Die Mehrheitsmeinung
scheint gemacht zu sein: Der Zürcher Kantonsrat lehnt die Volksinitiative für
nur noch eine Fremdsprache an der Primarschule deutlich ab, ebenso der
Regierungsrat, angeführt von Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP).
Allerdings
fällt auf: Im Vordergrund stehen dabei oft Argumente wie der «nationale
Zusammenhalt» und die interkantonale Harmonisierung des Schulsystems. Beides
können durchaus Gründe sein, um am geltenden Modell mit zwei Fremdsprachen in
der Primarschule festzuhalten.
Denkverbote bringen nichts, Limmattaler Zeitung, 15.11. Kommentar von Matthias Scharrer
Allein,
die Gretchenfrage bleibt dabei ausgeklammert: Zu welchen Lernerfolgen führt es,
wenn Primarschüler zwei Lektionen Englisch und zwei Lektionen Französisch pro
Woche haben? Fachleute an der Front, also Lehrerinnen und Lehrer, haben
diesbezüglich grosse Vorbehalte. Nicht von ungefähr waren es Zürcher
Lehrerverbände, die die Volksinitiative für nur noch eine Fremdsprache an der
Primarschule lancierten. Lehrer wissen: Lernen braucht Zeit. Und mit zwei
Lektionen pro Woche ist die Zeit zum Sprachenlernen knapp. Wahrscheinlich zu
knapp. Auch eine wissenschaftliche Studie der Zürcher Linguistin Simone
Pfenninger ergab, dass das geltende Modell des Kurzfutter-Sprachunterrichts an
der Primarschule wenig bis nichts bringt. Diese Argumente sind ernst zu nehmen.
Es mag im Zuge der laufenden Harmonisierungsbestrebungen äusserst unpraktisch
sein, am geltenden Unterrichtsmodell zu rütteln. Aber Denkverbote bringen die
Schule auch nicht weiter. Der Gedanke sei daher erlaubt: Frühenglisch muss
nicht unbedingt sein.
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