5. Januar 2017

Undemokratisches Vorgehen bei der Durchsetzung des Lehrplans 21

In Schwyz soll der Lehrplan 21 offenbar diskussionslos durchgeboxt werden. Ich danke Kantonsrat Othmar Büeler aus Siebnen für seinen Vorstoss zum Stopp des Lehrplanes 21. Es ist nie zu spät, Fehlentwicklungen zu stoppen.

Der Lehrplan 21 ist in der Tat eine Fehlentwicklung. Dieser Auffassung ist auch mein Kronzeuge, Dr. Carl Bossard, der Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Zug (vorher Rektor der Mittelschule Stans und der Kantonsschule Luzern). Der Titel meines Leserbriefes stammt aus seiner Feder. Er schreibt im weitern: „Es widerspricht unserem humanistischen Menschenbild, Kinder und Jugendliche in Kompetenzen zu zerlegen. Da atmet etwas Seelenloses“. Worum geht es? Es geht vorerst um das völlig „undemokratische“ Vorgehen bei der Einführung des Lehrplanes 21 in unserem Kanton.
"Bildung ist nicht isoliertes Training einzelner Kompetenzen", Höfner Volksblatt, 4.1. von Simon Küchler

Man hat bei meinen Interventionen immer darauf verwiesen, der Erziehungsrat sei gemäss Gesetz in dieser Frage allein zuständig. Für mich als Bewohner eines urdemokratischen Kantons ist dies eine völlig unhaltbare Rechtslage: Eine Kommission soll allein entscheiden, allenfalls gegen den Willen der Legislative oder Exekutive, während in anderen Kantonen diese Frage im Kantonsparlament, zumindest in der Regierung, in weiteren Ständen sogar vom Volk entschieden wird. Der Erziehungsrat kann offenbar auch völlig selbstherrlich über die Riesenkosten entscheiden, die den Gemeinden mit der Beschaffung neuer Lehrmittel aufgebürdet werden. Wir sind in Erziehungsfragen offenbar ein Kanton ohne echte Demokratie. Der als zuständig erklärte Erziehungsrat mutet den unseren Kindern und Enkeln folgendes zu:
  • ·         Alles Wissen wird aufgeteilt. Mit den 363 Kompetenzen und 2300 Kompetenzstufen werden die Wissensbereiche zerstückelt, was den Kindern kaum mehr erlaubt, einen Überblick zu bekommen bzw. Zusammenhänge zu erkennen, z.B. in Geschichte oder Biologie. Diese Fächer und andere gibt es nicht mehr.
  • ·         Die pädagogische Kompetenz des Lehrers wird de facto aufgehoben. Er wird als Bearbeiter der Kompetenzen zum Stoffmoderator und Kontrolleur des Lernerfolgs. Lernen müssen die Kinder selber. Und die schwachen?
  • ·         Die Fächer Physik, Chemie, Biologie, Geographie, Geschichte und Hauswirtschaft werden aufgehoben. Es sind nach wie vor Fächer der Universitäten ausser Hauswirtschaft. .Aber das kümmert den Lehrplan 21 nicht.
  • ·         Der Lehrplan 21 ist mehrheitlich das Produkt von Theoretikern ohne eigene Unterrichtserfahrung.
  • ·         Für die Kompetenzorientierung müssen die Lehrmittel mit Millionenaufwand neu geschrieben werden. Das mutet der Erziehungsrat ohne weitere Diskussion den Gemeinden zu. Zumindest ist die Kostenfrage in unserem Kanton bis anhin kein Thema. Die Überraschung kommt später.
  • ·         Ich habe versucht, Regierung und Erziehungsrat zum Abwarten zu bewegen; erfolglos.



Mein Kronzeuge Dr. Carl Bossard schliesst sein Exposé zum Lehrplan 21 mit einem Zitat des Fachdidaktikers der Universität Zürich, Ralph Fehlmann. Dieser stellt fest: „Wenn man die Schule in unzählige Einzelkompetenzen zerlegt, zerfällt die Gestalt des Unterrichts irgendwann zu Staub“. Wollen wir das? Offenbar will es unser Erziehungsrat. 

Simon Küchler ist ehemaliger Rektor der Kaufmännischen Berufsschule Schwyz

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