2. Juli 2017

Berner Sparprogramm gefährdet Einführung des Lehrplans

Für den Berufsverband Bildung Bern ist klar: Die Sparmassnahmen seien nicht zu verkraften, eine positive Würdigung unmöglich, sagt Präsident Martin Gatti. Er streicht insbesondere drei für ihn problematische Bereiche heraus:
Einführung des Lehrplans 21 wird infrage gestellt, Berner Zeitung, 1.7. von Marius Aschwanden


1. Die Brückenangebote sollen neu nicht mehr vom Kanton, sondern von den Gemeinden ­finanziert werden (Einsparung: 10 Millionen Franken). 2. Auf die geplante Aufstockung des abteilungsweisen Unterrichts um zwei Lektionen im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21 soll verzichtet werden (5,5 Millionen Franken). 3. Der Pool für die Lektionen für die integrative Förderung, die Logopädie oder auch Deutsch als Zweitsprache soll gekürzt werden (2 Millionen Franken).

«Damit sind die Rahmen­bedingungen, unter welchen Bildung Bern den Lehrplan 21 unterstützt, teilweise infrage gestellt», sagt Gatti. Denn der Berufsverband habe diese Unterstützung von der vorgestellten Lektionentafel abhängig gemacht. «Jetzt müssen wir analysieren, welche Konsequenzen wir aus der Kürzung ziehen.» Gatti bezweifelt zudem, dass die Gemeinden bereit sind, die Brückenangebote im gleichen Umfang zu finanzieren, wie es bisher der Kanton getan hat. «In einem Gemeindebudget werden diese vermutlich nicht sehr stark gewichtet. Dabei sind die Angebote für unentschlossene Schulabgänger enorm wichtig.»

Lehrer können der Vielfalt der Schüler nicht mehr gerecht werden 
Im Bereich der Integration rechnet der Verbandspräsident mit einer noch stärkeren Akzentuierung der aktuellen Probleme. Bereits heute klagen viele Lehrer, dass sie der Vielfalt der Schüler nicht mehr gerecht werden. Dies führt laut Fachleuten unter anderem dazu, dass mehr Kinder als früher ausgeschult werden und Sondermassnahmen benötigen. Genau dies befürchtet auch die Gewerkschaft VPOD. Sie schreibt, dass durch diese Kürzung keine Kosten gespart, sondern lediglich verschoben würden.

Kritik übt Verbandspräsident Gatti auch an den Plänen der ­Regierung, die Beiträge von 4,2 Millionen Franken an die Schülertransporte komplett zu streichen. Künftig sollen diese Kosten vollumfänglich von den Gemeinden getragen werden. «Einerseits belastet dies die ländlichen Regionen viel stärker als die urbanen. Andererseits ist absehbar, dass die Gemeinden die Mehrkosten an den Schulbudgets abziehen werden.»

Gesamthaft sollen in der Er­ziehungsdirektion 42 Millionen Franken eingespart werden. Deshalb kommt es zu einer Reduktion von 66,5 Stellen, wobei 34,5 noch gar nicht geschaffen wurden. Diese wären für die Mehrlektionen nach Lehrplan 21 vorgesehen gewesen. Der Abbau erfolgt vorwiegend bei ­Integrationslehrkräften sowie in Mittel- und Berufsschulen.

Durch all diese Massnahmen sei die Qualität der Bildung in Gefahr, ist Gatti überzeugt. Der Verband werde deshalb jetzt die «angezeigten Schritte» besprechen. Für eine entsprechende Kampagne stehen 100 000 Franken bereit. 


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