8. Januar 2017

Lern-Inseln für Problemschüler

Verhaltensauffällige Schüler temporär aus der Klasse ausschliessen: Diese Lösung fordern die Zürcher Lehrer für alle Schulhäuser.
Spezialräume für schwierige Schüler, NZZaS, 8.1. von René Donzé


Die Integration von Kindern mit auffälligem Verhalten stellt die Lehrer zunehmend vor Probleme. «Das Thema Nummer 1 für uns ist im Moment der Umgang mit schwierigen Schülern», sagt Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerverbands. Während früher solche Schüler in Kleinklassen oder Sonderschulen unterrichtet wurden, werden sie heute vorwiegend in Regelklassen geschult – nicht zuletzt, um eine Stigmatisierung zu vermeiden. Unterstützt werden die Lehrer von Heilpädagogen. Das reiche aber nicht, sagt Lätzsch: «Wir brauchen die Möglichkeit, einzelne Schüler vorübergehend aus der Klasse zu schicken.»

Darum fordert der Berufsverband nun in einem neuen Positionspapier unter anderem, dass alle Schulhäuser im Kanton sogenannte Lern-Inseln einrichten. Dabei handelt es sich um Räume, in denen sich eine eigens dafür angestellte Lehrerin der Problemkinder annimmt. Gleichzeitig werden Hochbegabte und Schüler mit Defiziten gezielt gefördert.

Vereinzelt gibt es solche Einrichtungen bereits jetzt schon. Oftmals werden dafür Stellenprozente für verschiedene Förder- Arten zusammengelegt. Im Stadtzürcher Sekundarschulhaus Stettbach etwa läuft das unter dem Titel Lern- und Förderzentrum. Dort werden auch Störefriede zur Ruhe gebracht. «Bei uns wird diesen Jugendlichen die Bühne genommen, und sie finden wieder zur Arbeit zurück», sagte die Leiterin Daniela Ruzzini jüngst im «Schulblatt des Kantons Zürich». Auch die Zürcher Primarschule Rütihof betreibt eine Lern-Insel. «Hier hat das Kind Zeit, über sein Verhalten nachzudenken», sagte die Leiterin im vergangenen Jahr dieser Zeitung.

Ob ein derartiges Zentrum geschaffen wird, hängt heute in erster Linie von der Einstellung der Schulleitung und der Schulpflege ab, sowie von den Mitteln, die der Schule zur Verfügung stehen. Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner begrüsst solche Projekte grundsätzlich. «Es darf aber nicht dazu führen, dass Schüler dauerhaft aus ihrer Stammklasse ausgeschlossen werden», sagt sie. Damit würde gegen das Volksschulgesetz verstossen.


Eine flächendeckende Einführung, wie sie die Lehrer fordern, lehnt Steiner aber ab: «Jede Schule soll für sich entscheiden können, was für sie die beste Lösung ist.» Der Lehrerverband will das Anliegen nun beim Verband der Schulpräsidien des Kantons Zürich deponieren und hofft dort auf Unterstützung.

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