12. Dezember 2016

Plan B: Nationale Tests anstelle von PISA

Dient der PISA-Krach als Schlüssel zum Schloss der Nationalen Bildungstests? Was noch vor einigen Wochen undenkbar war, wird zur bildungspolitischen Agenda. In Kantonen, in welchen über den LP21 abgestimmt wurde, hiess es, dass diese Tests keine Priorität haben. Und heute ist die Schweiz daran, durch Urs Moser vom Institut für Bildungsevaluation diese zu entwickeln, um zukünftig die Kompetenzen der Schulkinder landesweit zu überprüfen. Dieses „CH-PISA“- Projekt, welches den Anspruch hat, die Kompetenzen, welche Weinert als Zusammenspiel zwischen kognitiven und praktischen Fähigkeiten sieht; also Wissen, Motivation, Werte-Orientierung, Einstellungen, Emotionen und weiteres, die für das Ausführen einer Handlung benötigt werden, in einem elektronischen Messverfahren zu ermitteln. 
Plan B: Nationale Tests anstelle von PISA, Südostschweiz, 11.12., Leserbrief von Markus Niederdorfer


Dann müssen aber schon Zweitklässler den Test am PC lösen und nicht 15-jährige wie bei PISA. Dies ist ja ein Hauptgrund der Kritik am PISA-Test. Gemäss Wolters kostet der Test pro Schüler 550 Franken. Er verschweigt dabei die Vorbereitungszeit, die benötigt wird, um die Schüler mit dem Testverfahren vertraut zu machen. "Teaching to Test“ heisst der Fachbegriff. Mit dem LP21 steht die Messbarkeit und Vergleichbarkeit an oberster Stelle. Lilo Lätsch, Präs. d. Zürcher Lehrervereins träumt schon vom Ausstieg bei PISA und sieht stattdessen das Nationale Bildungsmonitoring, was nichts anderes bedeutet, als Kantonsvergleiche. Bereits bei PISA 2009 hatte der Kanton Zürich 20% 15jährige Schüler mit ungenügenden Grundkenntnissen, die im Arbeitsmarkt kaum eine Stelle finden. PISA 2015 zeigt, dass dies nun schweizweit in allen Fächern bei rund 20% der Schüler der Fall ist. Mit der Kompetenzorientierung und dem "selbstgesteuerten Lernen" beim Lehrplan 21 wird sich dies massiv verschlimmern, denn die Staaten, die die OECD-Kompetenzorientierung bereits eingeführt haben, sind bei PISA 2015 noch weiter abgerutscht. Auch wenn heute versichert wird, dass sich mit dem LP21 wenig ändert, werden die Weichen neu gestellt. Kritiker hören oft : "Es wurde schon viel in die Reform investiert, daher ist kein Alleingang mehr möglich – trotz kantonaler Souveränität." Wie heisst es so schön: Mit Reformen verhält es sich wie mit einem schlechten Film. Je länger man ihn sieht, um so höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn zu Ende schaut. Der einzige Unterschied ist: Fehlgeschlagene Reformen hinterlassen ein finanzielles Desaster und enttäuschte Bürger.

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