12. März 2017

Master für Primarlehrer?

Die pädagogischen Hochschulen prüfen, ob angehende Primarlehrer in Zukunft länger die Schulbank drücken müssen. Heute absolvieren sie ein dreijähriges Bachelor-Studium, künftig könnte die Ausbildung viereinhalb bis fünf Jahre dauern. Die Sekundarlehrer absolvieren heute schon einen Master. Nun diskutieren die Rektoren der Schweizer Lehrerbildungsstätten einen Master auch für die Lehrer der unteren Stufen. Betroffen wäre ebenso das kombinierte Diplom für Kindergarten und Primarschule, das zunehmend anstelle der reinen Kindergärtnerinnenausbildung tritt.
Lehrerausbildung soll länger dauern, NZZaS, 12.3. von René Donzé


«Die Anforderungen an die Schule nehmen zu, dem müssen wir Rechnung tragen», sagt Hans-Rudolf Schärer, Präsident der pädagogischen Kammer beim Hochschulrektorenverband Swissuniversities. In den letzten Jahren wurden zwei Frühfremdsprachen eingeführt, mit dem Lehrplan 21 wird Medien- und Informatikunterricht Pflicht, Mathematik und Naturwissenschaften sollen gestärkt werden, politische Bildung ist ein Thema. Dazu kommt die Integration von Schülern mit Lernschwierigkeiten, Elternarbeit, Teamarbeit und vieles mehr. Schon 2012 hat die damalige Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli von einem Master für Primarlehrer gesprochen, um sie auch in Heilpädagogik auszubilden.

Mit einer Verlängerung des Studiums liessen sich all diese Bedürfnisse besser abdecken, sagt Schärer. Die Lehrerbildung könnte vereinheitlicht werden, was die Personalplanung der Schulen vereinfachte. Heute werden verschiedene Abschlüsse angeboten, teilweise können Fächer abgewählt werden. Akut ist darum etwa der Mangel an Französischlehrern. Als Folge der Spezialisierung unterrichten oft mehrere Lehrer in einer Klasse. Eines der Modelle, welche die Rektoren darum diskutieren, ist die Entwicklung zur Allrounder-Masterausbildung.

Der Lehrerverband Schweiz begrüsst solche Bestrebungen. Seit Jahren schon fordere man das, sagt Präsident Beat Zemp. Er verweist auf Deutschland und Österreich, wo die Masterausbildung eingeführt wurde. «In der Schweiz sind wir bei den Primarlehrpersonen leider noch keinen Schritt weitergekommen», sagt er. Das hat auch mit den Kosten zu tun: Die von den Kantonen finanzierten Hochschulen müssten aufgestockt werden. Zudem stellt sich die Frage nach höheren Löhnen für die Lehrer.

Zurückhaltend zeigt sich darum die Zürcher Präsidentin der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Silvia Steiner: «Man müsste sehr genau überlegen, welche Folgen das haben könnte.» Sie verweist auf den letzten Bildungsbericht, der festhielt, dass die Absolventen des Bachelorstudiums gut auf den Primarlehrerberuf vorbereitet sind. «In der EDK gibt es zurzeit keine Bestrebungen, den Mindestumfang dieser Ausbildung zu erhöhen.» Den Kantonen sei dies aber freigestellt. Die EDK definiere nur Mindestvorgaben.
Die Rektoren der Pädagogischen Hochschulen wollen nun Argumente und Varianten gegeneinander abwägen. Im Herbst werden sie ihr Strategiepapier zum Primarlehrer-Master verabschieden. «Es geht darum, eine Diskussion anzustossen», sagt Schärer. Günstiger wäre es etwa, den Master berufsbegleitend anzubieten. Man könnte ihn auch fakultativ oder nur für bestimmte Tätigkeitsfelder einführen. Auch solche Modelle werden geprüft.


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