8. Oktober 2017

Zwei Studien mit unterschiedlichen Aussagen zu Tagesschulen

Beide Studien stammen von Marianne Schüpbach von der Universität Bern
Studie von 2010
  • Die Übungsanlage: Einbezogen sind 521 kleine Primarschulkinder aus elf Deutschschweizer Kantonen. Die einen besuchen Tagesschulen mit obligatorischen Angeboten, die anderen nicht. Untersuchungszeitraum: drei Jahre.
  • Schulleistungen: Tagesschulkinder sind sprachlich kompetenter und können besser lesen, besonders in pädagogisch gut geführten Schulen. In Mathematik schneiden sie schlechter ab. Tagesschulkinder aus bildungsfernen Familien können aber ihre Nachteile wegen der geringeren Unterstützung gegenüber ihren bessergestellten Kameraden kompensieren – wenigstens im Rechnen.
  • Sozialverhalten: Tagesschulkinder schneiden bei der sozialen und emotionalen Entwicklung besser ab. Sie können sich besser konzentrieren und werden weniger schnell nervös. Auch Alltagstätigkeiten, wie Schuhe binden oder Besteck benutzen, können sie besser als Kinder aus den anderen Schulmodellen.
  • Empfehlung: die pädagogische Qualität der Betreuung verbessern.
Widersprüchliche Aussagen, Tages Anzeiger, 7.10.

Studie von 2017

  • Die Übungsanlage: Einbezogen sind rund 2000 Schüler in Tagesschulen aus 13 Deutschschweizer Kantonen. Die einen besuchen freiwillige Angebote neben dem Unterricht, die anderen nicht. Untersuchungszeitraum: zwei Jahre.
  • Schulleistungen: Die Studie kommt zu folgendem Schluss: «Eine dauerhafte Nutzung (von ausserschulischen Angeboten in Tagesschulen) in den ersten beiden Schuljahren hat keine Wirkungen auf die schulische Leistungsentwicklung. In der Mathematik können Ta-
  • gesschulkinder aus bildungsfernen Familien ihre Nachteile wegen geringerer Unterstützung allerdings kompensieren. Beim Lesen gelingt dies nicht.
  • Sozialverhalten: Weder bei der sozialen noch bei der emotionalen Entwicklung wurden Unterschiede zwischen Tagesschulkindern und anderen Kindern festgestellt. Einen Einfluss hat aber die Zusammensetzung der Gruppe. Dort, wo viele Verhaltensauffällige zusammenkommen, war die Entwicklung des Sozialverhaltens beeinträchtigt.
  • Empfehlung: Sensibilisierung des Betreuungspersonals. Weniger freies Spiel und mehr gezielte pädagogische Aktivitäten in den Betreuungsangeboten.

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