In jedem Schweizer Haushalt werden heute digitale Geräte genutzt. «Durch
die blosse Nutzung von Smartphones oder Computern erlangt man aber noch keine
Medienkompetenz», sagt Doreen Prasse, Dozentin am Institut für Medien und
Schule der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Es sei vor allem auch Aufgabe der
Schule, Kindern und Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit den
digitalen Geräten zu vermitteln.
"Die Tablets werden das Buch nicht verdrängen", Bund, 9.3. von Bernhard Ott
«Interessanter, spannender»
Das Institut für Medien und Schule der PH Schwyz evaluiert im Auftrag
von Samsung Schweiz den Einsatz von Tablets über drei Jahre (2015–2018) an 14
Schulen der Kantone Bern, Solothurn und Schwyz. Die erste Zwischenbilanz ist
laut der Professorin mehrheitlich positiv ausgefallen.
Natürlich gebe es ein gewisses «Ablenkungspotenzial», mit dem ein Umgang
gefunden werden müsse. Aber beim Einsatz von Tablets sei der Lerngewinn für die
Schülerinnen und Schüler grösser. «Der Unterricht wird als interessanter,
anschaulicher und spannender empfunden», sagt Prasse.
Die Tablets würden nicht als Spass-, sondern als Lernmedium eingesetzt.
Gerade in der Unterstufe und in der Sonderpädagogik eröffne das Tablet mit dem
grossen Touchscreen neue Möglichkeiten. Der Einsatz sei etwa für Lernspiele,
aber auch für Film- und Tonaufnahmen im Sprachunterricht sinnvoll.
Vernetzt mit den Gspänlis
Ab der 3. oder 4. Klasse sei der Einsatz persönlicher Geräte sinnvoll.
Dies sei aber auch eine soziale Frage. «Wichtig ist, dass alle Kinder
gleichberechtigten Zugang zu den Geräten haben», sagt Prasse.
In diesem Alter könnten die Kinder das Tablet mit nach Hause nehmen, um
damit Hausaufgaben zu erledigen oder sich mit den Schulgspänli für
Gruppenprojekte wie zum Beispiel das Erfinden einer Geschichte zu vernetzen.
Über Anwenderkenntnisse hinaus
Anwenderkenntnisse allein reichen heutzutage aber nicht mehr aus. So
sieht der Lehrplan 21 ab der 5. Klasse auch die Vermittlung von grundlegendem
Informatikwissen vor. Laut Prasse geht es dabei nicht darum, aus den Schülern
Programmierer zu machen. Aber sie könnten durch die Aneignung von
Informatikwissen lernen, wie Computer funktionieren. Dadurch wandelten sie sich
von reinen Konsumenten zu Produzenten digitaler Medien, sagt Prasse.
Die Bedürfnisse der Wirtschaft dürften dabei aber nicht im Vordergrund
stehen. «Es geht um eine breite Medienbildung, die letztlich die Voraussetzung
für die gesellschaftliche Teilhabe darstellt», sagt Prasse
Keine Gefahr fürs Lesen
Allfällige Ängste vor dem Ende des Buchzeitalters hält die Pädagogin für
übertrieben. «An unserer Projektschule kommt das Tablet nur in 10 bis 15
Prozent der Unterrichtszeit zum Einsatz.» Das Gerät werde für spezifische
Bedürfnisse eingesetzt. «Die Tablets werden das Buch nicht verdrängen.»
Es habe bisher noch keine Studie erwiesen, dass die Nutzung digitaler
Medien die Lesefreudigkeit beeinträchtige oder die Lesekompetenz vermindere.
Die Jugendlichen informierten sich im Internet eher über News und Lifestyle und
kommunizierten vermehrt online. «Es werden aber auch weiterhin Krimis unter der
Bettdecke gelesen», sagt Prasse.
Zentrale Rolle der Lehrperson
Tablets eröffnen also zahlreiche neue Möglichkeiten des interaktiven und
sozialen Lernens. Ob die Kinder diese auch nutzen können, hänge aber von der
Lehrperson ab. «Die Lehrkräfte müssen kompetent sein, und sie brauchen Zeit,
Unterrichtszenarien für ihre Klassen zu entwickeln.»
Ausstattungsinitiativen seien ein Problem, wenn die Schulen darauf nicht
vorbereitet seien und keine Begleitforschung stattfinde. «Sind die Lehrpersonen
überfordert, reduziert sich der Tablet-Einsatz auf die Nutzung einzelner Apps»,
sagt Prasse.
Der Lehrerberuf wird langsam aber sicher durch das Tablet und die Cloud ersetzt – und das bedeutet Diktatur pur, wie es die NZZ und viele andere seriöse Analytiker beschreiben. Die Steuergelder fliessen dann jedenfalls einfach an die jetzt schon milliardenschweren und bestimmenden transnationalen IT-Firmen – und die „Lehrkörper“ werden schlicht wegrationalisiert. Erstaunlicherweise hat die Lehrerschaft noch nicht zur Kenntnis genommen, was am letztjährigen WEF breit diskutiert wurde. (Siehe Klaus Schwab, Die Vierte Industrielle Revolution) Avenir Suisse hat schon vor 15 Jahren den Takt zu den entsprechenden Schulreformen angegeben.
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