Der Kanton Baselland will den neuen Lehrplan
für die Sekundarschulen zwei Jahre später als geplant einführen.
Regierungsrätin Monica Gschwind erklärte gestern vor den Medien in Liestal, die
Bildungsdirektion brauche dafür Zeit bis 2020. Sie plane, die Kompetenzen des
Lehrplans 21 mit konkreten Inhalten und Schulstoff zu ergänzen. Im gleichen
Zeitraum sollen zudem die vier hängigen Volksinitiativen zum Lehrplan zur
Abstimmung gelangen.
Der Verzicht auf Inhalte und Stoff im Deutschschweizer Lehrplan 21
ist nach Ansicht der Gegner der zentrale Kritikpunkt an der Mustervorlage für
die Lehrpläne. Die Beschränkung auf Kompetenzen sei eine neue, untaugliche
Bildungsphilosophie, wird moniert. Die Baselbieter Bildungsdirektorin teilt
diese Ansicht nicht, wie sie gestern ausführte. Sie verstehe es als
«Verfeinerung und Arbeitshilfe», wenn sie für den Baselbieter
Volksschul-Lehrplan die Kompetenzen des Lehrplans 21 mit sogenannten
Stoffverteilungsplänen versehen will. Dies entspreche auch der Vorgabe des
Landrats, der dafür eine entsprechende Motion von Landrätin Regina Werthmüller
überwiesen hat. Einer Volksinitiative des Komitees Starke Schule Baselland, die
einseitig auf klar definierte Stoffinhalte und Themen fokussiert, erteilte
Gschwind eine Absage.
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Es gebe keinen Bruch zwischen ihr und der Starken Schule, stellt Monica Gschwind fest, Bild: C. Jaeggi
Neuer Sekundarschul-Lehrplan erst 2020, Basler Zeitung, 10.11. von Thomas Dähler
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Mehrere
Initiativen hängig
Gschwind hielt jedoch ausdrücklich fest, dass es keinen Bruch
zwischen der Starken Schule und ihr gebe, auch wenn sie sich nicht in allen
Punkten mit den Anliegen des Komitees einverstanden erklären könne. Die
Ergebnisse der Volksabstimmungen wolle sie, wenn nötig, laufend in die
Erarbeitung der Lehrpläne einfliessen lassen. Neben der Initiative für
Lehrpläne mit klar definierten Stoffinhalten und Themen sind Volksbegehren zum
Ausstieg aus dem Fremdsprachen-Projekt Passepartout, zur Abschaffung der zweiten
Fremdsprache an der Primarschule und zur Niveaudifferenzierung in der
Sekundarschule hängig. Aussergewöhnlich sei diese Häufung von Initiativen
nicht, meinte Gschwind. Ähnliche Abstimmungen werde es auch in zehn anderen
Kantonen geben.
Die Differenzen zwischen der geplanten Umsetzung der Motion von
Landrätin Werthmüller und der Initiative für Lehrpläne mit klar definierten
Stoffinhalten und Themen seien ihrer Ansicht nach lediglich theoretischer und
technischer Natur, sagte Gschwind. Sie werde versuchen, das Komitee Starke
Schule Baselland zu einem Rückzug der Initiative zu bewegen. Dieses teilte
jedoch gestern in einem Communiqué mit, es halte an dem Volksbegehren fest.
Dem Landrat will Gschwind mit einer Vorlage zur Motion von
Landrätin Werthmüller beliebt machen, den Stoffverteilungsplänen für die
Primar- und Sekundarschulen ohne Anpassung des Bildungsgesetzes zuzustimmen.
Dies werde es ermöglichen, einen Entscheid zum neuen Lehrplan Volksschule im
dritten Quartal 2019 zu fällen. Beim dritten Quartal 2019 handelt es sich um
das erste Quartal der neuen Legislaturperiode nach den nächsten Wahlen.
«Marschhalt»
beendet
Die Bildungsdirektorin erklärte gestern auch den vor einem Jahr
beschlossenen «Marschhalt» für beendet. Es sei in dieser Zeit gelungen, Ruhe in
den Baselbieter Volksschulen einkehren zu lassen, mit dem Volksentscheid gegen
die Sammelfächer die Weichen für den Lehrplan neu zu stellen und den Fahrplan
für dessen Erarbeitung zu beschliessen. Die Arbeitsgruppe Marschhalt habe es
ermöglicht, die Planung mit den Bildungsfachleuten und den Vertretern der
Politik «miteinander statt gegeneinander» einzuleiten.
Inzwischen hat Gschwind ein Beratungsgremium «Plattform Bildung»
ins Leben gerufen. Sie werde es ermöglichen, einmal monatlich das Gespräch mit allen
beteiligten Kreisen über die laufenden Arbeiten zu führen. «Die Plattform
Bildung ist keine Konkurrenz zum Bildungsrat», hielt Gschwind fest. Sie habe
keine Entscheidungskompetenz. Anders als die bisherige Arbeitsgruppe
Marschhalt würden in der Plattform Bildung alle Schulstufen berücksichtigt,
auch die Primarschule.
Mit dem «Leitmotiv Laufbahnorientierung» will die
Bildungsdirektorin mit einem Masterprojekt weiter eine Fokussierung der Bildung
auf die Laufbahn. Eine sinnvolle Ausbildung müsse das Ziel verfolgen, den
Anschluss an Gesellschaft und Wirtschaft zu finden. Schüler sollten ihren Weg
zielgerichtet wählen können, sagte Gschwind. Entsprechend brauche es in der
Verwaltung darauf ausgerichtete Strukturen. Optimiert werden müsse unter anderem
die Zusammenarbeit mit den Gemeinden sowie die Aufsicht der Schule.
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