20. Juli 2017

Nichts Unnützes mehr!

Die folgenden Aufzeichnungen basieren auf meinen persönlichen Notizen anlässlich des Festvortrags von Prof. Dr. Konrad Liessmann, Philosophie, Universität Wien, gehalten am 7. Juli in Franfurt/Main.
Liessmann: "Tiefpunkt in der pädagoischen Literatur", Bild: Urs Kalberer

"Für nichts zuständig, zu manchem fähig und zu allem bereit: Kompetenzorientierung als Inkompetenz", von Konrad Paul Liessmann


Das Kompetenzkonzept wurzelt gemäss Liessmann in der Ökonomie. Arbeitsprozesse sollen optimierbar werden. Gleichzeitig werden genaue Messungen (und Vergleiche) möglich.

Kompetenzorientierung in der Schule bedeutet für den Wiener Philosophen schlicht den bildungspolitischen Sündenfall unserer Epoche. Wenn es nur noch um Kompetenzerwerb geht, dann wird die Rolle des Lehrers untergraben und dies wirkt sich nicht nur auf die Schule aus, sondern auch auf die Lehrerbildung und die Universitäten.

Ausgehend von der geltenden Kompetenzdefinition nach Weinert (2001) skizziert Liessmann einige Probleme. Zentral bei Weinert ist die Fokussierung auf das Problemlösen. Kompetent ist jemand, der bestimmte Probleme lösen kann. Doch es gab viele Entdeckungen, die nicht auf Problemlösungen basierten. Ausserdem müssten Probleme überhaupt erst als solche erkannt werden.

Weiter konstatiert Liessmann, dass der Inhalt bei der Kompetenzorientierung zweitrangig und austauschbar werde. Das Können steht über dem Wissen.

Alles, was gelehrt wird, muss brauchbar sein - nichts Unnützes mehr! Doch alles nur auf Anwendbarkeit zu reduzieren, ist zu kurz gegriffen: Kunst, Musse und Traditionen sind auch wichtig. 

Liessmann bezeichnet die Beschreibung der Kompetenzen in den Lehrplänen als Tiefpunkt in der pädagogischen Literatur.

Was wären Alternativen?
1. Verzicht auf den Gebrauch des Wortes "Kompetenz", welches zur nichtssagenden Worthülse geworden ist.
2. In den Lehrplänen soll aufgelistet werden, was Schüler können und wissen sollen. Konkrete Inhalte sind wichtig.


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