Dient der PISA-Krach als Schlüssel zum Schloss der Nationalen
Bildungstests? Was noch vor einigen Wochen undenkbar war, wird zur
bildungspolitischen Agenda. In Kantonen, in welchen über den LP21 abgestimmt
wurde, hiess es, dass diese Tests keine Priorität haben. Und heute ist die
Schweiz daran, durch Urs Moser vom Institut für Bildungsevaluation diese zu
entwickeln, um zukünftig die Kompetenzen der Schulkinder landesweit zu
überprüfen. Dieses „CH-PISA“- Projekt, welches den Anspruch hat, die
Kompetenzen, welche Weinert als Zusammenspiel zwischen kognitiven und praktischen
Fähigkeiten sieht; also Wissen, Motivation, Werte-Orientierung, Einstellungen,
Emotionen und weiteres, die für das Ausführen einer Handlung benötigt werden,
in einem elektronischen Messverfahren zu ermitteln.
Plan B: Nationale Tests anstelle von PISA, Südostschweiz, 11.12., Leserbrief von Markus Niederdorfer
Dann müssen aber schon
Zweitklässler den Test am PC lösen und nicht 15-jährige wie bei PISA. Dies ist
ja ein Hauptgrund der Kritik am PISA-Test. Gemäss Wolters kostet der Test pro
Schüler 550 Franken. Er verschweigt dabei die Vorbereitungszeit, die benötigt
wird, um die Schüler mit dem Testverfahren vertraut zu machen. "Teaching
to Test“ heisst der Fachbegriff. Mit dem LP21 steht die Messbarkeit und
Vergleichbarkeit an oberster Stelle. Lilo Lätsch, Präs. d. Zürcher
Lehrervereins träumt schon vom Ausstieg bei PISA und sieht stattdessen das
Nationale Bildungsmonitoring, was nichts anderes bedeutet, als
Kantonsvergleiche. Bereits bei PISA 2009 hatte der Kanton Zürich 20% 15jährige
Schüler mit ungenügenden Grundkenntnissen, die im Arbeitsmarkt kaum eine Stelle
finden. PISA 2015 zeigt, dass dies nun schweizweit in allen Fächern bei rund
20% der Schüler der Fall ist. Mit der Kompetenzorientierung und dem
"selbstgesteuerten Lernen" beim Lehrplan 21 wird sich dies massiv
verschlimmern, denn die Staaten, die die OECD-Kompetenzorientierung bereits
eingeführt haben, sind bei PISA 2015 noch weiter abgerutscht. Auch wenn heute
versichert wird, dass sich mit dem LP21 wenig ändert, werden die Weichen neu
gestellt. Kritiker hören oft : "Es wurde schon viel in die Reform
investiert, daher ist kein Alleingang mehr möglich – trotz kantonaler
Souveränität." Wie heisst es so schön: Mit Reformen verhält es sich wie
mit einem schlechten Film. Je länger man ihn sieht, um so höher wird die
Wahrscheinlichkeit, dass man ihn zu Ende schaut. Der einzige Unterschied ist:
Fehlgeschlagene Reformen hinterlassen ein finanzielles Desaster und enttäuschte
Bürger.
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