Für den Berufsverband Bildung Bern ist klar: Die Sparmassnahmen seien
nicht zu verkraften, eine positive Würdigung unmöglich, sagt Präsident Martin
Gatti. Er streicht insbesondere drei für ihn problematische Bereiche heraus:
Einführung des Lehrplans 21 wird infrage gestellt, Berner Zeitung, 1.7. von Marius Aschwanden
1. Die Brückenangebote sollen neu nicht mehr vom Kanton, sondern von den
Gemeinden finanziert werden (Einsparung: 10 Millionen Franken). 2. Auf die
geplante Aufstockung des abteilungsweisen Unterrichts um zwei Lektionen im
Zusammenhang mit dem Lehrplan 21 soll verzichtet werden (5,5 Millionen
Franken). 3. Der Pool für die Lektionen für die integrative Förderung, die
Logopädie oder auch Deutsch als Zweitsprache soll gekürzt werden (2 Millionen
Franken).
«Damit sind die Rahmenbedingungen, unter welchen Bildung Bern den
Lehrplan 21 unterstützt, teilweise infrage gestellt», sagt Gatti. Denn der
Berufsverband habe diese Unterstützung von der vorgestellten Lektionentafel
abhängig gemacht. «Jetzt müssen wir analysieren, welche Konsequenzen wir aus
der Kürzung ziehen.» Gatti bezweifelt zudem, dass die Gemeinden bereit sind,
die Brückenangebote im gleichen Umfang zu finanzieren, wie es bisher der Kanton
getan hat. «In einem Gemeindebudget werden diese vermutlich nicht sehr stark
gewichtet. Dabei sind die Angebote für unentschlossene Schulabgänger enorm
wichtig.»
Lehrer können der Vielfalt der Schüler nicht mehr gerecht werden
Im Bereich der
Integration rechnet der Verbandspräsident mit einer noch stärkeren Akzentuierung
der aktuellen Probleme. Bereits heute klagen viele Lehrer, dass sie der
Vielfalt der Schüler nicht mehr gerecht werden. Dies führt laut Fachleuten
unter anderem dazu, dass mehr Kinder als früher ausgeschult werden und
Sondermassnahmen benötigen. Genau dies befürchtet auch die Gewerkschaft VPOD.
Sie schreibt, dass durch diese Kürzung keine Kosten gespart, sondern lediglich
verschoben würden.
Kritik übt Verbandspräsident Gatti auch an den Plänen der Regierung,
die Beiträge von 4,2 Millionen Franken an die Schülertransporte komplett zu
streichen. Künftig sollen diese Kosten vollumfänglich von den Gemeinden
getragen werden. «Einerseits belastet dies die ländlichen Regionen viel stärker
als die urbanen. Andererseits ist absehbar, dass die Gemeinden die Mehrkosten
an den Schulbudgets abziehen werden.»
Gesamthaft sollen in der Erziehungsdirektion 42 Millionen Franken
eingespart werden. Deshalb kommt es zu einer Reduktion von 66,5 Stellen, wobei
34,5 noch gar nicht geschaffen wurden. Diese wären für die Mehrlektionen nach
Lehrplan 21 vorgesehen gewesen. Der Abbau erfolgt vorwiegend bei Integrationslehrkräften
sowie in Mittel- und Berufsschulen.
Durch all diese Massnahmen sei die Qualität der Bildung in Gefahr, ist
Gatti überzeugt. Der Verband werde deshalb jetzt die «angezeigten Schritte»
besprechen. Für eine entsprechende Kampagne stehen 100 000 Franken
bereit.
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