Am 24. April stimmt die Innerrhoder Landsgemeinde über eine Initiative ab, die den Lehrplan 21 bekämpft. Im sonst eher beschaulichen Appenzell steigt der Druck, was sich auch in der lokalen Presse zeigt.
Landsgemeinde soll zum "Leuchtturm" werden, Appenzeller Volksfreund, 17.3.
Die
Druckerschwärze auf dem Landsgemeindemandat 2016 ist noch nicht trocken. Aber
die NZZ hat schon vor längerer Zeit entdeckt, dass aller Augen nach Innerrhoden
schauen werden, weil hier die erste Abstimmung überhaupt gegen den Lehrplan 21
stattfindet. Das aber ist falsch: Wir stimmen über eine Initiative ab – mit
ungewissen Konsequenzen für den Weiterweg in unseren Schulstuben.
Der
«Lehrplan 21» hat nichts mit dem 21. Jahrhundert zu tun. Er beabsichtigt, in
den 21 deutschsprachigen Kantonen eine Vereinheitlichung des Unterrichts zu
erwirken, damit der Kantonswechsel einer Familie für deren Kinder keine
erheblichen Nachteile bringt. Am Beispiel des Sprachenstreits ist die
Notwendigkeit dieses Schrittes für jedermann ablesbar. Bis heute herrscht in
der Frage, ob Englisch oder Französisch als erste Fremdsprache auf der
Primarstufe gelehrt werden soll und ab welcher Klasse, kein Konsens.
Überraschende Dynamik
In 14 von 21 Kantonen wird der «Lehrplan 21» als Wasserkopf der EDK taxiert und bekämpft. Die konzertierte Aktion geht von der SVP aus, hat in der Zwischenzeit aber auch Unterstützung der Linken erhalten. Eine Hochglanz–Kampfschrift mit dem Titel «Einspruch!» wurde in drei Auflagen zu 5500 Exemplaren in der ganzen Deutschschweiz in Umlauf gebracht, die kritische Gedanken zu Bologna, Harmos und Lehrplan 21 enthält. Diese Broschüre wurde dieser Tage an ausgewählte Personen in Innerrhoden verschickt im Hinblick auf die Diskussionsveranstaltung von heute Abend im Nebengebäude des Restaurants «Hof» in Appenzell, wo Bruno Nüsperli zum Thema «Kompetenzorientierung – was ist das?» referieren wird. Absender ist nicht Gastgeber Paul Bannwart mit seinen engsten Anhängern. Als Briefträger unterzeichnen Grossrat und GFI–Präsident Josef Manser sowie die Unternehmer Marco Sager und Markus Wetter. Das überrascht.
Sturm von Rechts und Links
An dieser Stelle sei aus dem Beitrag von Heilpädagoge Roland Stark (SP) im erwähnten «Einspruch!» zitiert. Er bedauert, dass das Thema «Schule» nach leidenschaftlichen politischen Auseinandersetzungen der 1960er– und 1970er–Jahre auf der Prioritätenliste aller Parteien weit nach hinten gerutscht sei und fährt fort (Zitat): «Die Volksschule als Wahlkampfthema wurde – kaum überraschend – schliesslich von der SVP entdeckt. Ihr Chefstratege Christoph Blocher, assistiert von seiner Frau und dem «Experten» Nationalrat Ulrich Schlüer, orteten auf der Suche nach Brandbeschleunigern für die neue Oppositionspolitik die Schule als ideales Vehikel.» Stark geht mit der politischen Konkurrenz der SVP und der Bildungsbürokratie scharf ins Gericht. Sie hätten «mit ebenso traditionellen wie erfolglosen Rezepten reagiert: Verniedlichen der Probleme, Diffamierung der Kritiker oder einfach Schweigen. Die SP, zu deren Kerngeschäft einmal Erziehung, Bildung und Kultur gehörte, sei als kritische Begleiterin der Reformprozesse praktisch ausgefallen, poltert Roland Stark. Nun habe der Wind gedreht, die Linke sei erwacht. Populärste Autorin in der Broschüre ist SP–Ständerätin Anita Fetz. Sie will – wie die Mitautoren – auf Fehlentwicklungen hinweisen, wofür sie den Titel: «Der Lehrplan 21 ist gescheitert» wählt, während Walter Herzog einen «Auswuchs einer masslosen Bildungspolitik» ortet.
