13. April 2017

Aus tapferen Eltern werden verzweifelte Eltern

Es wird viel über den neuen Lehrplan 21 theoretisiert. Was ist daran denn so besonders? Sind die neuen Lehrmittel erlebnisorientiert oder strukturorientiert? Sind sie schülerfördernd oder gar schülerfordernd? 
Mit und ohne Augenzwinkern, Oltner Tagblatt, 13.4. Leserbrief von Sabine Herold

Erleben wir doch mal alles aus der Optik von Ursli und seinen Eltern: Ursli ist in der dritten Klasse der Primarschule. Grundsätzlich geht er gerne zur Schule, auch wenn er noch immer mit der so komplizierten deutschen Sprache Mühe hat. Zur grossen Freude aller kommt Ursli nun zusätzlich in den Genuss der französischen Sprache mit dem viel gepriesenen Lehrmittel "Mille Feuilles". 1000 Blätter gibt es darin nicht, aber 1000 schöne Bilder und 1000 Kompetenzen. Von denen weiss Ursli allerdings nichts. Das Französisch ist gar nicht so einfach, aber immerhin gibt es die Bilder zum Anschauen. In der Oberstufe werden die 1000 Blätter ("Mille Feuilles") zu einem Augenzwinkern ("Clin d'oeil") und aus den bisher noch tapfer unterstützenden Eltern vom Ursli verzweifelte Erziehungsberechtigte, die schliesslich ihre alten Schulbücher vom letzten Jahrhundert hervorkramen - alt, aber bewährt und mit logischem System ... Während in die Aus- und Weiterbildungen der Lehrer immer mehr Gelder gesteckt werden, damit wenigstens diese das komplizierte System der 1000 Blätter verstehen, leeren die frustrierten Eltern ihre Portemonnaies für Nachhilfestunden ihres Sprösslings. Aus Ursli ist inzwischen Urs geworden. Mit dem Deutsch hat er noch immer seine Mühe, aber wenigstens hat er eine Lehrstelle "überbekommen" - im Gegensatz zu etlichen Gleichaltrigen. Nein, nicht dank Lehrplan 21 und seinen 1000 Komptetenzen, sondern mit Vitamin B und einem Augenzwinkern...

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