War im Kanton Baselland das Fach Hauswirtschaft einst Teil der
sogenannten «Mädchenschule», so ist es nach der Aufhebung des
geschlechtsspezifischen Unterrichts längst zu einem Pflichtfach für
Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler Niveaus A und E aufgestiegen und dort
auch promotionsrelevant. Niveau-P-Schülerinnen und -Schüler können das Fach
derzeit allerdings nur als Freifach wählen.
Heute eine Lebensschule, Basler Zeitung, 30.3. vpm Esther Schmid und Barbara Wenziker
Kern des Faches war und ist die Gestaltung von Alltagskultur und
Lebensführung. Lernende sollen befähigt werden, die vielfältigen
haushaltsbezogenen Entscheidungen kompetent zu treffen und auszuführen.
Gesellschaftliche Bedeutung
Im Lehrplan 21 ist nun vorgesehen, dass die Jugendlichen aller
schulischen Niveaus eine haushaltsbezogene Bildung in Gestalt des Faches
Hauswirtschaft erhalten, das heisst, eine grundlegende Bildung in
gesellschaftlich wichtigen Kompetenzen der Bereiche Ernährung, Konsum,
Wirtschaft und Ökologie. Der Umfang des Fachs wurde damit noch einmal deutlich
erweitert.
Die Ernährung ist lediglich ein Teilbereich des weit umfassenden
Themenkataloges des Faches Hauswirtschaft, und schon dieser beschränkt sich
nicht auf die Nahrungszubereitung. Vielmehr werden in diesem Themenbereich
praktisches Können und theoretisches Wissen zur gesunden Ernährung miteinander verknüpft.
Ebenso werden aber Themen wie der Umgang mit dem eigenen Geld,
Fragen der Nachhaltigkeit, Einsichten in die Wertschöpfungskette, der Einfluss
der Werbung auf das Individuum et cetera vermittelt und erforscht. Keines
dieser Themen ist für das Niveau P weniger relevant als für die anderen
Niveaus.
Der Wandel des Fachs unterstreicht seine gesellschaftliche
Bedeutung. Indem es die gesellschaftlichen Veränderungen mitmacht, bleibt es
mit seinen Fragestellungen und seinen Themen immer ganz nah an der Lebenswelt
der Menschen, die es lernen, lehren und erforschen.
Neue Stundenverteilung
Waren bisher für Sekundarschülerinnen und -schüler der Niveaus A
und E vier Wochenlektionen Hauswirtschaft in der 2. Klasse obligatorisch und
vier Wochenlektionen Hauswirtschaft Wahlpflichtfach der 3. Klasse möglich, so
ist es neu vorgesehen, insgesamt fünf Wochenlektionen Hauswirtschaft verteilt
auf zwei Jahre obligatorisch in allen Niveaus zu unterrichten.
Dies scheint im Vergleich mit vielen anderen Fächern viel zu sein.
Es muss aber berücksichtigt werden, dass die meisten anderen Fächer auf der
Sekundarstufe II fortgeführt werden, während die Schülerinnen und Schüler auf
der Sekundarstufe II kaum mehr mit Hauswirtschaft in Berührung kommen.
Kein Fach zweiter Klasse
Im Rahmen der Sekundarlehrerausbildung an den pädagogischen
Hochschulen ist Hauswirtschaft heute ein Fach wie jedes andere. Die Ausbildung
ist gleichermassen anspruchsvoll, und auch die schulischen Voraussetzungen
(gymnasiale Maturität) sind dieselben. Die Ansprüche, die man auf den
unterschiedlichen Niveaus A, E und P im modernen Fach Hauswirtschaft an die
Schülerinnen und Schüler stellen kann, stehen denjenigen anderer Fächer in
nichts nach, und ebenso, wie auch die Bedeutung der Musik, der gestalterischen
Fächer und des Sports in keinem Niveau bestritten ist, gibt es keinen Grund,
der Hauswirtschaft so, wie sie heute ist, die Daseinsberechtigung auf dem
Niveau P abzusprechen.
Das Bild von der Hauswirtschaft als Kochkurs gehört definitiv ins
Reich der Kindheitserinnerungen unserer Eltern oder gar Grosseltern verbannt.
Esther Schmid, Präsidentin Verein textiles Gestalten und
Hauswirtschaft BL Barbara Wenziker, Hauswirtschaftslehrerin
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