen, sonst bleibt wenig bis nichts hängen.
Alarmieren
und aufhorchen lassen sollte uns auch ein kürzlich in der NZZ am Sonntag erschienener
Artikel von Anja Burri. Sie formulierte im Untertitel: «Die Volksschule in der
Schweiz gilt als unantastbar. Doch damit könnte bald Schluss sein. Private
Firmen betreiben öffentliche Schulen. Und globale Technologie-Konzerne wie
Google wittern das grosse Geschäft mit der Digitalisierung.» Dass es dabei um
sehr viel Geld geht, zeigen die Schätzungen der Bank Julius Bär, die den Umsatz
des globalen Bildungsmarktes auf ungefähr 7800 Milliarden Dollar jährlich
beziffern. Keine Kleinigkeit! Diese Entwicklung wird auch vor der Schweiz nicht
Halt machen. Die grossen gewinnorientierten Bildungskonzerne drängen in die
öffentlichen Schulen und erhalten auch vermehrt Zugang. Doch die öffentliche
Bildung darf nicht zu einer privaten Geldquelle verkommen. Ganz abgesehen von
der Gefahr, dass die Demokratie in Bildungsfragen längerfristig ausgehebelt
wird.
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