Die
pädagogischen Hochschulen prüfen, ob angehende Primarlehrer in Zukunft länger
die Schulbank drücken müssen. Heute absolvieren sie ein dreijähriges
Bachelor-Studium, künftig könnte die Ausbildung viereinhalb bis fünf Jahre
dauern. Die Sekundarlehrer absolvieren heute schon einen Master. Nun
diskutieren die Rektoren der Schweizer Lehrerbildungsstätten einen Master auch
für die Lehrer der unteren Stufen. Betroffen wäre ebenso das kombinierte Diplom
für Kindergarten und Primarschule, das zunehmend anstelle der reinen
Kindergärtnerinnenausbildung tritt.
Lehrerausbildung soll länger dauern, NZZaS, 12.3. von René Donzé
«Die
Anforderungen an die Schule nehmen zu, dem müssen wir Rechnung tragen», sagt Hans-Rudolf
Schärer, Präsident der pädagogischen Kammer beim Hochschulrektorenverband
Swissuniversities. In den letzten Jahren wurden zwei Frühfremdsprachen
eingeführt, mit dem Lehrplan 21 wird Medien- und Informatikunterricht Pflicht,
Mathematik und Naturwissenschaften sollen gestärkt werden, politische Bildung
ist ein Thema. Dazu kommt die Integration von Schülern mit Lernschwierigkeiten,
Elternarbeit, Teamarbeit und vieles mehr. Schon 2012 hat die damalige Zürcher
Bildungsdirektorin Regine Aeppli von einem Master für Primarlehrer gesprochen,
um sie auch in Heilpädagogik auszubilden.
Mit
einer Verlängerung des Studiums liessen sich all diese Bedürfnisse besser
abdecken, sagt Schärer. Die Lehrerbildung könnte vereinheitlicht werden, was
die Personalplanung der Schulen vereinfachte. Heute werden verschiedene
Abschlüsse angeboten, teilweise können Fächer abgewählt werden. Akut ist darum
etwa der Mangel an Französischlehrern. Als Folge der Spezialisierung
unterrichten oft mehrere Lehrer in einer Klasse. Eines der Modelle, welche die
Rektoren darum diskutieren, ist die Entwicklung zur
Allrounder-Masterausbildung.
Der
Lehrerverband Schweiz begrüsst solche Bestrebungen. Seit Jahren schon fordere
man das, sagt Präsident Beat Zemp. Er verweist auf Deutschland und Österreich,
wo die Masterausbildung eingeführt wurde. «In der Schweiz sind wir bei den
Primarlehrpersonen leider noch keinen Schritt weitergekommen», sagt er. Das hat
auch mit den Kosten zu tun: Die von den Kantonen finanzierten Hochschulen
müssten aufgestockt werden. Zudem stellt sich die Frage nach höheren Löhnen für
die Lehrer.
Zurückhaltend
zeigt sich darum die Zürcher Präsidentin der Konferenz der kantonalen
Erziehungsdirektoren (EDK), Silvia Steiner: «Man müsste sehr genau überlegen,
welche Folgen das haben könnte.» Sie verweist auf den letzten Bildungsbericht,
der festhielt, dass die Absolventen des Bachelorstudiums gut auf den
Primarlehrerberuf vorbereitet sind. «In der EDK gibt es zurzeit keine
Bestrebungen, den Mindestumfang dieser Ausbildung zu erhöhen.» Den Kantonen sei
dies aber freigestellt. Die EDK definiere nur Mindestvorgaben.
Die
Rektoren der Pädagogischen Hochschulen wollen nun Argumente und Varianten
gegeneinander abwägen. Im Herbst werden sie ihr Strategiepapier zum
Primarlehrer-Master verabschieden. «Es geht darum, eine Diskussion
anzustossen», sagt Schärer. Günstiger wäre es etwa, den Master berufsbegleitend
anzubieten. Man könnte ihn auch fakultativ oder nur für bestimmte
Tätigkeitsfelder einführen. Auch solche Modelle werden geprüft.
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