23. Oktober 2016

Schwyz denkt über Hausaufgaben nach

Gemäss dem Schweizer Schulleiterverband sollen Schüler bald keine «Ufzgi» mehr machen müssen. In Schwyz kommt diese Idee gut an – jedoch nicht bei allen Lehrpersonen.

Werden Hausaufgaben in Schwyz bald abgeschafft? 20 Minuten, 23.10. 

Hausaufgaben gehören seit jeher zur Schulzeit wie die Kreide zur Wandtafel. Doch damit soll bald Schluss sein. So zumindest möchte es Lisa Lehner, Mitglied der Geschäftsleitung des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz. «Wir sollten die klassischen Hausaufgaben abschaffen», sagt sie gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag». In den meisten Zentralschweizer Kantonen stösst sie damit auf taube Ohren – nicht aber im Kanton Schwyz: Derzeit sei man daran, eine Diskussion um eine zeitgemässe Hausaufgabenform anzustossen, so der Schwyzer Bildungsdirektor Michael Stähli zur «ZaS».

Hausaufgaben seien nicht mehr der Zeit angepasst: «Die Digitalisierung im Schulalltag wird immer wichtiger. Die heutige Form der Hausaufgaben kommt aber noch aus einer Zeit, in der die Schüler sich zwar austauschten, aber nicht in einem solchen Ausmass elektronisch vernetzt waren wie heute.» So könnten Lösungen per Whatsapp oder Facebook viel schneller untereinander ausgetauscht werden.
Massiver Widerstand der Eltern
Bereits 1991 bis 1994 hatte der Kanton Schwyz die Hausaufgaben abgeschafft. Rita Marty, Vize-Präsidentin des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Schwyz, war damals selber als junge Lehrerin tätig. «Die Abschaffung der Hausaufgaben stiess auf enormen Widerstand der Eltern», sagt Marty gegenüber 20 Minuten. «Die Eltern haben darauf bestanden, dass ihre Kinder Hausaufgaben bekommen. Also musste ich trotz der Abschaffung vielen Kindern Hausaufgaben geben.»
Marty hält die Streichung der «Ufzgi» nicht für sinnvoll. «Schüler sollten regelmässig Hausaufgaben bekommen, jedoch durchdachte.» Das heisst, dass die Aufgaben dem Niveau des Schülers angepasst werden sollen. «Sie sollten die Aufgaben alleine lösen können. Schwierig wird es nämlich dann, wenn die Eltern sich als Hilfslehrer daran beteiligen müssen.» Trotzdem erwartet Marty zumindest ein Interesse der Eltern an den Hausaufgaben der Kinder, indem sie etwa fragen, wie weit sie damit schon sind. Auf die Schüler angepasste Aufgaben hätten zudem den Vorteil, dass nicht einfach die Lösungen abfotografiert und per Whatsapp verschickt werden können.
Hausaufgaben in Schultag integrieren
Beim Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) wird das Thema heiss diskutiert. «Wir sind dagegen, dass die Hausaufgaben ersatzlos gestrichen werden. Aber eine Integration in den Schultag können wir uns durchaus vorstellen», sagt Zentralpräsident Beat W. Zemp. «Möglich wäre, dass die Schülerinnen und Schüler am Nachmittag in einer betreuten Lektion die Hausaufgaben erledigen können.» Zemp hält es für wichtig, dass die Schüler den Unterrichtsstoff selber üben und vertiefen können. «So wird das selbstständige Arbeiten gefördert. An der Prüfung können sie sich ja dann auch keine Hilfe holen.»

Die Integration in den Schulablauf habe auch den Vorteil der Chancengleichheit. «So können sich alle Schülerinnen und Schüler wenn nötig auf die gleiche Hilfe bei den Hausaufgaben verlassen. Und die Eltern sind entlastet.» Laut Zemp soll demnächst ein Positionspapier des LCH zu diesem Thema erscheinen.

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