Was sind die dringlichsten Probleme Zürichs? Überteuerte Wohnungen?
Unsinnig geführter Verkehr? Weit gefehlt. Gemäss dem Elternrat des Schulhauses
Buhnrain sind es zu schwere Schultheks, die zuoberst auf der Prioritätenliste
stehen. Seit mehr als drei Jahren kämpfen die Eltern in Seebach dafür, dass an
der Schule Garderobenkästen eingebaut werden. Die Taschen der Kinder wögen
wegen der Bücher oft mehr als acht Kilogramm – gesundheitsschädigend für die
zarten Rücken. Vom Elternrat gelangte die Sache in den Gemeinderat, und
schliesslich diskutierte sogar der Stadtrat darüber. Seine Antwort fiel im
Januar 2014 negativ aus: Da das Schulhaus Buhnrain im Jahr 2023 umfassend
saniert werde, sei kein vorzeitiger Einbau von Garderobenkästen möglich.
Gesundheitsrisiko Schulthek, NZZ, 20.2. von Nina Kunz
Dem Stadtrat sind die Kinderrücken aber nicht egal. Auf einer ganzen
Seite breitete er seine Einschätzung zur «gesundheitsschädigenden Wirkung
schwerer Schultornister» aus. Das Fazit: Die Seebacher Jugendlichen
unterscheiden sich aus Sicht des Schulärztlichen Dienstes nicht von anderen
Zürcher Jugendlichen. Zudem seien Rückenleiden nur ein marginales Problem: Von
den 1712 Zürcher Schülerinnen und Schülern, die 2012 untersucht wurden, gaben
nur 96 an, dass sie unter Rückenschmerzen leiden (5,5 Prozent). Weiter gibt der
Stadtrat zu bedenken: «Gemäss heutigem Stand der Forschung gibt es nicht
ausreichende evidenzbasierte Kriterien, um einen Zusammenhang zwischen dem
Schulranzengewicht und Rückenschmerzen oder Haltungsschäden herzustellen.»
Insgesamt scheint nicht das Gewicht, sondern die «ergonomischen Eigenschaften
des Tornisters» ausschlaggebend zu sein.
Jetzt aber wendet sich das Blatt. Der Entscheid des Stadtrates wurde
Mitte Februar angepasst, da die Instandsetzung des Schulhauses Buhnrain
aufgeschoben wurde. Somit gehört die Schulanlage nun in die Kategorie
derjenigen Liegenschaften, die vorzeitig mit Garderobenkästen aufgerüstet
werden dürfen (11 von 29 Oberstufenschulhäusern in der Stadt Zürich haben
bereits solche). Schon in den kommenden Sommerferien ist es so weit. Der Elternrat
jubelt. In der Lokalzeitung «Zürich Nord» lässt sich ein Vater zitieren: «Das
ist eine Superlösung. Jedes Jahr länger wäre ein Jahr zu viel gewesen.» Zu
hoffen bleibt nur noch, dass die Jugendlichen beim Schulthek-Kauf fortan auf
die ergonomischen Eigenschaften achten. Wahrscheinlich aber ist, dass sie sich
doch eher für eine schicke Tasche von Longchamp oder Freitag entscheiden.
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