Die
Schulgemeinde Bischofszell erhält als erste im Thurgau einen «Leiter Pädagogik». Mit
dieser Funktion erreicht die Entwicklung der Schule eine neue Stufe. Der neue
Oberschulleiter ist der Chef aller Schulleiter und steht somit zwei Stufen über
dem Lehrer.
Ein Chefchef für die Lehrer, St. Galler Tagblatt, 9.9. von David Angst
Lesen Sie auch: Ein Unikum im Thurgau, St. Galler Tagblatt, 5.9. von Werner Lenzin
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Dieser ist nun wieder dort angelangt, wo er vor 200
Jahren schon einmal war, nämlich im untersten Segment der Gesellschaft. Anfang
des 19. Jahrhunderts gab man die Kinder einem Schulmeister in Obhut, der
so wenig verdiente, dass er meist noch einige Ziegen und Hennen halten musste,
um durchzukommen.
Dank der Aufklärung, Pestalozzi und der liberalen Bewegung von 1830
machte der Lehrerberuf einen beispiellosen Aufstieg durch alle Schichten
hindurch, bis er gegen Ende des 19. Jahrhunderts wie der Pfarrer und der Doktor
zur Bildungselite gehörte. Auf dem Land sprach man ihn mit «Herr Lehrer» an.
Einziger Makel: Es ging ihm jede Managerqualität ab. Deshalb erfand der
Bildungsapparat Ende des 20. Jahrhunderts den Schulleiter. Man pickte
einen Lehrer heraus und machte ihn zum Chef. Um die Kosten im Lot zu halten,
verteilte man seine Schüler auf die anderen Lehrer. Leider nahmen in der Folge
die Burn-outs im Lehrkörper etwas zu.
Da hilft nur eins: Eine neue Kaderstufe. Und diese ist nun
geschaffen worden unter dem Titel «Leiter Pädagogik». Es dürfte künftig für
einen normalen Lehrer fast unmöglich sein, einmal den Schulpräsidenten
persönlich kennen zu lernen. Was noch fehlt ist, dass man den Lehrern den Lohn
so weit kürzt, dass sie im Nebenerwerb wieder einen Kleinbauernbetrieb führen
müssen, um zu überleben. Vielleicht bekommen sie dann weniger häufig ein
Burn-out.
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