Ach,
die Zeugnisse. Freud und Leid, verteilt auf wenigen Spalten. Links das Fach,
rechts die Note. Simpel, spannend und irgendwie gerecht. Obwohl das Zeugnisheft
Jahrzehnte später meist nur verstaubt in einer Kiste liegt, löst es noch immer
Freud und Leid aus – heute allerdings in den Kantonsregierungen. Die Stadt St.
Gallen strich vor einem Jahr die halben Noten in der zweiten Primarklasse und
verteilte nur noch Ganze. Wie das SRF berichtet, hat die Stadt diesen Entscheid
nun wieder zurückgenommen, weil das Kantonsparlament intervenierte. Aus der
halbgaren Idee, die Halbnoten abzuschaffen, bleibt nicht mehr als der nächste
gescheiterte Versuch. St. Gallen ist wohl der Kanton, der sich am meisten
bemüht, den Heiligen Gral der Schule zu finden: Ein Zeugnis, das alle
zufriedenstellt. Neben nachvollziehbaren Ideen, wie die Note 1 und 2 auf tiefer
Stufe zu streichen, gab es zuletzt eine besonders bizarre. Eine Primarschule in
St. Gallen ersetzte die Noten halbjährlich durch Farben. Ja, richtig gelesen,
Farben. Sie sollen die verschiedenen Wachstumsstufen einer Blume darstellen.
Braun, Grün, Orange, Gelb. In der Reihenfolge. Prinzip begriffen? Was kommt als
Nächstes? Zahlen? Ah, nein, die gibt es ja schon und sind viel zu verständlich.
Der Heilige Gral der Schulen, Basellandschaftliche Zeitung, 23.8. von Yannick Nock
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