Schüleraustauschprojekte haben im Kanton St.Gallen einen
schweren Stand und hängen oft vom Engagement der einzelnen Schulleiter und
Lehrer ab. Änder dürfte sich daran vorerst nichts. Man habe weder Budget noch
Ressourcen für den Austausch, heisst es von offizieller Stelle.
Kein Geld für Austauschprojekte, Zürichsee Zeitung, 10.7. von Fabienne Sennhauser
«Im Kanton St.Gallen kommt Austauschprojekten lediglich eine
minimale Bedeutung zu.» So deutlich bringt der Uzner Schulleiter Jean-Michel
Bruggmann seine Kritik auf den Punkt. Der engagierte Schulleiter würde sich
wünschen, dass interkulturelle Schüleraustauschprojekte mehr bildungspolitische
Unterstützung erfahren. Nur dank privaten Gönnern, der Unterstützung der
Gemeinde Uznach und eigenen finanziellen Aufwendungen von Bruggmann konnten
Schüler der Oberstufe Uznach heuer bereits zum zweiten Mal einen Auslandaufenthalt
in Panama machen.
Von Seiten des Kantons gibt es wenig Hoffnung, dass sich dies
künftig ändert. «Der Kanton St.Gallen hat derzeit kein Budget und auch keine
Ressourcen für den Austausch zur Verfügung», sagt Andrea Schmid, kantonale
Austauschverantwortliche (KAV) auf Anfrage der ZSZ. Ihre Aufgabe als KAV
beschränke sich daher auf das Weiterleiten der Anfragen von Eltern und
Lehrpersonen an die zuständigen Stellen, insbesondere an die nationale Agentur
für Austausch und Mobilität Movetia.
Deutschweizer Kantone
hinken hinterher
Die Aufgabe der Austauschverantwortlichen wird im Kanton
St.Gallen, im Gegensatz zu vielen anderen Kantonen, denn auch nicht speziell
entlöhnt. «Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kantons und der
Austausch ist lediglich eines der zahlreichen Dossiers, die ich betreue.» Im
krassen Gegensatz hierzu steht beispielsweise der Kanton Wallis. Dieser verfügt
bereits seit 1991 über eine fixe Geschäftsstelle mit fünf Angestellten, die
sich für Schüleraustauschprojekte engagieren.
Aber nicht nur das Wallis ist dem Kanton St.Gallen einen Schritt
voraus: «Im Allgemeinen sind es die Kantone an der französischen Sprachgrenze,
die bereits über eine sehr ausgeprägte Austauschkultur verfügen», sagt Kathrin
Müller, Leiterin Kommunikation der nationalen Förderungsagentur für Austausch
und Mobilität Movetia. Viele, – vor allem deutschschweizer – Kantone, würden
sich der Thematik erst bewusst und entwickeln aktuell Austauschkonzepte,
erklärt Müller weiter. Der Kanton St. Gallen gehöre ebenfalls zu diesen dazu.
«Erst kürzlich hat darum ein sogenannter Kantonsbesuch stattgefunden, bei dem
Movetia von einer sechsköpfigen Delegation von St.Galler Kantonsvertretern zu
Gesprächen eingeladen wurde.»
Movetia ist die ofizielle Förderagentur des Bundes und hat die
Aufgabe bis Ende 2017 eine gesamtschweizerische Strategie für den Austausch zu
erarbeiten. Ihre längerfristige Vision sei es, dass alle Jugendlichen im
Verlauf ihrer Ausbildung zumindest einmal an einem länger dauernden Austausch-
und Mobilitätsprojekt teilnehmen können, erklärt Müller.
Keine Unterstützung für
aussereuropäische Projekte
Bereits bietet die Stiftung verschiedene Programme an, die
Austausch und Mobilität finanziell unterstützen. Allerdings beschränken sich
diese auf interkantonale und europäische Projekte. Im Moment habe Movetia keine
Möglichkeit aussereuropäische Austauschrojekte, wie jenes der Oberstufe Uznach,
zu unterstützen, erklärt die Kommunikationsleiterin. «Wir sind allerdings erst
seit dem 1. Januar 2017 aktiv und befinden uns noch im Aufbau.»
Bis auf weiteres dürfte das interkulturelle Austauschprojekt der
Uzner Oberstufe also auch weiterhin vom Engagement ihres Schulleiters
Jean-Michel Bruggmann abhängig sein. Davon lässt sich dieser aber nicht
beirren. Gerne würde sich der Uzner gar aktiv an der Zusammenarbeit von Kanton
und Movetia beteiligen.
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