Der Aufruhr war gross, als das Dokument vor rund einem Jahr an dieÖffentlichkeit gelangte: Der bernische Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne)
wolle künftig im Schulzeugnis Charaktereigenschaften der Kinder bewerten, hiess
es. Das sei «inakzeptabel», sagten Kritiker. Beim Papier handelte es sich um
einen Entwurf des Bewertungsbogens, der den heutigen Abschnitt «Arbeits- und
Lernverhalten» im Schulzeugnis ersetzen soll. Darin kamen auch Punkte wie
Pünktlichkeit, Höflichkeit und Umgangsformen, Ordnungssinn oder «Umgang mit
Vielfalt» vor.
Bernhard Pulver: Elterngespräch erhält höheren Stellenwert. Bild: Adrian Moser
Pulver entschärft Bewertungsbogen weiter, Bund, 17.1. von Adrian Moser
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Als Pulver im Juni dann die fertige Version in die Konsultation
schickte, waren von den kritisierten Punkten nur noch wenige übrig. Nun
präsentierte Pulver das definitive Dokument, und es zeigt sich: Er hat noch
einmal auf die Kritik reagiert. Der Punkt Umgangsformen ist weggefallen,
Eigenschaften wie Pünktlichkeit und Ordnungssinn werden nun unter weniger aufregenden
Begriffen wie Zuverlässigkeit und Organisationsfähigkeit bewertet.
Nicht objektiv beurteilbar
Interessanterweise konnte Pulver die Frage nach den Gründen für diese
Anpassungen an der Medienkonferenz nicht auf Anhieb beantworten. Die Begriffe
seien teilweise als altbacken oder als «Selbstverständlichkeit» kritisiert
worden, sagte er dann. Und den Punkt Umgangsformen habe man ganz weggelassen,
weil es nicht einfach sei, dies objektiv zu beurteilen – und weil es teilweise
auch «eine Haltungsfrage sei». Teilweise reichten diese Punkte auch «ins
Charakterliche hinein», ergänzte Erwin Sommer, der Leiter des bernischen
Volksschulamts.
Das sogenannte Portfolio personale Kompetenzen und Schlüsselkompetenzen
wird den Kindern ab der Einführung des Lehrplans 21 im Jahr 2018 ausgestellt –
und zwar am Ende der 7., 8. und 9. Klasse. Ab da kommt auch das überarbeitete
Schulzeugnis zum Einsatz. Es ist verglichen mit dem heutigen etwas weniger
detailliert und wird weniger oft ausgestellt. Dafür soll das jährliche Elterngespräch
einen höheren Stellenwert erhalten. Dieses sei das «Kernstück der Bildungs- und
Erziehungspartnerschaft von Schule und Eltern», sagte Pulver. Neu wird es davon
ein obligatorisches Protokoll geben.
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