Das Schweigen brechen
Interessant ist, dass nun scheinbar alle Welt gespannt auf den Entscheid der Innerrhoder Landsgemeinde wartet. Beat Kissling, einer der Verfasser des «Einspruch!» schreibt in einem Brief an die AV–Redaktion, er habe die Botschaft von Landammann und Standeskommission zur Initiative Bannwart an den Grossen Rat gelesen und dabei feststellen müssen, dass die Befürchtungen und Anliegen des Initianten zwar erkannt worden seien. Die offizielle Argumentation basiere aber gänzlich auf jener der EDK, «deren Anliegen offensichtlich darin besteht, den Lehrplan 21 einzuführen beziehungsweise umzusetzen, noch bevor eine öffentliche Debatte überhaupt entsteht.» Das Phänomen sei in praktisch allen Kantonen zu beobachten, bedauert Kissling. Er geht nun davon aus, dass die Initiative Bannwart die Diskussion beflügeln wird.
Überraschende Dynamik
In 14 von 21 Kantonen wird der «Lehrplan 21» als Wasserkopf der EDK taxiert und bekämpft. Die konzertierte Aktion geht von der SVP aus, hat in der Zwischenzeit aber auch Unterstützung der Linken erhalten. Eine Hochglanz–Kampfschrift mit dem Titel «Einspruch!» wurde in drei Auflagen zu 5500 Exemplaren in der ganzen Deutschschweiz in Umlauf gebracht, die kritische Gedanken zu Bologna, Harmos und Lehrplan 21 enthält. Diese Broschüre wurde dieser Tage an ausgewählte Personen in Innerrhoden verschickt im Hinblick auf die Diskussionsveranstaltung von heute Abend im Nebengebäude des Restaurants «Hof» in Appenzell, wo Bruno Nüsperli zum Thema «Kompetenzorientierung – was ist das?» referieren wird. Absender ist nicht Gastgeber Paul Bannwart mit seinen engsten Anhängern. Als Briefträger unterzeichnen Grossrat und GFI–Präsident Josef Manser sowie die Unternehmer Marco Sager und Markus Wetter. Das überrascht.
Sturm von Rechts und Links
An dieser Stelle sei aus dem Beitrag von Heilpädagoge Roland Stark (SP) im erwähnten «Einspruch!» zitiert. Er bedauert, dass das Thema «Schule» nach leidenschaftlichen politischen Auseinandersetzungen der 1960er– und 1970er–Jahre auf der Prioritätenliste aller Parteien weit nach hinten gerutscht sei und fährt fort (Zitat): «Die Volksschule als Wahlkampfthema wurde – kaum überraschend – schliesslich von der SVP entdeckt. Ihr Chefstratege Christoph Blocher, assistiert von seiner Frau und dem «Experten» Nationalrat Ulrich Schlüer, orteten auf der Suche nach Brandbeschleunigern für die neue Oppositionspolitik die Schule als ideales Vehikel.» Stark geht mit der politischen Konkurrenz der SVP und der Bildungsbürokratie scharf ins Gericht. Sie hätten «mit ebenso traditionellen wie erfolglosen Rezepten reagiert: Verniedlichen der Probleme, Diffamierung der Kritiker oder einfach Schweigen. Die SP, zu deren Kerngeschäft einmal Erziehung, Bildung und Kultur gehörte, sei als kritische Begleiterin der Reformprozesse praktisch ausgefallen, poltert Roland Stark. Nun habe der Wind gedreht, die Linke sei erwacht. Populärste Autorin in der Broschüre ist SP–Ständerätin Anita Fetz. Sie will – wie die Mitautoren – auf Fehlentwicklungen hinweisen, wofür sie den Titel: «Der Lehrplan 21 ist gescheitert» wählt, während Walter Herzog einen «Auswuchs einer masslosen Bildungspolitik» ortet.
Das Schweigen brechen
Interessant ist, dass nun scheinbar alle Welt gespannt auf den Entscheid der Innerrhoder Landsgemeinde wartet. Beat Kissling, einer der Verfasser des «Einspruch!» schreibt in einem Brief an die AV–Redaktion, er habe die Botschaft von Landammann und Standeskommission zur Initiative Bannwart an den Grossen Rat gelesen und dabei feststellen müssen, dass die Befürchtungen und Anliegen des Initianten zwar erkannt worden seien. Die offizielle Argumentation basiere aber gänzlich auf jener der EDK, «deren Anliegen offensichtlich darin besteht, den Lehrplan 21 einzuführen beziehungsweise umzusetzen, noch bevor eine öffentliche Debatte überhaupt entsteht.» Das Phänomen sei in praktisch allen Kantonen zu beobachten, bedauert Kissling. Er geht nun davon aus, dass die Initiative Bannwart die Diskussion beflügeln wird.
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