Am Mittwoch wird der Chef der Erziehungsdirektoren neu gewählt. Ums Amt
kämpfen die Zürcherin Silvia Steiner und der Luzerner Reto Wyss.
Umstrittenes Bildungspräsidium, NZZaS, 23.10. von René Donzé
Die Funktion ist mit Prestige, aber auch mit viel Arbeit verbunden: Der
oder die Vorsitzende der Erziehungsdirektorenkonferenz ist die nationale Stimme
in Bildungsfragen in der föderalistisch aufgebauten Schullandschaft. Im aktuellen
Sprachenstreit kommt dem Amt eine wichtige Rolle zu in der Vermittlung zwischen
Bund und Kantonen und den Sprachregionen. Dasselbe gilt bei Fragen rund um die
Hochschulfinanzierung.
Am Mittwoch werden die Erziehungsdirektoren ihr Präsidium neu besetzen,
weil der Basler Christoph Eymann das Amt abgibt. Während sich bei früheren
Wahlen jeweils relativ früh eine Nachfolge abzeichnete, kommt es dieses Mal zu
einer spannenden Ausmarchung in letzter Minute – und zwar zwischen zwei
Vertretern der gleichen Partei, der CVP.
Sowohl die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner als auch ihr
Luzerner Amtskollege Reto Wyss haben Interesse am Präsidium angemeldet. Und sie
denken nicht daran, von ihrer Kandidatur abzurücken. «Ich bin davon überzeugt,
die besten Voraussetzungen für dieses Amt mitzubringen», sagte Steiner am
Samstag. «Ich halte an meiner Kandidatur fest», sagte Wyss.
Beide können sich gute Chancen auf Unterstützung ausrechnen. Für Wyss
spricht, dass er bereits fünf Jahre Erziehungsdirektor ist und damit mehr
Erfahrung aufweist. Zudem hat er sich in dieser Zeit innerhalb der Konferenz
als konzilianter Kollege etabliert. Steiner wird von Mitgliedern als «forsch,
aber dossierfest» beschrieben. Die Zürcherin, die seit einem Jahr im Amt ist,
hat sich bei den welschen Erziehungsdirektoren beliebt gemacht, indem sie sich
für ihre Anliegen stark einsetzte. Den Anti-Zürich-Reflex – ausgelöst vom
damaligen Reform- und Englisch-Turbo Ernst Buschor – habe sie überwunden,
heisst es. Für sie spricht auch, dass sie den Standort der grössten Schweizer
Hochschulen (Universität und ETH) vertritt, während Luzern nur eine kleine und
junge Universität hat. Beobachter stellen «mehr Drive bei der Zürcher
Kandidatin» fest.
Offen ist, ob es am Mittwoch wirklich zum direkten Kampf kommt. Beide
Kandidaten betonen, dass es der Sache dienlich wäre, wenn sich nur einer der
beiden zu Wahl stellen würde, damit es nicht zur Kampfwahl kommt. Steiner will
Spannungen in der EDK vermeiden. «Es ist mir wichtig, dass das Gremium
jederzeit arbeits- und konsensfähig bleibt», sagt sie. Auch Wyss will noch eine
Einigung vor den Wahlen erzielen «Ich werde mit Frau Steiner Kontakt
aufnehmen», sagt er.
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