Tablets und Smartphones
halten Einzug in die Luzerner Klassenzimmer. Die Vorteile gegenüber Stift und
Papier sind bestechend: Aufsätze lassen sich einfacher überarbeiten, die Geräte
können Töne, Bilder und Videos aufnehmen und abspielen – und wenn man bei einer
Aufgabe nicht weiter kommt, bieten die Lernprogramme Hilfe.
Tablets sollen Schulbücher ersetzen, Luzerner Zeitung, 4.6. von Lena Berger
Das Potenzial haben die
Luzerner Schulen erkannt. Verschiedene Primarklassen in Luzern, Menznau,
Dagmersellen und Doppleschwand wurden im Rahmen eines Pilotprojekts mit solchen
Geräten ausgestattet – und dabei hat man gute Erfahrungen gemacht. «Wenn die
Geräte da sind, kann man sie flexibler einsetzen, als wenn die Lehrperson jedes
Mal einen Klassensatz Laptops ausleihen muss», sagt Charles Vincent, Leiter der
Dienststelle Volksschulbildung. Auf nächstes Schuljahr gibt der Kanton daher
ein überarbeitetes Merkblatt heraus. Darin wird die Abgabe von Laptops
vorgeschlagen, so wie es mit den Schulbüchern auch gemacht wird. Das klingt,
als würden Tablets bereits flächendeckend an Luzerner Schulen eingesetzt. Das
wirft Fragen auf. Denn die Anschaffung von Tablets dürfte Kosten in
Millionenhöhe verursachen. An wen soll dieser Grossauftrag gehen? Charles
Vincent betont, dass die Schulen bislang nicht verpflichtet sind, Tablets
anzuschaffen. Es sei möglich, dass sich das in den nächsten Jahren ändere.
Denn: Pädagogisch ist die 1:1-Ausrüstung sinnvoll, wie das Pilotprojekt und kürzlich
auch eine Samsung-Studie gezeigt hat (Ausgabe vom 14. Mai). «Im Hinblick auf
die Einführung des Lehrplans 21 planen einige Gemeinden jetzt, Tablets für alle
Schüler anzuschaffen», sagt Vincent. Diese hätten schon angefragt, ob man diese
nicht kantonal beschaffen könnte. «Das ist nicht nur preislich interessanter,
sondern hat auch den Vorteil, dass nicht jede Gemeinde einzeln ein aufwendiges
Ausschreibungsverfahren durchführen müsste», sagt der Dienststellenleiter. Die
kantonale Lehrmittelkommission wird diese Frage diskutieren und einen Vorschlag
erarbeiten.
Schulmaterial
muss gratis bleiben
In der Privatwirtschaft
geht der Trend in eine andere Richtung. «Bring Your Own Device» ist vielerorts
das Motto. Das heisst: Die Mitarbeiter nehmen ihre eigenen Geräte mit, die auf
ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Wäre das auch für die Schulen eine
kostengünstige Alternative? Charles Vincent glaubt nicht daran. «Der
Volksschulunterricht ist grundsätzlich unentgeltlich, deshalb kann man nicht
erwarten, dass die Kinder selber Tablets mitnehmen.» Kommt hinzu, dass aktuell
nicht alle Gerätetypen mit dem Schulnetz und den Lernsoftwares kompatibel sind.
Was bleibt, ist also
eine Massenanschaffung von Tablets. Nur: Ist das in Anbetracht der neusten
Spardebatte überhaupt realistisch? Vincent weist darauf hin, dass den
Informatikkompetenzen im Lehrplan 21 ein grösserer Stellenwert eingeräumt wird.
«Trockenübungen ohne Laptops oder Tablets machen aber wenig Sinn», findet er.
Aktuell stellt er fest, dass einzelne Verlage zweigleisig fahren, also
Lehrmittel in einer Print- und einer Digitalversion anbieten. «Das kostet dann
aber auch doppelt. Ich rechne daher damit, dass die Tablets in den nächsten
Jahren die traditionellen Schulbücher zum Teil ersetzen werden.» Und dann sei
der persönliche Laptop natürlich auch finanziell tragbar, weil die eigentlichen
Lehrmittelkosten sinken werden.
Klar ist: Die beste
Ausrüstung nützt nichts, wenn die Lehrer nicht wissen, wie sie die Geräte
sinnvoll einsetzen sollen. «Diese Kompetenzen aufzubauen ist ein grosse
Aufgabe. Wir sind jetzt daran, die Lehrpersonen im Hinblick auf den Lehrplan 21
in diesem Bereich weiterzubilden», sagt Charles Vincent dazu. Die Kurse sind
grösstenteils bereits ausgebucht.
Luzern ist ja bekanntlich finanziell nicht auf Rosen gebeetet. Umso mehr erstaunt, dass jetzt Tausende von Tablets angeschafft werden "müssen", die angeblich Schulbücher ersetzen können. Der Hauptgrund für die sehr teure Aufrüstung der Volkschule mit Laptops usw. ist nicht das Medienfach, sondern dass mit dem Lehrplan 21 die "Kompetenzorientierung" mit dem "selbstgesteuerten Lernen" in die Klassenzimmer hineintransferiert wird. Damit werden Klassenunterricht und Lehrer abgeschafft. Die Schüler müssen alleine am Computer/Laptop lernen und die „Lernbegleiter“ dürfen nicht in den Lernprozess eingreifen. In den Medien und der politischen Diskussion herrscht eisernes Schweigen über die „Grundlagen für den Lehrplan 21“. Der „Lehrplan 21“ ist nur der Vorwand für die radikalste Systemänderung in der Geschichte unserer Volksschule: „Gewarnt sei vor einem staatlichen Umerziehungsplan, der in Form eines «modernen» Lehrplans daherkommt“. (Michael Schönenberger, NZZ).
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