Gemäss dem Schweizer
Schulleiterverband sollen Schüler bald keine «Ufzgi» mehr machen müssen. In
Schwyz kommt diese Idee gut an – jedoch nicht bei allen Lehrpersonen.
Werden Hausaufgaben in Schwyz bald abgeschafft? 20 Minuten, 23.10.
Hausaufgaben
gehören seit jeher zur Schulzeit wie die Kreide zur Wandtafel. Doch damit soll
bald Schluss sein. So zumindest möchte es Lisa Lehner, Mitglied der
Geschäftsleitung des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz. «Wir
sollten die klassischen Hausaufgaben abschaffen», sagt sie gegenüber der «Zentralschweiz
am Sonntag». In den
meisten Zentralschweizer Kantonen stösst sie damit auf taube Ohren – nicht aber
im Kanton Schwyz: Derzeit sei man daran, eine Diskussion um eine zeitgemässe
Hausaufgabenform anzustossen, so der Schwyzer Bildungsdirektor Michael Stähli
zur «ZaS».
Hausaufgaben
seien nicht mehr der Zeit angepasst: «Die Digitalisierung im Schulalltag wird
immer wichtiger. Die heutige Form der Hausaufgaben kommt aber noch aus einer
Zeit, in der die Schüler sich zwar austauschten, aber nicht in einem solchen
Ausmass elektronisch vernetzt waren wie heute.» So könnten Lösungen per
Whatsapp oder Facebook viel schneller untereinander ausgetauscht werden.
Massiver Widerstand der Eltern
Bereits
1991 bis 1994 hatte der Kanton Schwyz die Hausaufgaben abgeschafft. Rita Marty,
Vize-Präsidentin des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Schwyz, war damals selber
als junge Lehrerin tätig. «Die Abschaffung der Hausaufgaben stiess auf enormen
Widerstand der Eltern», sagt Marty gegenüber 20 Minuten. «Die Eltern haben
darauf bestanden, dass ihre Kinder Hausaufgaben bekommen. Also musste ich trotz
der Abschaffung vielen Kindern Hausaufgaben geben.»
Marty
hält die Streichung der «Ufzgi» nicht für sinnvoll. «Schüler sollten
regelmässig Hausaufgaben bekommen, jedoch durchdachte.» Das heisst, dass die
Aufgaben dem Niveau des Schülers angepasst werden sollen. «Sie sollten die
Aufgaben alleine lösen können. Schwierig wird es nämlich dann, wenn die Eltern
sich als Hilfslehrer daran beteiligen müssen.» Trotzdem erwartet Marty
zumindest ein Interesse der Eltern an den Hausaufgaben der Kinder, indem sie
etwa fragen, wie weit sie damit schon sind. Auf die Schüler angepasste Aufgaben
hätten zudem den Vorteil, dass nicht einfach die Lösungen abfotografiert und
per Whatsapp verschickt werden können.
Hausaufgaben in Schultag integrieren
Beim
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) wird das Thema heiss
diskutiert. «Wir sind dagegen, dass die Hausaufgaben ersatzlos gestrichen
werden. Aber eine Integration in den Schultag können wir uns durchaus
vorstellen», sagt Zentralpräsident Beat W. Zemp. «Möglich wäre, dass die
Schülerinnen und Schüler am Nachmittag in einer betreuten Lektion die
Hausaufgaben erledigen können.» Zemp hält es für wichtig, dass die Schüler den
Unterrichtsstoff selber üben und vertiefen können. «So wird das selbstständige
Arbeiten gefördert. An der Prüfung können sie sich ja dann auch keine Hilfe
holen.»
Die
Integration in den Schulablauf habe auch den Vorteil der Chancengleichheit. «So
können sich alle Schülerinnen und Schüler wenn nötig auf die gleiche Hilfe bei
den Hausaufgaben verlassen. Und die Eltern sind entlastet.» Laut Zemp soll
demnächst ein Positionspapier des LCH zu diesem Thema erscheinen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen