30. März 2017

Menu 1: Kompetenzen mit Rösti

Die Promotoren des Lehrplans 21 sind erfinderisch, wenn es darum geht, den Leuten die Kompetenzorientierung näher zu bringen. Ein besonders schönes Beispiel zum Schmunzeln liefert der Kanton Appenzell Ausserrhoden. Dabei geht es ums Kartoffelschälen. Was kommt als Nächstes?
Lernziele haben ausgedient, St. Galler Tagblatt, 30.3. von Karin Steffen



Im kommenden Schuljahr führt der Kanton den Lehrplan 21 ein. Über die Veränderungen orientieren die Vorderländer Schulgemeinden an einem Anlass in Walzenhausen.

«Der Lehrplan 21 stellt nicht alles auf den Kopf», eröffnet Dominik Scheich, Leiter des Amtes Volksschule und Sport, den Informationsabend in der MZA in Walzenhausen. Eingeladen haben die Schulgemeinden Grub, Lutzenberg, Wolfhalden und Walzenhausen, um den Eltern die Merkmale des neuen Lehrplans näherzubringen und allfälligen Unsicherheiten zu begegnen. Die Kantone Thurgau, St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden führen im nächsten Schuljahr 2017/18 den neuen Lehrplan 21 ein.
Neu orientiere sich der Lehrplan nicht mehr an Lernzielen, sondern an Kompetenzen, sagt Ingrid Brühwiler, Abteilungsleiterin Volksschule. Dominik Schleich führt aus, was Kompetenz bedeutet, indem er als Erstes eine Kartoffel schält. Das kann er gut und er ist auch motiviert, weil es zum Nachtessen eine Rösti geben soll. Auf die gleiche Art eine Tomate zu schälen, fällt ihm schwer. Also versucht er dasselbe mit einem Apfel, bei dem er mit der Spitze des Rüstmessers gleich auch noch die Fliege entfernt. Er konnte also auf Vorwissen zurückgreifen, hat Neues dazugelernt und das Gelernte in einer anderen Situation wieder angewendet.

Gemäss Schleich und Brühwiler werden Kompetenzen schon heute ausgebildet. Beim neuen Lehrplan handle es sich um eine Weiterentwicklung von Bewährtem. Er passe sich den neuen Gegebenheiten an.

Leistung und Kompetenz beurteilt
Die Beurteilung der Schülerinnen und Schüler beinhaltet nicht nur die Qualifikation, sondern auch die Förderung. Also einerseits, welchen Leistungsstand das Kind erfassen und präsentieren konnte und andererseits, welche Kompetenzen das Kind aufbauen konnte. Die Beurteilung erfolgt weiterhin durch Noten, jedoch erst ab der 4. Klasse.

Aus dem Plenum wird kritisiert, dass die Informatik im neuen Lehrplan keine angestrebte Kernkompetenz sei. Dem widersprechen Brühwiler und Schleich. Ab der 5. Klasse werde Informatik als Lektion unterrichtet, in der Oberstufe seien Programmieren und Robotik im Lehrplan enthalten. Bis zur Einführung des Lehrplans 21 anfangs August müssen die betroffenen Schüler und Eltern informiert werden, sagt Scheich abschliessend. Die Lehrpersonen besuchen Weiterbildungen und dazu müssen neue Lehrmittel beschafft werden, so diese nicht bereits vorhanden sind. Die zum Teil komplizierten Ausführungen, gespickt mit vielen Fachbegriffen, konnten sich die Eltern anschliessend im direkten Kontakt mit den Lehrern ihrer Schulgemeinde genauer erklären lassen.

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