17. April 2016

Schuleiter zukünftig von Gemeinden besoldet

Keine Lohnkürzungen, keine Vorgaben für grössere Klassen: Die Sparmassnahmen der Bildungsdirektion richten auf den ersten Blick kaum langfristige Schäden an. Bildungsdirektorin Silvia Steiner hatte sich zum Ziel gesetzt, nicht auf Kosten der Qualität zu sparen und im Kernbereich der Schule, dem Unterricht, keinen Abbau zu betreiben.
Die Gemeinden zahlen mit, NZZ, 14.4. von Walter Bernet



Die Vorgabe der Regierung lautete, im Bereich der Volksschule bis 2019 jährlich 20 Millionen Franken, bei den Mittelschulen 18 Millionen und bei den Berufsfachschulen 11 Millionen einzusparen. Im Bereich der Volksschule soll nun der grösste Spareffekt von einer Kommunalisierung der Schulleitungen herrühren. Die Massnahme setzt eine Gesetzesänderung voraus und könnte erst ab 2019 greifen. Die Schulleiter würden dann von den Gemeinden statt vom Kanton angestellt, der Kanton würde seinen Anteil von 20 Prozent an der Besoldung einsparen – was für den Kanton mit jährlich 14,8 eingesparten Millionen Franken zu Buche schlagen würde.

Die Massnahme stösst bei den Lehrer- und Schulorganisationen generell auf Kritik. Befürchtet wird namentlich eine Verstärkung des Spardrucks in den Gemeinden durch diese Abwälzung der Kosten. Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband hält Steiner immerhin zugut, dass sie die Lektionenverpflichtung der Volksschullehrkräfte nicht erhöht. Nur der Verband der Schulpräsidien erachtet die Massnahme als prüfenswert; sie könne die Autonomie der Gemeinden stärken.




In den Mittelschulen spart Steiner durch eine Erhöhung des Pflichtpensums der Sprachlehrer von 22 auf 23 Lektionen jährlich 4 Millionen Franken. Ausserdem sollen die Mittelschullehrer für die während der Husi-Kurse ausfallenden Lektionen nicht mehr entschädigt werden, was die Kosten um jährlich 1,5 Millionen Franken senkt. Pro Jahr rund 4 Millionen Franken sollen mit einem neuen Finanzierungsmodell der Mittelschulen gespart werden: Die Beiträge für das (billigere) Unter- und das Obergymnasium sollen sich künftig unterscheiden. Schülerpauschalen für Ausscheidende sollen nicht mehr für das ganze Jahr bezahlt werden, und die Zahl der Ausscheidenden soll durch höhere Hürden am Eingang gesenkt werden. Diese Massnahmen sollen auch als Anreize zur Optimierung der sehr unterschiedlichen Klassengrössen wirken.

Die kantonalen Lehrwerkstätten für Schreiner in Zürich und für Bekleidungsgestalterinnen in Winterthur mit je über 50 Lernenden sollen aufgehoben werden. Seit längerer Zeit verhandelt wird über die Beschränkung der kantonalen Beiträge für die Mechatronik-Schule Winterthur an die Kosten für 160 Lernende. Rund 60 Lernende treten dort jedes Jahr ein. Insgesamt können so gut 4 Millionen Franken pro Jahr gespart werden. Eine Einsparung von 2,8 Millionen Franken jährlich soll bei den Berufsschulen zudem durch einheitliche Schülerpauschalen erzielt werden.

Zusätzliche Opfer musste die Bildungsdirektion in einer zweiten Sparrunde erbringen. Betroffen sind auch die Hochschulen und das Amt für Jugend und Berufsberatung. Für den um 4 Millionen Franken pro Jahr gekürzten Staatsbeitrag bringt die Universität Verständnis auf. Weitere Sparpläne betreffen die Beiträge an ausserkantonale Hochschulen, die allgemeine Weiterbildung an den Berufsfachschulen, die Konservatorien in Zürich und Winterthur, den Heimbereich und das kürzlich reformierte Stipendienwesen. 

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