17. März 2016

Bildungsrat soll abgeschafft werden

Vor fünf Jahren lehnte das Baselbieter Stimmvolk eine Abschaffung des Bildungsrates ab. Nun will ihm das Baselbieter Parlament wieder an den Kragen. Dessen finanzpolitische Kompetenzen und Kosten sind dem Landrat ein Dorn im Auge.













Die Politik will mehr Einfluss auf die Bildung nehmen, Bild: Keystone
Landrat will den Bildungsrat abschaffen, Basler Zeitung, 17.3.

Im Baselbiet soll der Bildungsrat abgeschafft werden. Der Landrat hat am Donnerstag einen Vorstoss der FDP-Fraktion mit 47 gegen 34 Stimmen bei einer Enthaltung an die Regierung überwiesen. Die Motion verlangt eine Vorlage zur Änderung des Bildungsgesetzes.
Der Bildungsrat sei gemäss seinen Befugnissen das eigentliche Steuerungsorgan im Kanton für die Bildung. Landrat und Regierung dürften nur untergeordnete Entscheide treffen, kritisierte die FDP. In anderen Kantonen seien die Kompetenzen dieser Gremien bereits reduziert oder Bildungsräte gestrichen worden.

Mehrheit für direkten Polit-Einfluss auf Bildung
Ebenso sei störend, dass der Bildungsrat finanzpolitische Entscheidungen treffen kann, ohne diese dem Parlament vorlegen zu müssen. Dies sei ein «unerträglicher» Kostenfaktor. Unterstützung gab es seitens der SVP und der Fraktion der GLP/Grünen-Unabhängigen. Die Struktur des Bildungsrates müsse überprüft werden.
Widerstand kam von der Ratslinken. Im Vorstoss werde die Funktion des Bildungsrats falsch verstanden, sagte eine SP-Sprecherin. Der Bildungsrat sei ein Beratungsgremium. Dieses sei notwendig, damit die Bildung nicht weiter politisiert werde. Vor fünf Jahren habe das Volk zudem eine Abschaffung des Bildungsrates abgelehnt, merkte die Grüne/EVP-Fraktion an. Auch die CVP/BDP sprach sich mehrheitlich gegen eine Abschaffung des Bildungsrates aus.

Regierung wollte nur prüfen
Die Regierung stellte sich gegen eine isolierte Abschaffung des Bildungsrates. Ein solcher Schritt müsse im gesamten Kontext des Bildungswesens überprüft werden. Bildungsdirektorin Monica Gschwind plädierte jedoch erfolglos für die Umwandlung in ein Postulat, mit der eine Auslegeordnung möglich gewesen wäre.

Mehrere Denkanstösse hat die FDP in der Debatte zuvor aus ihrer Motion gestrichen. Darin wurde etwa vorgeschlagen, dass für Primarschulen eine rigorose Gemeindehoheit und für die Sekundarstufe eine Regionalisierung zu prüfen sei oder dass Eltern künftig für Sonderschulungen wie Logopädie selber verantwortlich sind.

1 Kommentar:

  1. Aus der Basler Zeitung vom 18.3.
    Die Mehrheit im Landrat will keinen Bildungsrat mehr

    Regierung muss eine Vorlage zur Abschaffung ausarbeiten

    Von Thomas Dähler

    Liestal.Der Landrat will den Bildungsrat abschaffen. Mit 47 zu 33 Stimmen hat er gestern einer Motion von Paul Hofer (FDP) überraschend deutlich zugestimmt. Damit hat die Regierung den Auftrag erhalten, das Bildungs­gesetz und die dazugehörigen Verordnungen zu revidieren. Schon heute kann davon ausgegangen werden, dass das Volk den definitiven Entscheid an der Urne fällen wird.

    Paul Hofer führte aus, dass die Kompetenzen im Bildungsbereich «strukturell falsch» zugewiesen seien. Störend sei insbesondere, dass der Bildungsrat finanzpolitische Entscheide fällen könne, ohne diese dem Landrat vorzulegen. Die heutigen Aufgaben des Bildungsrats sollten deshalb anderen Organen zugewiesen werden. Unterstützt wurden Hofer und die FDP-Fraktion von der geschlossenen SVP, von der Fraktion der Grünliberalen und Grünen-­Unabhängigen sowie von einzelnen Abweichlern aus anderen Fraktionen. Die freisinnige Bildungsdirek­torin bekämpfte die Motion vergeblich. Ihr Kompromissvorschlag, das Anliegen in der Form eines unverbindlichen Postulats zu überweisen, verhallte in der eigenen Fraktion ungehört.

    Verteidigt wurde der Bildungsrat von der SP, den Grünen und der CVP. Die Funktion des Bildungsrats werde «komplett missverstanden», erklärte Miriam Locher (SP). Der Bildungsrat sei ein beratendes Organ aus Fachleuten. Sabrina Corvini (CVP) sagte, die CVP wolle nicht, dass der Landrat zu detailliert über Schulfragen diskutiere oder die Verwaltung zu viel entscheiden könne. Florence Brenzikofer (Grüne) erinnerte an den Volksentscheid von 2011. Es brauche in Bildungsfragen ein ausgewogenes Fachgremium wie den Bildungsrat.

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