23. Oktober 2016

Kampfwahl ums EDK-Präsidium?

Am Mittwoch wird der Chef der Erziehungsdirektoren neu gewählt. Ums Amt kämpfen die Zürcherin Silvia Steiner und der Luzerner Reto Wyss.
Umstrittenes Bildungspräsidium, NZZaS, 23.10. von René Donzé

Die Funktion ist mit Prestige, aber auch mit viel Arbeit verbunden: Der oder die Vorsitzende der Erziehungsdirektorenkonferenz ist die nationale Stimme in Bildungsfragen in der föderalistisch aufgebauten Schullandschaft. Im aktuellen Sprachenstreit kommt dem Amt eine wichtige Rolle zu in der Vermittlung zwischen Bund und Kantonen und den Sprachregionen. Dasselbe gilt bei Fragen rund um die Hochschulfinanzierung.
Am Mittwoch werden die Erziehungsdirektoren ihr Präsidium neu besetzen, weil der Basler Christoph Eymann das Amt abgibt. Während sich bei früheren Wahlen jeweils relativ früh eine Nachfolge abzeichnete, kommt es dieses Mal zu einer spannenden Ausmarchung in letzter Minute – und zwar zwischen zwei Vertretern der gleichen Partei, der CVP.
Sowohl die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner als auch ihr Luzerner Amtskollege Reto Wyss haben Interesse am Präsidium angemeldet. Und sie denken nicht daran, von ihrer Kandidatur abzurücken. «Ich bin davon überzeugt, die besten Voraussetzungen für dieses Amt mitzubringen», sagte Steiner am Samstag. «Ich halte an meiner Kandidatur fest», sagte Wyss.
Beide können sich gute Chancen auf Unterstützung ausrechnen. Für Wyss spricht, dass er bereits fünf Jahre Erziehungsdirektor ist und damit mehr Erfahrung aufweist. Zudem hat er sich in dieser Zeit innerhalb der Konferenz als konzilianter Kollege etabliert. Steiner wird von Mitgliedern als «forsch, aber dossierfest» beschrieben. Die Zürcherin, die seit einem Jahr im Amt ist, hat sich bei den welschen Erziehungsdirektoren beliebt gemacht, indem sie sich für ihre Anliegen stark einsetzte. Den Anti-Zürich-Reflex – ausgelöst vom damaligen Reform- und Englisch-Turbo Ernst Buschor – habe sie überwunden, heisst es. Für sie spricht auch, dass sie den Standort der grössten Schweizer Hochschulen (Universität und ETH) vertritt, während Luzern nur eine kleine und junge Universität hat. Beobachter stellen «mehr Drive bei der Zürcher Kandidatin» fest.

Offen ist, ob es am Mittwoch wirklich zum direkten Kampf kommt. Beide Kandidaten betonen, dass es der Sache dienlich wäre, wenn sich nur einer der beiden zu Wahl stellen würde, damit es nicht zur Kampfwahl kommt. Steiner will Spannungen in der EDK vermeiden. «Es ist mir wichtig, dass das Gremium jederzeit arbeits- und konsensfähig bleibt», sagt sie. Auch Wyss will noch eine Einigung vor den Wahlen erzielen «Ich werde mit Frau Steiner Kontakt aufnehmen», sagt er.

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