Wer auf den Ferienplan für das
nächste Schuljahr schaut, staunt nicht schlecht: Denn dann gibt es für die
Primar- und Oberstufenschüler einen Tag mehr Ferien. Der 29. März – der
Donnerstag vor den Osterferien – ist für Schüler und Lehrer neu unterrichtsfrei.
Dieser Extra-Freitag hat einen Grund, wie dem aktuellsten Newsletter der
Dienststelle Volksschulbildung zu entnehmen ist: «Im Zusammenhang mit der
Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für die Lehrpersonen wurde für einzelne
Stufen eine teilweise Kompensation in Aussicht gestellt.»
Lehrer dürfen wieder weniger arbeiten, Luzerner Zeitung, 12.6. von Yasmin Kunz
Übersetzt heisst das: Weil die Lehrer
wegen der Sparmassnahmen pro Woche eine Lektion mehr arbeiten müssen, soll dies
ab nächstem Jahr mittels eines zusätzlichen Freitags kompensiert werden.
Jährlich acht Lektionen weniger Unterricht
Von Kompensieren könne jedoch keine
Rede sein, erklärt Urban Sager, Präsident des VPOD (Verband des Personals
öffentlicher Dienste) und Lehrer der Fach- und Wirtschaftsmittelschule Luzern.
«Mit der zusätzlichen Lektion pro Woche erhöht sich die Arbeitszeit um jährlich
etwa eine bis zwei Wochen. Der einzelne freie Tag bringt im Jahr etwas mehr als
acht Stunden – steht also in keinem Verhältnis zur Mehrbelastung», so Sager.
Beim VPOD sehe man diesen
Extra-Freitag mehr als ein symbolisches Zeichen, dass man die Überlastung der
Lehrpersonen erkennt, als einen Beitrag zur substanziellen Entlastung für die
Lehrer, sagt Sager, der für die SP im Kantonsrat sitzt.
Je nach Stufe ist die Entlastung
anders ausgestaltet: Auf der Sekundarstufe II – also den Gymnasien und den
Mittelschulen – dürfen Lehrer ab kommendem Schuljahr an zwei bis dato
unterrichtspflichtigen Halbtagen die schulinterne Weiterbildung besuchen. Bis
anhin mussten die Lehrer die Weiterbildung in der Freizeit – meist an einem
Samstag – besuchen.
Weil die Lehrer auf der Volksschule
im Gegensatz zur Sekundarstufe II noch eine Betreuungspflicht haben, wird der
freie Tag von Beginn weg in der Ferienagenda eingetragen – als
Planungssicherheit für die Eltern.
Diese neue Regelung ist von der
Geschäftsleitung des Bildungsdepartements festgelegt worden und von den
Dienststellenleitern der jeweiligen Stufe ausgestaltet worden.
Angleichen an Arbeitszeit der
Verwaltungsangestellten
Auch CVP-Regierungsrat Reto Wyss ist
als Bildungsdirektor Mitglied der Geschäftsleitung. Er will diesen Entscheid
zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren. Charles Vincent, Leiter der
Dienststelle Volksschulbildung, übernimmt: Der Entscheid sei mit der
Angleichung an die Arbeitszeiten des Verwaltungspersonals gerechtfertigt.
Will heissen: Zwischen den
zusätzlichen Stunden für das Verwaltungspersonal und der zusätzlichen Lektion
der Lehrpersonen besteht eine Jahresdifferenz von etwa zwanzig Arbeitsstunden.
«Dieses Missverhältnis soll mit dem Freitag ausgeglichen werden», so Vincent. Aldo
Magno, Leiter der Dienststelle Gymnasialbildung, der den Kompensationsvorschlag
im Dezember für die Gymnasien dem Bildungsdepartement vorgestellt hat, sagt:
«Das ist ein Gebot der Fairness gegenüber den Lehrerpersonen.» Er weist zudem
darauf hin, keineswegs von den Lehrern unter Druck gestanden zu haben.
«Klischee der Lehrer etwas
unglücklich bedient»
VPOD-Präsident Urban Sager sieht
diesen Entscheid auch etwas skeptisch – aus zwei Gründen: «Mit solchen
Einzelmassnahmen entsteht ein Flickenteppich bezüglich der Anstellungsbedingungen.»
Und zum anderen wird damit «etwas unglücklich das Klischee der Lehrer bedient».
Lehrern hängt schon seit langem der Ruf an, zu viel frei zu haben. «Wer aber
weiss, was Lehrerinnen und Lehrer nebst dem Unterricht noch alles machen
müssen, der würde seine Meinung revidieren», ist Sager sicher.
Gemäss Ferienplan des Kantons Luzern
ist beispielsweise im Schuljahr 2018/19 der 2. November zusätzlich frei. Bis
ins Schuljahr 2022/23 sind die zusätzlich freien Tage für die Volksschule
bekannt. Charles Vincent: «Die Lösung wird früher rückgängig gemacht, wenn die
Unterrichtsverpflichtung wieder reduziert wird, oder sie bleibt bestehen, wenn
sich am jetzigen Stand nichts ändert.» Annamarie Bürkli, Präsidentin des
Lehrerinnen- und Lehrerverbands des Kantons Luzern, sagt: «Im Sinne der
Gleichbehandlung und solange wie die Unterrichtsverpflichtung erhöht bleibt,
begrüssen wir diesen Entscheid.»
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