Der Landrat bestätigte heute die Rechtsgültigkeit zweier
Volksinitiativen des Komitees ‹Starke Schule Baselland›. Die Forderung der
Initianten: Nur noch eine statt zwei Fremdsprachen an der Primarschule sowie
der Rückzug aus dem interkantonalen Projekt Passepartout mit dem oft
kritisierten Lehrmittel ‹Mille feuilles›.
Wieder zurück zur alten Franzi-Grammatik? Telebasel, 4.5. von Michel Schultheiss
Gestern sprach sich der
grosse Rat des Kantons Thurgau gegen das Frühfranzösisch aus. Auch im Baselbiet
geht die Auseinandersetzung um den Fremdsprachenunterricht in eine weitere
Runde. Im Gegensatz zur Ostschweiz steht hier aber nicht die Sprache jenseits
des Röstigrabens, sondern der Englischunterricht zur Debatte.
Erneut ist das Komitee
«Starke Schule Baselland» mit neuen bildungspolitischen Anliegen am Start. Zwei
ihrer Volksinitiativen haben heute (4. Mai 2017) im Kantonsparlament eine
weitere Hürde geschafft. Der Bericht des Regierungsrats zur Rechtsgültigkeit
der Initiativen wurde vom Landrat angenommen.
Nur noch eine Fremdsprache
Zum einen geht es der
Gruppe der Gruppe um den Landrat Jürg Wiedemann (Grüne-Unabhängige) darum,
dass auf der Primarstufe nur noch eine statt zwei Fremdsprachen unterrichtet
wird. Nach der Vorstellung der Initianten soll das Fach Englisch künftig in die
Sekundarstufe verschoben werden. «Ich glaube, dass zwei Fremdsprachen für sehr
viele Kinder eine Überforderung darstellen», sagt Wiedemann. Ein möglichst
früher Beginn mit Fremdsprachen bedeute zudem nicht per se, dass die Schüler
diese auch effizienter beherrschen.
Anderer Meinung ist
FDP-Landrätin Marianne Hollinger. Sie plädiert dafür, dem noch jungen
Fremdsprachenkonzept erst mal eine Chance zu geben und nicht gleich die Flinte
ins Korn zu werfen. «Manchmal ist ständiges Ändern schlimmer als Angefangenes
weiterzuziehen». Sie ist zuversichtlich, dass die Kinder in diesem Alter sehr
lernfreudig sind und es daher schade wäre, hier einen Schlussstrich zu ziehen.
«Keine Verabschiedung vom Frühfranzösisch»
In der zweiten
Initiative fordert das Komitee einen Rückzug aus dem interkantonalen Projekt
Passepartout. Im Gegensatz zum Thurgau geht die Forderung hier aber in eine
andere Richtung: «Ein Ausstieg aus Passepartout bedeutet keine
Verabschiedung vom Frühfranzösisch», betont Paul Wenger (SVP). Er fordert aber,
das sprachdidaktische Konzept des Sprachbads, wie es im viel diskutierten
Lehrmittel «Mille feuilles» zu finden ist, wieder rückgängig zu machen.
Ein strukturierter Unterricht mit Schwerpunkt auf solider Grammatik müsse
stattdessen wieder im Vordergrund stehen.
Sein Kollege aus der
Bildungskommission des Landrats, Roman Brunner (SP), findet es hingegen keine
gute Idee, die kostspielige Übung wieder abzubrechen. Schliesslich sei die
Bildungsharmonisierung vom Volk gewollt: «Wenn nun alle Kantone anfangen, an
diesem Fremdsprachenkonzept herumzuschrauben, wird es schwierig für eine
harmonisierte Lösung für die ganze Schweiz.»
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