Roland Wittwer ist Medienpädagoge und Berater für Schulen in Weinfelden TG. Im Interview äussert er sich zum Unterricht mit Computern.
"Die Entwicklung muss man akzeptieren", Bild: Samuel Trümpy
Dank Computer in eigenem Tempo lernen, Migros Magazin, 30.5. von Thomas Vogel
|
Roland Wittwer, was bringt ein
intensiver und früher Einsatz von Computern im Unterricht?
Computer
im Unterricht fördern individuelles und selbst gesteuertes Lernen, das ist ein
Mehrwert gegenüber dem traditionellen Unterricht. Denn nicht jeder Schüler
kommt mit dem gleichen Lernmodell und im gleichen Lerntempo zugange. Das wird
aber beim herkömmlichen Unterricht vorausgesetzt. Mit dem Computer kann jeder
gezielter den Lernstoff im eigenen Tempo lernen.
Wenn alles am Computer gelernt
werden kann, ist demnach der Lehrer überflüssig?
Auf
keinen Fall. Es braucht Lehrpersonen, um Fragen und Unsicherheiten zu klären,
die Schüler anzuleiten und zur Lernkontrolle.
Ab welchem Alter sehen Sie den
Einsatz von E-Learning?
Reines
E-Learning erachte ich auf Primarschulstufe als ungeeignet. Es findet dabei zu
wenig Auseinandersetzung unter den Lernenden statt. E-Learning kann jedoch den
Unterricht ergänzen.
Alle starren heute nur noch auf
ihr Handy, schauen sich Youtube-Filme an oder sind auf WhatsApp. Ist das die
Zukunft unserer Kinder?
Diese
Entwicklung muss man akzeptieren, und sie lässt sich kaum mehr umkehren.
Fachleute müssen Eltern in der Medienerziehung unterstützen und Ängste
ausräumen.
Werden so Kinder nicht zu
Medienjunkies getrimmt?
Natürlich
darf man die Kinder nicht nur einseitig auf die Nutzung digitaler Medien
trimmen. Eine sinnvolle Freizeitgestaltung ausserhalb der digitalen Welt muss
sein. Aber das ist bei den heutigen Kindern, den sogenannten «digital natives»,
weniger ein Problem. Sie wachsen mit der Technik auf und können sie natürlicher
in den Alltag integrieren.
Was, wenn Eltern nicht möchten,
dass ihr Kind mit so viel Smartphone- und Tabletkonsum aufwächst?
Es
braucht ein Umdenken der Eltern. Man muss akzeptieren, dass Kinder heute anders
kommunizieren, als man es früher tat. Das bedeutet nicht, dass es schlechter
ist. Tablets, Smartphones und Internet sind heute in fast allen Haushalten
vorhanden. Also müssen Eltern lernen zu akzeptieren, dass Kinder diese Dinge
einsetzen – und zwar so, wie sie es für praktisch erachten. Auch zum Lernen.
Die Projektschule Arth-Goldau
praktiziert das System «Bring your own Device» (BYOD), also jeder Schüler
arbeitet mit einem privaten Gerät. Was halten Sie davon?
Da fast
jeder Haushalt mit solchen Geräten ausgerüstet ist, bietet sich das BYOD-Modell
geradezu an. So bleiben die Kosten für die Schule trotz beschränktem
Lebenszyklus der Geräte überschaubar. Der Nachteil ist, dass verschiedene
Systeme wie Android, iOS oder Windows unter einen Hut gebracht werden müssen.
Erhöht der Einsatz privater
Geräte nicht die Gefahr von Betrugsversuchen bei Prüfungen?
Das steht
und fällt mit den Lehrern und der eingesetzten Infrastruktur. Klar beinhalten
persönliche Geräte bei Prüfungen ein Missbrauchsrisiko. Durch spezielle
Software an Schulcomputern, können Systeme und Webseiten jedoch eingeschränkt
und überwacht werden.
Gibt es bald zwei Klassen von
Schulen – die einen mit, die anderen ohne Gadgets?
Nein,
denn der neue Lehrplan 21 beinhaltet das Lernen mit digitalen Medien. So werden
für alle dieselben Voraussetzungen geschaffen.
Die digitalen Experten gehen in Stellung auf beziehen sich natürlich auf den Lehrplan 21. Dieser sorgt dafür, dass künftig alle Schulen digital hochgerüstet werden und dass die Schüler gezielt im eigenen Lerntempo voranschreiten.
AntwortenLöschenHier öffnet sich ein weiteres Konfliktfeld: Es ist meines Wissens nicht bewiesen, dass die Kinder mit Computer besser lernen als ohne. Es scheint eher das Gegenteil zuzutreffen. Auch die Kosten sind nicht ausgewiesen.
Die Stoffvermittlung wird an den Computer weitergereicht. Die Lehrerrolle beschränkt sich auf technische Unterstützung und das Überprüfen der Lernziele. Damit kann dann der Fachunterricht an den PH noch weiter gekürzt werden.
Den besorgten Eltern muss nur noch die Angst genommen werden.
Das obige Interview ist ein Musterbeispiel, wie die Schule von "Experten" umgekrempelt wird: planlos und ohne die Auswirkungen zu bedenken.