Sie
hätte sich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um Zwischenbilanz zu
ziehen – sofern es ihr gestern überhaupt um grösstmögliche Publizität ging.
Trotz der erdrückenden Konkurrenz durch die Nachrichten aus Übersee bemühte
sich die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind redlich, vor den
regionalen Medien ihren Fahrplan zur Umsetzung eines auf den Landkanton
zugeschnittenen und politisch mehrheitsfähigen Lehrplans 21 darzulegen.
Zeit investieren, Nerven sparen, Basellandschaftliche Zeitung, 10.11. von Bojan Stula
Offensichtlich
war ihr Vorhaben, den zu Beginn ihrer Amtszeit eingelegten «Marschhalt» als
vollen Erfolg abzufeiern. Das gelang ihr auch weitgehend. Gschwind zeigte
ziemlich überzeugend auf, wieso die Verschiebung der Lehrplaneinführung auf
Sekundarstufe I um zwei Jahre auf das Schuljahr 2020/21 sinnvoll ist. Dabei
betonte sie, weiterhin unabhängig ihre Bildungsentscheide zu fällen, wenngleich
sie mit der Verschiebung nichts anderes tut, als sich den zeitlichen Ablauf von
den Reformgegnern der Starken Schule Baselland diktieren zu lassen. Wenig
überraschend jubilierte das Komitee in höchsten Tönen nach Gschwinds
vormittäglicher Medienorientierung in der Kantonsbibliothek in Liestal.
Zuerst
die Volksabstimmungen
Der
Nutzen der zeitlichen Verschiebung soll sein, alle fünf hängigen
Volksinitiativen, die den Lehrplan 21 betreffen, möglichst rasch zur Abstimmung
zu bringen. Die Entscheide des Stimmvolks werden dann in die laufende Arbeit am
Lehrplan einfliessen. Dies soll Doppelspurigkeiten, «Nachbesserungen» und weitere
Unruhe im Umfeld der Sekundarschulen vermeiden. Dasselbe gilt für die vom
Landrat überwiesene Motion der Sissacher Landrätin Regina Werthmüller
(Grüne-Unabhängige), die den Vorrang von Lerninhalten und Themen vor
Lernkompetenzen im Bildungsgesetz verankern möchte.
Dem
will die Regierungsrätin mit der Ausarbeitung eines «Stoffverteilungsplans»
begegnen, welcher den Sekundarschulen für alle Fächer und Klassenstufen die
jeweiligen Lerninhalte und -ziele auflistet. «Dann werden die Schulen alle
Instrumente haben, die sie benötigen», versichert Gschwind.
Diese
Stoffverteilungspläne, die in Ergänzung zu den im Lehrplan 21 beschriebenen
Kompetenzen gedacht sind, sollen den Landrat dazu bringen, von einer Änderung
des Bildungsgesetzes abzusehen. Ebenso hofft Gschwind, die Starke Schule
dadurch zum Rückzug jener Initiative zu bewegen, die das identische Ziel
verfolgt. Die Differenzen zwischen ihr und der Starken Schule bezüglich
Lerninhalten und -kompetenzen seien lediglich technischer Natur. «Die Starke
Schule wittert hinter dem Lehrplan 21 stets eine neue Bildungsphilosophie, doch
diese neue Philosophie gibt es nicht», betonte Gschwind. Gleichwohl richtete
das Komitee noch gleichentags aus, dass ein Rückzug der Initiative nicht
infrage komme.
Abschaffung
des Bildungsrats
Erfolgreich
abgeschlossener Marschhalt; im politischen Konsens aufgegleiste Fortsetzung; Beruhigung der allgemeinen Lage durch Weiterführung des informellen
Austausches mit allen Beteiligten. Neben diesen drei Eckpfeilern ihres Wirkens
im Bildungsbereich nannte Monica Gschwind gestern noch einen weiteren zentralen
Punkt: Infolge der von ihrem Parteikollegen Paul Hofer (FDP, Oberwil)
eingereichten Motion wird die Bildungsdirektorin dem Gesamtregierungsrat noch
in diesem Jahr die Abschaffung des Bildungsrates vorschlagen.
Dessen
Entscheidungskompetenzen, beispielsweise in der Festlegung der Stundentafel,
sollen auf die Regierungsstufe übergehen. Das Nachfolgegremium des
Bildungsrates, sofern Regierung und Landrat zustimmen, wird nur noch eine
regierungsrätliche Kommission mit beratender Funktion sein.
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