Eltern bekämpfen späteren Schulbeginn – dem Aescher
Pilotprojekt droht das vorzeitiges Aus.
Bad News für müde Schüler: Aescher Pilotprojekt droht das Aus, bz Basel, 29.10. von Benjamin Wieland
Die Sekundarschule Aesch will wachere Schüler.
Deshalb verschob sie den Beginn der Lektionen auf das laufende Schuljahr hin
generell von 7.30 auf 8.20 Uhr. Es ist der erste derartige Versuch an
einer Sekundarschule im Kanton Baselland – doch das Pilotprojekt könnte bald
wieder zu Ende sein.
Grund sind erboste Eltern. Sie wehren sich dagegen,
dass ihr Nachwuchs morgens 40 Minuten länger liegen bleiben darf. Wohl weniger,
weil sie ihren Sprösslingen den Schlaf nicht gönnen würden, sondern, weil diese
dadurch keinen freien Nachmittag mehr haben. Aufgrund der hefigen Reaktionen
hat sich die Schulleitung nun dazu bereit erklärt, erste Anpassungen im
Stundenplan vorzunehmen. Und zwar bereits für das neue Semester, das am 14.
Januar beginnt. Ursprünglich war vorgesehen, die Erfahrungen mit dem neuen
Schulbeginn diesen Winter auszuwerten und in die Planungen des neuen
Schuljahres 2017/18 einfliessen zu lassen.
Schule befragt Eltern
Noch hat die Schulleitung keinen Entscheid
getroffen. Sie will zuvor die Akzeptanz des Schulstarts um 8.20 Uhr selbst in
Erfahrung bringen. Deshalb hat sie eine Umfrage mit acht Fragen lanciert. «Wir
wollen wissen», sagt Carol Rietsch, einer der zwei Schulleiter, «was Eltern,
Schülern, Lehrern und den weiteren Anspruchsgruppen wie Musikschule und
Primarschule grundsätzlich wichtiger ist: der spätere Schulbeginn oder der
freie Nachmittag.»
Die Umfrage läuft noch bis kommenden Mittwoch.
«Danach werden die Resultate ausgewertet», sagt Rietsch. «Mitte November werden
wir über die weiteren Schritte informieren.»
Wie aus einem Brief der Schule von Mitte September
an die Erziehungsberechtigten hervorgeht, werden diese und die Lehrkräfte
online befragt, die in der Regel 13- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler
klassenweise. Weitere Betroffene wie die Musikschule würden «angemessen
konsultiert».
Den um 40 Minuten nach hinten verschobenen
Schulbeginn beschloss der Lehrerkonvent der Sekundarschule Aesch grundsätzlich
bereits im März. Man erhoffte sich aufmerksamere Schüler und stützte sich auf
Forschungen der Chronobiologie. Eine Studie der Universität Basel hatte
ergeben, dass Jugendliche bereits dann aufnahmefähiger sind, wenn sie morgens
zwanzig Minuten länger schlafen können.
An der Sekundarschule Aesch sind nicht alle
Schülerinnen und Schüler vom späteren Schulbeginn betroffen. Einige Lektionen
beginnen – wie bis anhin – bereits um 7.30 Uhr. Auch hatten 11 von 19 Klassen
weiterhin mindestens einen freien Nachmittag.
Basel-Stadt hat bereits
reagiert
Die Elterngruppe wehrte sich unter anderem mit eigenen
Umfragen gegen den verschobenen Unterrichtsbeginn. Der Ton zwischen Eltern und
Schulbehörden wurde zunehmend gereizt. An einer Aussprache von Mitte September
zwischen Eltern und Schulrat war ein Mediator anwesend.
Der Schulrat der Sek Aesch teilt auf Anfrage mit,
er unterstütze Anpassungen beim Stundenplan, falls solche bei der Befragung
gewünscht würden. Für die Stundenpläne ist jedoch grundsätzlich die
Schulleitung zuständig.
Wie in Aesch wurde auch im Stadtkanton auf die
Erkenntnisse der Chronobiologie reagiert: Seit dem Schuljahr 2015/16 beginnt an
den öffentlichen Schulen in Basel-Stadt der Unterricht generell zwanzig Minuten
später, also um 8 statt um 7.40 Uhr.
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