Fünf Monate sind vergangen, seit die Delegierten des Lehrerinnen-
und Lehrervereins Baselland (LVB) am 16. März die Lancierung von zwei
Initiativen gegen den Sparkurs bei der Volksschule beschlossen haben. Doch
lanciert sind die Volksbegehren bis heute nicht. Die Geschäftsleitung muss
inhaltlich nochmals über die Bücher. Schon am Tag nach der
Delegiertenversammlung hatte die BaZ darauf hingewiesen, dass «unmögliche oder
offensichtlich rechtswidrige Volksbegehren» gemäss Verfassung für ungültig
erklärt werden müssen. Dies soll jetzt verhindert werden. «Wir werden
Korrekturen vornehmen», erklärte Geschäftsleiter Michael Weiss der BaZ.
Schul-Initiativen werden mit Verspätung lanciert, Basler Zeitung, 12.8. von Thomas Dähler
Höhere Hürden fürs Sparen
Mit
den beiden formulierten Gesetzesinitiativen will der LVB Vorgaben für
Sparmassnahmen bei der Bildung verankern und die demokratischen Hürden dafür höherstellen.
Erschwert würden Reformen wie die Frühfremdsprachen, interkantonale Verträge
wie der Universitätsvertrag oder Sparmassnahmen wie grössere Schulklassen,
höherer Pflichtstunden für Lehrerinnen und Lehrer oder Kostenübertragungen an
Eltern und Erziehungsberechtigte.
Die
Initiative zur gerechten Verteilung der Bildungsressourcen will Vorgaben
verankern für den Fall, dass der Kanton und die Gemeinden Einsparungen im
Bildungsbereich vornehmen. In diesem Falle müssten die Abstriche zuerst bei
Reformprojekten und überkantonalen Bildungsprojekten vorgenommen werden.
Anschliessend müssten Verwaltungskosten eingespart werden. Und ein allfälliges
restliches Sparvolumen müsste auf die Schulstufen gemäss ihrem Anteil an den
Kostensteigerungen verteilt werden, wobei auch interkantonale Verträge neu
ausgehandelt werden müssten. Dies richtet sich insbesondere gegen den
Baselbieter Beitrag an die Universität Basel, den grössten Kostentreiber im
Bildungsbereich des Kantons Baselland.
Die
zweite Initiative «zum Schutz essenzieller Rahmenbedingungen» will höhere
demokratische Hürden einführen, die bei der Einführung grösserer Schulklassen,
bei Einschränkungen von Schulveranstaltungen, bei Kürzungen bestimmter
Schulfächer sowie bei Veränderungen des Berufsauftrags der Lehrkräfte gelten
sollen. Gemäss der ursprünglichen Absicht sollen für Beschlüsse jeglicher Art
zu den genannten Bereichen neu Landratsentscheidungen mit einer
Zweidrittelmehrheit nötig sein.
Die
Vorbehalte gegen die Rechtskräftigkeit betrafen die zweite Initiative. Der LVB
schlug die Kritik anfänglich in den Wind und kündigte den Start der
Unterschriftensammlung nach den Sommerferien an. Gestern bestätigte
Geschäftsleiter Weiss jedoch die Anpassung des Initiativtextes und kündigte an,
der LVB werde das Initiativkomitee auch personell noch ausbauen, sodass erst
später mit der Unterschriftensammlung begonnen werden könne. Noch seien die
Initiativtexte nicht von der Landeskanzlei vorgeprüft worden. Bis zur
Delegierten- und Mitgliederversammlung am 14. September wolle man jedoch bereit
sein.
Regierung bevormundet
Fragwürdig
im ursprünglich geplanten Gesetzestext ist die Bestimmung, wonach für
regierungsrätliche Verordnungen und für Regierungsratsbeschlüsse die Zustimmung
des Landrats mit einer Zweidrittelmehrheit erforderlich sei. Damit würde die
Regierung auf kaltem Weg entmachtet und durch den Landrat bevormundet. Eine
solche Regelung im Bildungsgesetz widerspräche deshalb übergeordnetem Recht.
Wenig
sinnvoll ist es auch, im Bildungsgesetz eine Zweidrittelmehrheit für Änderungen
im gleichen Gesetz festzuschreiben, denn eine solche wäre bei einer Revision
des Bildungsgesetzes leicht auszuhebeln. Wirkung entfalten könnten hingegen vor
allem höhere Hürden für die Verabschiedung von Dekreten durch den Landrat. Ein Dekret
ist eine landrätliche Verordnung und kann gemäss geltendem Recht vom Landrat
mit einfachem Mehr verabschiedet werden – im Gegensatz zu einem Gesetz, für das
gemäss Verfassung eine Volksabstimmung nötig ist, wenn es im Landrat nicht mit
einem Vierfünftelmehr verabschiedet wird.
Die
Initiativen werden jetzt erst im Herbst lanciert. «Es pressiert uns nicht»,
meinte Weiss gestern. Mit der Unterschriftensammlung dürfte Ende September
begonnen werden.
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