Verhaltensauffällige Schüler temporär
aus der Klasse ausschliessen: Diese Lösung fordern die Zürcher Lehrer für alle
Schulhäuser.
Spezialräume für schwierige Schüler, NZZaS, 8.1. von René Donzé
Die Integration von Kindern mit
auffälligem Verhalten stellt die Lehrer zunehmend vor Probleme. «Das Thema
Nummer 1 für uns ist im Moment der Umgang mit schwierigen Schülern», sagt Lilo
Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerverbands. Während früher solche Schüler
in Kleinklassen oder Sonderschulen unterrichtet wurden, werden sie heute
vorwiegend in Regelklassen geschult – nicht zuletzt, um eine Stigmatisierung zu
vermeiden. Unterstützt werden die Lehrer von Heilpädagogen. Das reiche aber
nicht, sagt Lätzsch: «Wir brauchen die Möglichkeit, einzelne Schüler
vorübergehend aus der Klasse zu schicken.»
Darum fordert der Berufsverband nun in
einem neuen Positionspapier unter anderem, dass alle Schulhäuser im Kanton
sogenannte Lern-Inseln einrichten. Dabei handelt es sich um Räume, in denen
sich eine eigens dafür angestellte Lehrerin der Problemkinder annimmt. Gleichzeitig
werden Hochbegabte und Schüler mit Defiziten gezielt gefördert.
Vereinzelt gibt es solche Einrichtungen
bereits jetzt schon. Oftmals werden dafür Stellenprozente für verschiedene
Förder- Arten zusammengelegt. Im Stadtzürcher Sekundarschulhaus Stettbach etwa
läuft das unter dem Titel Lern- und Förderzentrum. Dort werden auch Störefriede
zur Ruhe gebracht. «Bei uns wird diesen Jugendlichen die Bühne genommen, und
sie finden wieder zur Arbeit zurück», sagte die Leiterin Daniela Ruzzini jüngst
im «Schulblatt des Kantons Zürich». Auch die Zürcher Primarschule Rütihof
betreibt eine Lern-Insel. «Hier hat das Kind Zeit, über sein Verhalten
nachzudenken», sagte die Leiterin im vergangenen Jahr dieser Zeitung.
Ob ein derartiges Zentrum geschaffen
wird, hängt heute in erster Linie von der Einstellung der Schulleitung und der
Schulpflege ab, sowie von den Mitteln, die der Schule zur Verfügung stehen. Die
Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner begrüsst solche Projekte
grundsätzlich. «Es darf aber nicht dazu führen, dass Schüler dauerhaft aus
ihrer Stammklasse ausgeschlossen werden», sagt sie. Damit würde gegen das
Volksschulgesetz verstossen.
Eine flächendeckende Einführung, wie
sie die Lehrer fordern, lehnt Steiner aber ab: «Jede Schule soll für sich
entscheiden können, was für sie die beste Lösung ist.» Der Lehrerverband will
das Anliegen nun beim Verband der Schulpräsidien des Kantons Zürich deponieren
und hofft dort auf Unterstützung.
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